Ingolstadt
In schwierigem Fahrwasser

Der Widerstand gegen die Motorbootfahrten auf der Donau ebbt nicht ab – Hölzl: "Kann die Kritik nicht nachvollziehen"

21.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Donau-Zille im Testbetrieb: Die Besucher des Sommertraum-Fests am ersten Juli-Wochenende rauschten begeistert über den Fluss. Sobald die Stadt die Genehmigung erteilt, will der Veranstalter Reinhard Hölzl die Motorboottouren regelmäßig anbieten. Doch mehrere Fischer, Natur- und Vogelschützer legen dagegen Protest ein. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Genehmigung für die Bootstouren steht zwar noch aus, aber die Gegner sind schon auf Kurs. Unter anderem machen die Donaufischer und der Bund Naturschutz Front gegen die Motor-Zille. Reinhard Hölzl, der Donaubühnen-Wirt, ist ratlos. „All diese Bedenken wegen eines einzigen Boots“

Motorboote. Bei uns auf der Donau. Dieser Anblick ist Ingolstädtern nicht sehr vertraut. Entsprechend groß war der Andrang, als während des ersten Sommertraum-Fests am 4. und 5. Juli eine Motor-Zille mit Besuchern über den Fluss rauschte. „Wir hätten die ganze Nacht durchfahren können, so viele wollten mit!“, erzählt Reinhard Hölzl, der Veranstalter des Sommertraums und Wirt an der Donaubühne. Doch kaum waren wieder alle an Land, wurden die ersten Dissonanzen laut. Hölzls Zille sei ohne schriftliche Genehmigung gefahren, hieß es, Kinder hätten keine Schwimmwesten getragen, und auf Dauer bringe der Bootsbetrieb die Natur aus dem Gleichgewicht.

Josef Omasreiter erhebt in einem Leserbrief an den DK „im Namen der Donau- und Sandrachfischer“ Vorwürfe gegen den Veranstalter. „Herr Hölzl behauptet im DK-Bericht vom 28. Juni, er plane ,gemütliche Rundfahrten auf der Donau’, und lediglich die Fischereivereine würden sich noch querstellen. Das ist falsch. Beantragt hat Herr Hölzl Fahrten mit einem 60-PS-Außenbordmotor, zumindest in Teilstrecken im ,Gleitbereich’, was Vollgas bedeutet. Von gemütlichen Rundfahrten kann hier keine Rede sein.“ Entsprechend groß sei der Kreis der Gegner: Auch der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, der Fischereiverband und mehrere Fachberater würden die Fahrten ablehnen, schreibt Omasreiter. Er begründet seine Kritik: „Es geht den Fischern um die gesamte Flora und Fauna sowie den Erholungswert, welche durch solche, den gesamten Tag bis in die Abenddämmerung geplanten Gaudifahrten, erheblich beeinträchtigt würden.“

Wie berichtet, hat der Bund Naturschutz (BN) vor dem Zillen-Testbetrieb in einem Brief an OB Lösel Bedenken vorgetragen. „Ein Motorboot verursacht Lärm, Abgase sowie durch Wellenschlag und den Propeller Schäden an Fischen und anderen Gewässerorganismen“, argumentiert der BN. „Flora und Fauna am Ufer werden beeinträchtigt. Erholungsuchende an der Donau durch Lärm gestört.“

Hölzl steht der Kritik ratlos gegenüber: „All diese Bedenken wegen eines einzigen kleinen Boots? Das kann ich nicht nachvollziehen.“ Entscheidend sei nicht die PS-Zahl, sondern die Höchstgeschwindigkeit, und die liege „bei zehn Kilometern pro Stunde“, das verursache eine kaum zehn Zentimeter hohe Welle. „Was soll daran umweltschädlich sein? Was bitte machen wir damit kaputt“, fragt Hölzl. Zumal bei einer Zille, „die höchstens einmal in der Stunde ablegt“. Wenn so etwas schon die Natur gefährde, „dann frage ich mich, warum wir überhaupt noch Fische haben“.

Und zu den Schwimmwesten: „Die Zille hat genügend davon mitgeführt, wie es Pflicht ist“, erklärt Hölzl. Ob Eltern sie ihren Kindern oder sich selber anlegen, sei deren Entscheidung.

Der Protest gegen die (von der Stadt noch nicht genehmigten) Bootstouren des Unternehmers hat noch einen anderen Hintergrund: Der Förderverein für das Europäische Donaumuseum hätte auf der Donau gerne eine Strömungsfähre betrieben. Die Stadt habe das angeboten – auch der Freiwilligenagentur – und je 10 000 Euro dafür bereitgestellt, berichtet Georgine Müller vom BN. Das hätte sehr reizvoll werden können: Ohne Motor am Seilzug übersetzen und den Fluss ganz nah erleben. „Aber leider ist es sich nicht ausgegangen“, erzählt sie. „Wir haben es lang durchgerechnet. Wir hätten dafür mehrere 450-Euro-Kräfte einstellen müssen und dazu die vielen Versicherungen. Das war finanziell nicht leistbar.“ Von Motorbootfahrten eines „gewinnorientierten, privaten Betreibers“ hat der BN schon im Brief an OB Lösel abgeraten. Aber genauso wird es jetzt wohl kommen. Müller: „Da fragen wir uns natürlich: Bekommt Herr Hölzl von der Stadt einen höheren Zuschuss“

Die Antwort des Unternehmers: „Wenn die Stadt nicht so hinter mir stehen würde, könnte ich das alles überhaupt nicht machen! Denn mit den Zillentouren ist kein Geld zu verdienen. Das ist ein Zusatzangebot, das die Attraktivität steigert – bei schönem Wetter.“ Hölzl bittet darum, auch das zu bedenken.