Ingolstadt
GVZ erstmals vom Ausstand erfasst

Für fünf Prozent mehr Lohn: Beschäftigte streiken bei Scherm, Schaeffler und Wacker Neuson

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Foto: Michael Brandl

Ingolstadt/Reichertshofen (DK) Rund 250 Mitarbeiter der Firma Scherm Logistik im Güterverkehrszentrum (GVZ) haben gestern Vormittag eine Stunde lang die Arbeit niedergelegt und vor dem Hauptgebäude demonstriert. Auch bei Schaeffler und bei Wacker Neuson in Reichertshofen liefen weitere Warnstreiks.

Die Forderung der Gewerkschafter: fünf Prozent mehr Lohn. Es sei ein historischer Moment für die Arbeitnehmer, sagte Johann Horn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall. Handele es sich doch um den ersten Warnstreik im GVZ. Mit Trillerpfeifen, Warnwesten und übergroßen roten Papphandschuhen ausgestattet, zog die Belegschaft - auch Leiharbeiter - für ihre Forderung massiv ins Feld. Der Streik habe Auswirkungen auf Audi, sagte Horn zu Beginn vor den Beschäftigten des Automobilzulieferers. Tatsächlich konnte er, laut seiner Aussage, noch während der Kundgebung feststellen, dass ein Notbetrieb eingerichtet wurde, um die Anlieferung zu Audi aufrechtzuerhalten. Horn prangerte Missstände an, wie die für Leiharbeiter schwierige Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Er erinnerte an die Sozialcharta von Audi, die eine Orientierung an der ortsüblichen Vergütung vorsieht. "Das ist aber nicht die Wahrheit", sagte Horn bezugnehmend auf das Lohngefälle zwischen Leiharbeitern und Stammbelegschaft.

Christian Daiker, Betreuer der IG Metall für Scherm, wies den Vorwurf der Arbeitgeber zurück, die Gewerkschaft befinde sich mit ihrer Forderung auf einem "Höhenflug" und warf diesen vor, sie selbst würden die Bodenhaftung verlieren, gehe es nur um Umsätze und Dividenden. Mit ihrem derzeitigen Angebot von 2,1 Prozent für 24 Monate würden sie auf "Provokation" setzen und die Leistungen der Arbeitnehmer ignorieren.

Zum Schichtwechsel wurde gegen Mittag auch bei Schaeffler in der Ettinger Straße bestreikt. Rund 80 Mitarbeiter gingen vor das Werkstor ein. Wiederum Daiker warf den Arbeitgebern hier vor, sie würden sich eine Krise zusammen argumentieren, um die Lohnforderungen drücken zu können. Das sei schäbig und unanständig.

Auch bei Wacker Neuson in Reichertshofen wurde gestern gestreikt. Nach Angaben der Gewerkschaft legten hier rund 200 Kollegen die Arbeit nieder. Die Produktion stand für eine Stunde still. Der Betriebsratsvorsitzende Elvis Schwarzmair sagte, dass eine anständige tarifvertragliche Entgelterhöhung zwingend notwendig ist: "Der Druck auf die betrieblichen Regelungen und Entgeltgestaltungen steigt stetig. Wir Betriebsräte und die Standorte werden gegeneinander ausgespielt und unter Druck gesetzt."