Ingolstadt
Kriegsspiele in Weiß und Blau

Landsknechte präsentieren die Nachbildung einer historischen Fahne aus dem Armeemuseum

13.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:37 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Die Nachbildung einer Fahne aus dem 30-jährigen Krieg weht künftig über den Kurfürstlichen Bayerischen Landsknechten aus dem schwäbischen Schwörsheim. Das Original hängt im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt.

Sein Name ist längst im Dunkel der Geschichte verschwunden, aber irgendwann im Verlauf des 30-jährigen Krieges (1618 - 1648) muss ein schwedischer Soldat eine bayerische Fahne erobert haben. Wieder daheim spendete er sie einer Kirche. Ein Akt der Buße, wie Ansgar Reiß, der Leiter des Bayerischen Armeemuseums erklärt. „Jeder Soldat weiß, dass im Krieg immer auch Unrecht geschieht.“ In Skandinavien überdauerte das Stück Generationen, bis es Anfang des 19. Jahrhunderts ramponiert und vergilbt dem Ingolstädter Museum gestiftet wurde. „Eine absolute Rarität“, so Reiß. „In Bayern gibt es keine weitere Fahne aus dem 30-jährigen Krieg.“

Kein Wunder also, dass sich der Verein der Kurfürstlich Bayerischen Landsknechte aus Schwörsheim im Nördlinger Ries an die Ingolstädter Historiker gewandt hat. Die Mitglieder der Truppe wollen die Zeit des 30-jährigen Krieges möglichst authentisch nachempfinden. Reenactment heißt diese besondere Form der Geschichtspflege. Um dem Original nahe zu kommen, reisten Vertreter des Vereins in die Schanz, um sich die Überreste der Fahne anzusehen. Das Exponat wurde fotografiert, vermessen und schließlich rekonstruiert. Künftig werden die nordschwäbischen Landsknechte mit der originalgetreuen Nachbildung der Fahne in ihre Feldlager ziehen. Auf blau-weißem Grund zeigt sie einen lorbeerumkränzten Schild mit den Monogrammen Jesu und Mariens. „Das heißt, dass die Fahne aufseiten der Katholischen Liga geführt wurde“, so Reiß.

Am Samstag haben die Landsknechte das Stück in Ingolstadt präsentiert. Militärpfarrer Klaus-Peter Lehner segnete die Fahne mit Weihwasser aus Lourdes, das er von einer Soldaten-Wallfahrt mitgebracht hatte. Nach dem feierlichen Akt wurde es kriegerisch. Mitglieder des Reenactmentvereins demonstrierten historische Kampftechniken und im Hof des neuen Schlosses wurde eine Wallbüchse abgefeuert. Bis die Ladung allerdings krachend losging, brauchte es einige Anläufe, da Schneeflocken das Schwarzpulver und die Lunte feucht werden ließen. „Kein Wunder, dass die Luntenschlösser später durch Schlösser mit Feuerstein ersetzt wurden“, kommentierte das ein kundiges Vereinsmitglied.