Ingolstadt
"Ich bin froh, dass er die Mehrheit bekommen hat"

Siebenbürger in Ingolstadt äußern sich zum künftigen rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis

24.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

Sie freuen sich über den neuen, deutschstämmigen Präsidenten Rumäniens: Willy Schenker (l.) und Harald Gitschner erinnern sich anhand alter Zeitungsberichte an Begegnungen mit Klaus Iohannis - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Gerade eine Woche ist es her, dass der deutschstämmige Klaus Iohannis in Rumänien zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Iohannis, dessen Eltern und Schwester nach dem Ende der Ceausescu-Diktatur nach Bayern übersiedelten, stammt aus einer Familie von Siebenbürger Sachsen und ist seit dem Jahr 2000 Bürgermeister von Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen, einem ehemaligen deutschen Siedlungsgebiet nahe der Südkarpaten.

Von dort stammen auch Willy Schenker, Vorsitzender der Siebenbürger Sachsen in Ingolstadt, und sein Vereinskollege Harald Gitschner. Gitschner, der 1972 mit seiner Familie nach Ingolstadt kam und 20 Jahre später beruflich noch einmal nach Rumänien zurückkehrte, kennt Iohannis über die gemeinsame Arbeit im Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien von 2000 bis 2008 sehr gut. Überrascht hat ihn der Sieg in der Stichwahl gegen Ministerpräsident Victor Ponta nicht. „Ich habe selbstverständlich damit gerechnet“, sagt er überzeugt. „Ich kenne Iohannis als einen sehr bestimmten, strebsamen und aufrichtigen Menschen. Er hat es nicht geduldet, dass man zu Sitzungen zu spät kam oder unvorbereitet war.“ Ein Verfechter deutscher Tugenden also.

Als solchen zumindest sieht Gitschner den designierten Präsidenten. Denn das Vertrauen darin, dass das versprochene Wort auch umgesetzt wird, sei in Rumänien bis dahin nicht selbstverständlich gewesen. Auch dass Gesetzesverstöße ungerügt blieben und die Korruption weiter Wurzeln treibe, sei ein Zustand, den Iohannis in seiner Amtszeit ändern werde. Daran hat Gitschner keinen Zweifel: „Es ist jetzt seine Aufgabe, Ordnung zu schaffen, und ich bin überzeugt, dass er seine Wahlversprechen auch hält.“

Willy Schenker wird im Dezember mit einer kleinen Gruppe nach Bukarest aufbrechen, um der Vereidigung beizuwohnen. „Iohannis ist ein kompetenter Kerl“, sagt er über seinen Bekannten. Er kennt den Physiker und früheren Generalschulinspektor, seit dieser Bürgermeister von Hermannstadt ist. Dass er den Sprung ins Präsidentenamt schafft, daran wollte Schenker aber nicht so recht glauben. Auch wenn er es sich gewünscht hat. „Es wird dort einfach zu viel betrogen“, sagt er hinsichtlich der Wahlfälschungen, die es in der Vergangenheit gegeben habe. Schenker führt den Erfolg von Iohannis unter anderem darauf zurück, dass dieser den direkten Kontakt zu den Studenten gesucht habe. „Fast alle Akademiker haben Rumänien verlassen.“ Er ist davon überzeugt, dass es Iohannis gelingt, diese künftig im Land zu halten, damit Rumänien „wieder auf die Beine kommt“.

Die Rumäniendeutsche Cristina Seeger, die seit 1991 in Ingolstadt lebt und dem Migrationsrat angehört, kennt den designierten Präsidenten zwar nicht persönlich, kann sich aber noch erinnern, dass er Physiklehrer an der Schule in ihrer Geburtsstadt Agnita bei Hermannstadt war. „Ich bin froh, dass er die Mehrheit bekommen hat“, sagt sie. Seine Handschrift bei den Fortschritten, die er während seiner Zeit als Bürgermeister erringen konnte, sei spürbar. So habe er für den Erhalt alter Traditionen der deutschen Minderheit in Hermannstadt gekämpft und deutsche Investoren ins Land geholt. „Seine Herkunft hat dazu beigetragen“, ist Seeger überzeugt. Auch dass die Bevölkerung so tolerant war, einen Mann an die Spitze des Landes zu wählen, der kein echter Rumäne ist, rechnet sie ihren Landsleuten hoch an.

Für die Zukunft wünscht sie sich, dass Iohannis’ Vorhaben, die Rechtsstaatlichkeit zu stärken und die Korruption zu bekämpfen, gelingt. „Wichtig wäre auch, dass die Europäisierung in Bewegung kommt, beispielsweise im Gesundheitssystem“, sagt Seeger.