Ingolstadt
Da joggen, wo einst Züge fuhren

Ballonläuferin beim Halbmarathon: Birgit Nixdorf trainiert auf der alten Bahnstrecke in den Donauauen

22.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Wo einst Züge fuhren, joggt Birgit Nixdorf am liebsten. Beim Halbmarathon ist sie wieder als Ballonläuferin dabei und gibt den Läufern so eine Orientierung. Auch wenn ihre Zeit somit schon feststeht, trainiert sie doch regelmäßig. Ihre Runde ist wie eine Reise in die Vergangenheit.

Birgit Nixdorfs Zeit beim Ingolstädter Halbmarathon steht schon fest, bevor die Veranstaltung überhaupt begonnen hat. Denn die 47-Jährige gehört in diesem Jahr zu den sogenannten Ballonläufern. Sie wird am 29. April mit einem umgebundenen Ballon, auf dem eine vorgegebene Zeit steht, auf die 21,1 Kilometer lange Strecke gehen. Dafür bereitet sie sich mitten in der Natur vor. Und zwar dort, wo vor einigen Jahren noch Züge gefahren sind.

Das Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins im Baggerweg ist der Startpunkt ihrer insgesamt 10,7 Kilometer langen Trainingsroute. "Meine absolute Lieblingsstrecke", sagt die 47-jährige Lehrerin. In den Donauauen kann Birgit Nixdorf vom Alltag in der Berufsschule abschalten. "Es ist schön ruhig. Fast schon idyllisch." Und wie eine Reise in die Vergangenheit. "Wenn ich mir vorstelle, dass auf dem Grund, auf dem ich jogge, vor einigen Jahren noch Züge gefahren sind, dann ist das schon fast ein wenig mythisch."

Nicht selten gibt es Zuschauer, die es sich an der Laufstrecke bequem machen. Aber - keine Menschen, sondern Tiere. "Es ist toll, was sich hier alles rumtreibt", erzählt Birgit Nixdorf. Vor wenigen Tagen habe sie erst "Osterhasen" angetroffen. Auch Rebhühner oder Wildgänse geben sich ab und zu die Ehre. Unter den Tieren sind aber auch ungebetene Gäste. "Vor Schlangen fürchte ich mich ein wenig", erklärt die leidenschaftliche Läuferin. Umso mehr mag sie es, wenn "der Duft der Pferde", die entlanggaloppieren, in der Luft liege. "Das ist dann fast wie früher, als ich noch öfter geritten bin." Die Strecke, die größtenteils geschottert ist und unter anderem am Wasserwerk Buschletten vorbeiführt, ist auch bei Radfahrern längst kein Geheimtipp mehr.

Andere Läufer trifft Birgit Nixdorf auf ihrer Runde "überraschenderweise gar nicht so häufig". Dabei brächte die Strecke viel mit. "Sie ist überwiegend ziemlich flach. Und deswegen sowohl für Einsteiger als auch Fortgeschrittene geeignet. "Man kann hier unterschiedliche Dinge trainieren. Ein lockerer Trainingslauf ist genauso möglich wie Tempo- oder Steigerungseinheiten", sagt Nixdorf. Das nutzt sie in der Vorbereitung für den Halbmarathon in Ingolstadt am 29. April aus.

Bei der 17. Auflage der Laufveranstaltung geht sie wieder an den Start. Als Ballonläufer. Ihre Aufgabe: so zu laufen, dass sie nach zwei Stunden das Ziel erreicht. Das soll eine Orientierung für andere Läufer sein, die zwei Stunden oder eine ähnliche - knapp schnellere oder langsamere - Zeit anpeilen. Dabei hat Birgit Nixdorf einen Ballon um den Arm gebunden, auf dem ihre Zielzeit vermerkt ist. In 5 Minuten und 39 Sekunden muss sie dabei jeden Kilometer abreißen. Konstant über die ganze Distanz. "Ein paar Kilometer schneller und dann wieder langsamer laufen bringt nichts. Das verwirrt die Läufer nur."

Es ist das zweite Mal, dass die Haunwöhrerin als Ballonläuferin beim Halbmarathon mitmacht. "Auch vergangenes Jahr hat mich der Roland (Organisator Roland Muck, Anm. d. Red.) schon gefragt, ob ich da Lust hätte. Es hat sehr viel Spaß gemacht", sagt sie. Deswegen musste sie nicht lange überlegen. Eine kleine Panne, wie es sie 2016 gegeben hat, soll in diesem Jahr aber nicht passieren. Da ist ihr nämlich der Ballon geplatzt.

Den Halbmarathon in Ingolstadt bezeichnet sie als "eine Veranstaltung mit einer langen Tradition". Dort passe viel zusammen: Ambiente, Streckenführung und die Stimmung - sowohl unter den Läufern als auch unter den Zuschauern. "Die Leute von außen feuern immer an", so Nixdorf. Auch nach dem Wettkampf selbst herrsche Partystimmung. Und das nicht nur im Zielbereich. Große Laufá †veranstaltungen betreffend müsse sich Ingolstadt in Deutschland vor niemandem verstecken. "München kann da nicht mithalten. Lauftechnisch spielt Ingolstadt in einer Liga mit Berlin."