Ingolstadt
Lehrstellen last minute

30 Jugendliche kamen zur Ausbildungsbörse im Konradviertel

10.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:34 Uhr

Beratungsgespräch in ungewohnter Atmosphäre: Im Stadtteiltreff Konradviertel fand am Mittwochabend eine Last-Minute-Börse für Ausbildungsplätze statt. 30 junge Leute suchten Hilfe oder Anregungen wie hier am Stand des Klinikums - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Trotz hervorragender Arbeitsmarktlage bleiben in Ingolstadt junge Leute auf der Suche nach einer Lehrstelle auf der Strecke. Rund 30 von ihnen suchten am Mittwochabend die Last-Minute-Börse für Ausbildungsplätze im Stadtteiltreff Konradviertel auf.

Zum Beispiel Agnes, 16 Jahre alt. Sie hat sogar die Mittlere Reife absolviert – mit einer glatten Zwei. Die Jugendliche sucht noch eine Lehrstelle, als was, weiß sie allerdings selber nicht genau. „Ich bin noch unentschlossen.“ Etwa ein Dutzend Bewerbungen hat die 16-Jährige abgeschickt, hat etliche Vorstellungsgespräche geführt – ohne Erfolg. „Einen Tag lang hab’ ich in einer Glaserei probeweise gearbeitet“, erzählt Agnes. „Die hätten mich sofort genommen. Aber mir war die Arbeit zu schwer, und außerdem waren dort nur Männer beschäftigt.“ Jetzt möchte sie sich weiter informieren.

Zum Beispiel bei Serkan Engin, Ausbildungsakquisiteur der Handwerkskammer München und Oberbayern. „Gerade war ein Mädel mit Quali bei mir, die wollte Bürokauffrau werden und wusste gar nicht, dass das auch im Handwerk möglich ist. Bei uns gibt es noch absolut gute Chancen – gerade auch für Mittelschüler.“

Wäre das vielleicht eine Lösung für Jacqueline, die Bürokauffrau werden will? Die 16-Jährige hat den Quali absolviert und schon rund 50 Bewerbungen geschrieben, aber noch keine Lehrstelle gefunden. Wenn sich das nicht ändert, möchte sie die Mittlere Reife machen. Da der Unterricht schon begonnen hat, bleibt als einzige Möglichkeit nur eine Privatschule.

Auch Jacqueline hofft, bei der Last-Minute-Börse Kontakte zu knüpfen und vielleicht doch noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Schließlich sitzen hier Ansprechpartner von der Arbeitsagentur, vom Jobcenter, von der IHK und der Kreishandwerkerschaft, aber auch Vertreter von Betrieben wie Aldi Süd, Gebrüder Peters, Hillenbrand, Schödel oder dem Sicherheitsdienst Wisag und des Klinikums Ingolstadt.

Armin Stangl vom Hotel- und Gaststättenverband nimmt sich ebenfalls Zeit für Gespräche. Ob als Koch oder Restaurantfachmann – es gebe in seiner Branche noch Lehrstellen, betont er. Eines aber gibt er jedem jungen Menschen mit auf den Weg: „Lerne nur, was dir Spaß macht.“ Dass die Arbeitszeiten in der Gastronomie mitunter abschrecken, lässt Stangl nicht gelten: „Auch bei Audi musst du mal Sonderschichten fahren oder mit Kind und Kegel ins Ausland ziehen.“

Der städtische Integrationsbeauftragte Christian Lösel spricht den jungen Migranten Mut zu: „Ihr erlebt goldene Zeiten. Vor nicht allzu langer Zeit herrschte Jugendarbeitslosigkeit, heute sucht man händeringend Fachkräfte. Also nutzt diese Chance!“ Lösel erklärt am Rande der Veranstaltung, die Stadt bilde zurzeit sogar leicht über Bedarf aus, da in der Verwaltung innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 600 Planstellen neu besetzt werden müssten – aus demografischen Gründen. „Personalgewinnung ist deshalb künftig eine unserer wichtigsten Aufgaben.“

Einer ist am Ende auf alle Fälle zufrieden mit der Aktion, die auch vom Jugendmigrationsdienst mitgetragen wird: Stefan Mlynarzek, bayerischer Integrationsbeauftragter und Mitinitiator der Last-Minute-Börse für Ausbildung. „Wenn von diesen 30 Leuten nur fünf ihr Ziel erreichen, ist es eine wunderbare Sache.“