Ingolstadt
Gemeinsames Engagement am Fluss

Auf einer internationalen Konferenz in Ingolstadt diskutieren Experten grenzüberschreitende Naturschutzprojekte an der Donau

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Von der Quelle bis zur Mündung fließt die Donau durch zehn Länder. Auf einer zweitägigen, internationalen Konferenz diskutieren in Ingolstadt derzeit Experten, wie die natürliche Verbindung zwischen den 15 einzelnen Schutzgebiete an der Donau gestärkt und erhalten werden kann.

2007 haben sich im rumänischen Donaudelta Betreuer von Schutzgebieten entlang des Flusses zum Netzwerk Danubeparks zusammengeschlossen. Ingolstadt und der Kreis Neuburg-Schrobenhausen gehören dem Verbund seit Beginn an, stellen die hiesigen Auwälder doch einen für den oberen Flusslauf einzigartigen Naturraum dar.

Seit gestern tagen Naturschützer, Politiker, Vertreter von Schutzgebieten aus den Anrainerstaaten sowie Verantwortliche der Schifffahrt und Energieversorgungsunternehmen im Ingolstädter Spiegelsaal. Bei der zweitägigen Auftaktkonferenz soll das Projekt Danubeparks connected vorangetrieben werden, das von der Europäischen Union aus Hunderten Bewerbern zur Förderung ausgewählt worden ist. "Ziel ist es, die einzelnen Schutzgebiete entlang der Donau zu erhalten und weiterzuentwickeln, um die Donau als Wanderkorridor zu stärken", erklärt Carl Manzano, Direktor des Nationalparks Donau-Auen östlich von Wien und Präsident des Vereins Danubeparks, in dem mittlerweile 15 Schutzgebiete vertreten sind. Neben Fragen der Pflege von Steilhängen und der möglichen Verbindung von Wald-Lebensräumen entlang des Flusses stehen dabei im Wesentlichen zwei Projekte im Vordergrund: Unter der Überschrift "Danube Free Sky" - Tagungssprache ist Englisch - wird diskutiert, wie Hochspannungsleitungen so markiert werden können, dass sie für Vögel keine Gefahr mehr darstellen. Dabei könnte in Zukunft eine international ausgearbeitete Technik helfen, bei der Drohnen zum Einsatz kommen. Sie ist im Rahmen der Tagung das erste Mal in Deutschland probiert worden (siehe eigener Artikel).

"Wild Island Habitat Corridor" heißt der zweite Schwerpunkt, bei dem es um die Situation von naturbelassenen Inseln in der Donau geht. Wo der Strom schiffbar ist, sind Inseln wichtig, da sie die Bewegungen der Wasseroberfläche abschirmen. Im Wellenschatten der Inseln könnten Fische laichen, erklärt Thomas Schneider vom Ingolstädter Umweltamt und Vorstandsmitglied des Vereins Danubeparks. Inseln sind aber auch selbst ein Lebensraum. "Sie sind vom Zugriff des Menschen gut geschützt und können sich ohne direkten Einfluss entwickeln", sagt Schneider. Derzeit werde deswegen überlegt, eine lang gestreckte Halbinsel am Südufer der Donau, etwa auf der Höhe von Gerolfing, ganz vom Ufer abzutrennen und sie in eine freie Insel zu verwandeln. Bei der Erörterung solcher Themen bleiben die Natur- und Umweltschützer nicht unter sich. "Wir arbeiten mit den Trägern öffentlicher Belange zusammen. Deswegen nehmen auch Vertreter der Schifffahrt, Leitungsbetreiber oder Energieerzeuger an der Konferenz teil", betont Schneider.

Überhaupt ist der gegenseitige Austausch ein wesentlicher Bestandteil der internationalen Konferenz. "Diese enge Zusammenarbeit über Grenzen hinweg ist ein schönes Zeichen angesichts verrückter Zeiten in Europa", befand der städtische Umweltreferent Rupert Ebner gestern in seinem Redebeitrag. Immer wieder berührten die Gespräche auch die Idee, zwischen Bertoldsheim und Kelheim einen Nationalpark Bayerische Donauauen zu gründen. Ob es wirklich dazu kommt, ist derzeit zwar noch offen, aber "alleine die Diskussionen darüber sind wertvoll", befand Carl Manzano gestern am Rande der Veranstaltung. Dem stimmte Ebner gerne zu. "Dass der Kongress der Danubeparks mit der aktuellen Diskussion um den Nationalpark zusammenfällt, war keine Absicht - aber es bringt die Sache sicher voran."