Ingolstadt
Heimat mit vielen Seiten

Union der Vertriebenen und Aussiedler lud an den Auwaldsee zur Podiumsdiskussion mit Musik und Tanz

09.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

 

Ingolstadt (DK) „Bayern – meine Heimat mitten in Europa“ – unter diesem Motto luden die Union der Vertriebenen und Aussiedler (UdV) und der CSU-Bezirksverband Oberbayern am Samstag zum Heimatgespräch mit Musik und Tanz ein.

Dabei sollte auch an die alte Heimat erinnert werden. Der Duden definiert den Begriff Heimat so: „Land, Landesteil oder Ort, in dem man (geboren und) aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend).“

Dass der Begriff für manche Volksgruppe nach einer durchaus tiefergehenden Definition verlangt, das zeigte sich am Samstagnachmittag auf der gut besuchten und von bemerkenswerter folkloristischer Vielfalt geprägten Veranstaltung auf der Terrasse der Gaststätte am Auwaldsee.

Eine „großartige Kulisse“ sei es geworden, betonte Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen und CSU-Abgeordneter im Europäischen Parlament, in seiner Begrüßungsrede. Posselt lobte das Engagement der Stadt Ingolstadt, auch den Menschen eine Heimatstadt zu sein, die nicht hier geboren wurden. Besonders freute er sich über das Erscheinen von Alt-Oberbürgermeister Peter Schnell: Dieser „hat sich wirklich in vorbildlicher Weise um die Heimatvertriebenen gekümmert“, lobte Posselt. Heimat sei außerdem ein elementares Menschenrecht, wenn sie Bestand haben soll. „Sie ist das Zentrum des menschlichen Lebens. Heimat ist wieder in“, so Posselt weiter. Ferner erinnerte der Journalist und Politiker an die Gründung der Paneuropabewegung vor 90 Jahren. Diese Union tritt ein für ein politisch und wirtschaftlich geeintes sowie demokratisches und friedliches Europa.

Musikalisch und tänzerisch umrahmt wurde die Veranstaltung von den Kindergruppen der Oberwischauer, Banater und Siebenbürger, deren Jugendbigband gleich zu Beginn ihren Auftritt hatte. Dazwischen wurden kleine Lesestücke und Gedichte vorgetragen. Die verschiedenen Volksgruppen traten bei ihren Vorführungen in den jeweiligen Landestrachten auf und hatten die Gunst der Zuschauer schnell auf ihrer Seite. „Wenn man die Banater Kinder sieht, wird einem um Europa nicht bange“, hieß es denn auch aus den Reihen der Offiziellen.

Wie unterschiedlich die Gesprächspartner auf dem Podium den Begriff Heimat für sich definieren, zeigte sich während der Fragerunde, die von Organisatorin Simona Rottenkolber moderiert wurde. Während Posselt als Vielreisender den Begriff „Patchwork-Heimat“ in Anlehnung an eine moderne Patchwork-Familie für sich in Anspruch nahm, sprach Johann Metzger, stellvertretender Bundesvorsitzender der Banater, vom Gefühl vieler Aussiedler, eine alte Heimat zu empfinden, die Erinnerungen an die Kindheit und ans Dorf birgt, sowie vom Begriff der neuen Heimat, die sie mit Ingolstadt verbinden. Er machte aber auch deutlich: „Wir sind gekommen, um als Deutsche unter Deutschen zu leben und nicht, um das Banat wieder aufzubauen.“

Heimat sei mehr als ein Ort, sagte Franz Pany, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen, und räumte ein: „Heimat war als Kind etwas für die Alten.“ Nach und nach – mit dem Erwachsenwerden – habe man sich aber dann für die Heimat und die Egerländer Wurzeln interessiert. „Es gibt keinen gemeinsamen Begriff Heimat“, sagte Johannes Hörner, Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Er könne für sich nicht behaupten, eine neue und eine alte Heimat zu haben.

JU-Kreisvorsitzender und CSU-Landtagskandidat Markus Meyer, mit 25 Jahren jüngster Teilnehmer der Runde, meinte hingegen, dass die junge Generation unverkrampfter mit dem Begriff Heimat umgehe, was aber nicht heiße, dass die Heimat deshalb unwichtiger sei.