Ingolstadt
Generation Z im Fokus

Diskussion im Audi Bildungszentrum: Jugendliche sprechen über ihre Werte und Gewohnheiten in der digitalen Welt

22.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Diskutierten über die Generation Z (von links): Die Studierenden und Auszubildenden Kathrin, Moritz, Thomas und Vanessa sowie Alfred Quenzler, Professor an der THI. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Klausurarbeiten im SMS-Stil, Kürzel statt konkreter Worte, Bildzeichen statt Begrüßungsformeln - die Generation Z, wie die Jugend von heute in der Soziologie genannt wird, nutzt digitale Technologien und deren Kommunikationsformen so selbstverständlich, wie keine andere vor ihr.

Welche Konsequenzen daraus für das Zusammenleben mit Familie, Lehrern und Vorgesetzten entstehen, darüber diskutierten im Audi Bildungszentrum vier Jugendliche mit Pädagogen und Vertretern der Wirtschaft. Moderiert wurde der Abend von Alfred Quenzler, Professor für internationales Personalmanagement an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI). Aus eigener Erfahrung weiß er: Stift und Papier zur Hand nehmen zu müssen, verursache Stöhnen bei Studierenden - weil der Umgang damit ungewohnt geworden sei. Es habe sich eben viel verändert. "Und das in einer extremen Geschwindigkeit", so Quenzler, der darin das "Dilemma der Zeit" erkannte: "Nie waren so viele unterschiedliche Generationen mit eigenen Vorstellungen, auch von Kommunikation, gleichzeitig im Markt."

Tatsächlich wollen die Klischees von einer Jugend, die in ihrer eigenen Welt lebt, nicht abreißen. Das jedoch sei noch nie anders gewesen, wurde schon in der Einführung klar. Und der Verlauf der Diskussion brachte sogar die eine oder andere Überraschung mit sich, die dieses Bild der Generation Z anders darstellte. In vier Blöcken unterhielten sich Thomas, Auszubildender bei Audi, sowie Vanessa, Kathrin und Moritz, alle Studierende an der THI im Bereich Personalmanagement, darüber, wie sie über Werte, Anpassung, Schule und Beruf denken und wie es um ihre Schreib- und Lesekompetenz bestellt ist. "Eine Mail mit vielen Fehlern - da mache ich mir Gedanken", sagte Moritz, der es - wie alle anderen - durchaus schätzt, wenn der Absender die Grundlagen der Rechtschreibung beherrscht. Dass das Lesen von Nachrichten mehr auf dem Tablet als in der Zeitung stattfindet, fanden die Teilnehmer nicht verwerflich. Seriöse Quellen schließe das ja nicht aus, sagten sie. Das Handy auf dem Küchentisch - auch das sei ein Stück Gewohnheit geworden. "Man will ja nichts verpassen", meinte Vanessa - und das gelte zu einem gewissem Maß längst auch für die Eltern. Thomas hingegen trifft sich lieber mit Freunden, als zu schreiben, räumte er ein. Nachrichten aufs Handy erhalte er dafür von den Großeltern. Ob die Schule immer das beste Rüstzeug für gutes Schreiben liefere, dazu gab es unterschiedliche Erkenntnisse. "Ich musste Gedichte lernen", sagte Kathrin. Wie man Geschäftsbriefe verfasst, habe sie erst in der Ausbildung gelernt.

Geht es um Werte, haben Jugendliche von heute kaum andere Vorstellungen, als Generationen vor ihnen. Wichtig seien demnach laut einer Shell-Studie Familie, Bildung und Arbeit für ein anständiges Leben, so Quenzler. Die vier Diskutanten ergänzten um Attribute wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Wissbegierigkeit, Respekt und Gleichberechtigung. Geld sei nur dann ausschlaggebend für ein glückliches Leben, wenn die Arbeit, mit er es verdient würde, auch Freude mache, hieß es.

Diskrepanz zwischen Jung und Alt gab es beim Thema Protest. Um für eine Sache einzustehen, sehen sich die Jugendlichen nicht auf der Straße sondern in den sozialen Medien, sagten sie. Demnach hafte einer Demo "etwas Böses" an. Gegenargument aus den Lehrerreihen: Die persönlichen Proteste amerikanischer Jugendlicher gegen Schusswaffen bei Präsident Trump. Auf die Frage von Quenzler, ob die Schule gut auf das Berufsleben vorbereite, gab es ein klares Jein. "Für mich war es die beste Entscheidung, nach dem Abi zuerst eine Ausbildung zu machen", sagte beispielsweise Kathrin.