Ingolstadt
Kicker in Uniform

Polizist und Fußballer Den Lovric kämpft mit seinem Team um die Deutsche Meisterschaft

25.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Erinnerungsstück: Den Lovric mit dem Trikot, in dem er 2014 in Prag mit seiner Mannschaft den Fußball-Europameistertitel gegen Griechenland holte. Als Nächstes steht mit der Deutschlandauswahl ein Freundschaftsspiel gegen Frankreich an. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Am Mittwoch wird im Jahnstadion in Dachau ein spannendes Fußballspiel angepfiffen: Die bayerische Polizeiauswahl der Herren kämpft um die Endrundenteilnahme zur Deutschen Polizeimeisterschaft. Mit dabei ist auch Den Lovric. Er ist Polizist in Ingolstadt und Mittelfeldspieler in der Gesetzeshüter-Elf.

Normalerweise, denn derzeit laboriert der bayerische Mannschaftskapitän an einer Verletzung am Mittelfußknochen. Das zwingt ihn zu einer Auszeit in dem wichtigen Spiel gegen die Mannschaft mit Kollegen aus Baden-Württemberg. Somit heißt es für ihn jetzt Daumen drücken und "mentale Unterstützung" leisten, wie er es ausdrückt. Auch für seinen Mannschaftskameraden von der Polizeiinspektion Ingolstadt, Andreas Pollakowski, der ebenfalls im Kader der Bayern-Auswahl steht und aktuell in der Bezirksliga West beim TSV Langquaid kickt. Schwierig werde es allemal, schätzt Lovric, auch wenn er überzeugt ist, dass sein Team gewinnen kann. Das muss es auch. Denn die Württemberger haben ihr Vorrundenspiel gegen Gruppengegner Hamburg mit 4:1 gewonnen, Lovric und seine Kameraden nur mit 2:1. Den Spielern aus dem Nachbarbundesland würde ein Unentschieden zum Weiterkommen daher genügen.

Lovric ist 27 Jahre alt, stammt aus Slowenien und kam 2011 nach einer Ausbildung zum Rettungssanitäter zur Polizei. Derzeit kickt er für den FC Gerolfing in der Bezirksliga Nord. "Fußball ist mein Leben", sagt er. Dass das so ist, kann er eindrucksvoll belegen: Lovric ist aktuell der einzige Polizeinationalspieler Bayerns und amtierender Polizeifußball-Europameister. Zudem agierte er zwei Jahre als Spielertrainer beim SV Karlshuld und war früher Jugendnationalspieler in Slowenien. Im Grunde sei der Fußball es gewesen, der ihn motiviert habe, die Eltern und die Heimat zu verlassen und mit 15 Jahren ins Fußballinternat von Wacker Burghausen zu gehen. Dort erhält er eine Bundesligaausbildung, wie Lovric sagt, und kickt in der U 19 Bundesliga gegen heutige Weltstars wie Toni Kroos und Thomas Müller, die damals der Jugendmannschaft des FC Bayern München angehörten. Als Wacker 2008 in der neu eingeführten eingleisigen Dritten Liga spielt, hat der ehrgeizige Slowene einen Vertrag für die Klasse in Aussicht. Dann muss er drei Operationen über sich ergehen lassen - das Aus für seine Ambitionen im Profigeschäft.

Umso stolzer ist er heute auf seine Erfolge im Polizeifußball. Denn die würden oft verkannt, beklagt er sich. "Dabei wird bei uns Fußball auf Landesliga-Niveau gespielt", sagt er. Auch im Nationalteam, in das man durch Mundpropaganda berufen werde, gehe es "absolut professionell und hochklassig" zu, versichert Lovric. "Wir trainieren vor Spielen zweimal am Tag und erhalten Physiotherapie wie die Profis." Froh ist er auch darüber, dass sein Arbeitgeber den Polizeifußball derart unterstützt. Denn die Stunden, in denen er sich für die Bayern- und Deutschlandauswahl das Trikot überstreift, seien bezahlte Dienstzeit.

Das Talent am runden Leder scheint der Familie in die Wiege gelegt worden zu sein. Lovrics Bruder Sandi spielt derzeit für Sturm Graz in der österreichischen Bundesliga und gilt als Ausnahmetalent. "Momentan bin ich sein größter Fan", sagt Lovric, der ansonsten für Juventus Turin und dessen früheren Starspieler Alessandro Del Piero schwärmt. Sein Tipp für heute? "3:2 für uns, da beide Teams sehr offensiv spielen." Das Spiel in Dachau beginnt um 14 Uhr. Der Sieger steht Ende Mai als eine von fünf qualifizierten Mannschaften in der Endrunde zur Deutschen Polizeimeisterschaft im nordrhein-westfälischen Selm. Für die Bayern wäre es die erste Finalteilnahme seit 2006.