Ingolstadt
Kleine Marienkäfer auf Heimatsuche

Kinder und ihre Tagesmütter müssen bis Ende März ihre Räume verlassen Happy End deutet sich an

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Fröhliche Stimmung bei den Kleinen Marienkäfern, trotz der nervenaufreibenden Herbergssuche: Die Tagesmütter Ulrike Zinn (l.) und Iris Gerstmeier (im Hintergrund) betreuen neun Kinder in einer dafür gemieteten kleinen Wohnung. Aus der müssen sie bald raus. Der Abschluss eines neuen Mietverhältnisses platzte einige Monate nach der Zusage. Doch jetzt schaut es wieder gut aus. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Es ist dumm gelaufen. Und nun pressiert es. Ende März müssen die Kleinen Marienkäfer ihre Tagesstätte an der Eigenheimstraße verlassen haben. Die Suche nach einer neuen Heimat wurde zur mehrmonatigen Zitterpartie. Jetzt ist ein Happy End in Sicht.

Die schlechte Nachricht erreichte die Kleinen Marienkäffer im vergangenen Juni. Der Eigentümer ihrer Räume an der Eigenheimstraße kündigte nach acht Jahren den Mietvertrag; nichts zu machen. Erst sah es so aus, als würde sich alles wieder zum Guten wenden, denn die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG) bot den zwei Tagesmüttern, die derzeit neun Kinder in Vollzeit betreuen (ab April sind es zehn), gleich eine neue Unterkunft an der Münchener Straße an. "Alles hat gepasst!", erzählt Iris Gerstmeier, die Leiterin der Einrichtung. Der Architekt habe mit ihr Kontakt aufgenommen, die nötigen Unterlagen waren da. Die Monate vergingen. Der Umzug rückte näher. Und dann passierte es. Die nächste Hiobsbotschaft: "Jemand anderes hat völlig überraschend den Zuschlag für die Räume erhalten!"

Was für ein Schock. Und eine sehr unangenehme Situation: Der alte Mietvertrag gekündigt, der neue Mietvertrag geplatzt - jetzt drängte die Zeit immer mehr. Iris Gerstmeier und ihre Kollegin Ulrike Zinn begannen sofort, eine neue Heimat zu suchen. Eltern, Freunde und Bekannte halfen ihnen. Doch auch nach gut drei Monaten intensiver Bemühungen - die Absage der GWG ereilte die Kindertagesstätte wie gesagt im Herbst - hatten sie immer noch nichts gefunden. "Es ist unglaublich schwierig!", sagt Iris Gerstmeier. Der Ingolstädter Mietmarkt: das übliche Desaster.

Gruppen wie die Kleinen Marienkäfer nennt man Großtagespflegestellen. Hier betreuen Tagesmütter die Kinder - aber nicht bei sich zu Hause, sondern in eigens dafür angemieteten Räumen. Der Mietvertrag und die Finanzen laufen über das städtische Amt für Kinderbetreuung (es übernimmt auch 80 Prozent der Grundmiete), der Verein Mobile Familie unterstützt bei der Organisation des Angebots. Die Kleinen Marienkäfer gibt es seit 2008. Damals bezog man die kleine Zwei-Zimmer-Wohnung an der Eigenheimstraße.

Die Gruppe sucht eine ebenerdige Wohnung oder einen Laden, 80 bis 100 Quadratmetern groß (mehr als in den jetzigen Räumen, weil die Warteliste lang ist), mit Notausgang, Küche, Bad, Spielzimmer und einem Schlafraum, in den mindestens zehn Betten passen. Die Wunschlage: im Süden der Stadt, denn dort wohnen alle Marienkäfer-Kinder. Wer so eine Immobilie kurzfristig zu vermieten hat, würde ein mittleres Drama abwenden.

Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft hat sich bemüht, der Tagesstätte eine Ersatzheimat anzubieten, fand aber nichts Geeignetes. Peter Karmann, der Geschäftsführer, kann erklären, wie es zu der Absage an der Münchener Straße gekommen ist. Die GWG habe den Marienkäfern die Räume in einer neu gebauten Gewerbeimmobilie erst zugesagt, dann aber festgestellt, "dass die technischen Auflagen nicht zu erfüllen sind, und im Nachhinein ging das leider nicht mehr". Weil sich die Kinder auf zwei Etagen ausbreiten sollten, wäre eine Notrutsche vorgeschrieben gewesen, doch die könne man nicht einbauen, "weil die Abstände nicht passen und es auch nicht der Architektur des Gebäudes entsprechen würde", so Karmann. Einen derart schwierigen Umbau "können wir daher leider nicht leisten".

Am Tag, nachdem der DK mit Peter Karmann über den Fall gesprochen hatte, rief er in der Redaktion an: Die GWG habe jetzt kurzfristig doch noch ein Angebot für die Kleinen Marienkäfer gefunden: eine 108 Quadratmeter große Wohnung an der Hinterangerstraße (sie mündet in die Münchener Straße), ein Neubau, der sich "schon mit wenigen baulichen Maßnahmen" für die Kindergruppe herrichten lasse. Die Erzieherinnen seien schon informiert und werden die Wohnung bald besichtigen, erzählte Karmann. Deutet sich hier ein Happy End an? Schaut ganz so aus.