Ingolstadt
Klenze-Kaffee-Kränzchen

Im Elterngarten von Kindolstadt genießen auch die Mütter ein paar schöne Stunden

09.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:41 Uhr

"Ich will da auch rein", scheint der kleine Bub am Zaun zu denken. Aber Kindolstadt steht nur für Kinder von 7 bis 13 Jahren offen.

Ingolstadt (DK) Erwachsene sind Zaungäste in Kindolstadt. Nur 15 Minuten dürfen sie mit Visum drinnen bleiben, dann müssen die draußen warten - im Elterngarten.

An diesem sonnigen Nachmittag darf der Elterngarten getrost in Müttergarten umgetauft werden, denn Väter sind weit und breit nicht in Sicht. Es herrscht beste Stimmung: An einem Biertisch hat es sich eine Gruppe von acht Frauen aus Kösching und Kasing gemütlich gemacht - gewissermaßen zum Klenze-Kaffee-Kränzchen. Es wird munter geschwatzt und viel gelacht. Ein paar Stunden sitzen die Mamas schon beisammen, während der Nachwuchs Kindolstadt erkundet.

Insgesamt 16 Kinder seien dort unterwegs, zählen die Frauen geschwind durch. "Ich habe meinen Lukas extra von der Schule abgeholt und wir sind direkt her, damit er sich anstellen und für die anderen reservieren konnte", erzählt Martina Sawinski. Eine kluge Entscheidung, denn nach 15 Uhr schließt sich das Portal von Kindolstadt auch an diesem Tag wieder, weil die maximale Besucherzahl erreicht ist.

Es bildet sich sofort eine lange Schlange, und manche machen lange Gesichter. Gut lachen dagegen haben zwei Mütter aus Stammham. "Wir sitzen schon den ganzen Tag im Elterngarten", erzählen sie vergnügt. "Vormittags waren wir als Lehrerinnen von drei ersten Klassen aus Denkendorf hier, jetzt mit unseren eigenen Kindern. Am Vormittag war es ruhiger und angenehmer in Kindolstadt. Erst waren unsere Schüler verzweifelt, weil sie arbeitslos waren. Sie haben lange nach Jobs gesucht. Aber dann waren sie beschäftigt, und es hat ihnen super gefallen."

Manchmal klingt direkt ein wenig Neid bei den Erwachsenen durch. "Die Kinder stellen so tolle Sachen her", meint eine Frau und gesteht: "Ich hätte am liebsten mitgemacht. Die könnten doch auch mal eine Mütterstadt machen."

Immer wieder rennen Mädchen und Buben aus Kindolstadt zum Elterngarten, um ihren Müttern Filzblumen oder frisch umgetopfte Erdbeerpflanzen zu bringen - mit selbst verdienten Ingoldern gekauft. In dem ganzen Trubel sitzt eine jüngere Frau still über ein Buch gebeugt. "So komme ich endlich mal zum Lesen", sagt Daniela Endtner. "Mein Sohn und ich kommen fast täglich her, weil es ihm so gut gefällt. Ich habe mir Kindolstadt gleich zu Beginn angeschaut, als Eltern noch eine halbe Stunde bleiben durften, und bin begeistert. Das würde mir auch gefallen."

Ähnlich denkt wohl auch der kleine Bub, der am Zaun steht und sehnsüchtig gen Kindolstadt blickt. Seine großen Geschwister haben dort ihren Spaß, und er muss draußen warten. Bei den Erwachsenen. Mal schauen: Vielleicht gibt es ja eines Tages wieder eine Kinderstadt, und er ist alt und groß genug, um mitzuspielen.

Monika Stroetges hingegen möchte am liebsten noch einmal Kind sein. Sie versorgt die Besucher im Elterngarten mit Kaffee und Kuchen. Der kleine Stand wird von der gemeinnützigen GmbH "Arbeit fürs Leben" bewirtschaftet. Stroetges ist ehrenamtlich im Einsatz, unterstützt unter anderem von Berufsschülern, die auch backen für den Elterngarten. Ein Stück Kuchen kostet einen Euro, die Tasse Kaffee 50 Cent - sehr familienfreundliche Preise. In und um Kindolstadt kommt keiner zu kurz.