Ingolstadt
Einsatz für die Sicherheit der Kinder

Verkehrswacht sucht dringend Schulweghelfer

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Ein wichtiges Ehrenamt: Stefanie Hock engagiert sich seit Jahren als Schulweghelferin. Hier leitet sie Kinder in Oberhaunstadt sicher über die Straße. "Wir sind für jede Unterstützung dankbar", sagt sie. Denn die Zahl der Helfer sinkt seit einiger Zeit. - Foto: Hauch

Ingolstadt (DK) Es ist gerade einmal eine halbe Minute, die der Einsatz in Anspruch nimmt. Eine halbe Minute, die aber Schlimmes verhindern kann. Schulweghelfer sind in Ingolstadt rar - obwohl es auf den Straßen viele gefährliche Stellen gibt. Deshalb ist die Stadt für jeden Helfer dankbar.

Einmal zu wenig geschaut, und schon läuft einem ein Kind mit Schulranzen direkt vor den Wagen. Eine Situation, die vielen Autofahrern gerade in den frühen Morgenstunden wohl allzu bekannt ist. Doch auch, wenn solche Szenen in den meisten Fällen glimpflich ausgehen, können sie böse enden, sofern niemand da ist, der es sich zur Aufgabe macht, diese Situationen zu entschärfen.

Von unachtsamen Autofahrern und unbekümmerten Kindern kann Stefanie Hock aus Oberhaunstadt ein Lied singen. Die 32-jährige Lifestyle-Bloggerin setzt sich seit vielen Jahren als Schulweghelferin für die Verkehrswacht Ingolstadt ein und weiß um die Problematik des Themas "Schulweghelfer" bestens Bescheid: "Uns fehlen die Helfer nahezu im gesamten Stadtgebiet", betont sie.

Hock ist derzeit lediglich ein Bezirk bekannt, in dem sich vor allem Mütter stark als Schülerlotsinnen für die Sicherheit ihrer Kinder einsetzen. "Das ist schade, denn es gibt zum Beispiel hier in Oberhaunstadt sehr viele Stellen, an denen der morgendliche Schulweg für Kinder wirklich riskant werden kann." In Unterhaunstadt sei vor allem die Trefferkreuzung ein gefährlicher Punkt im Straßenverkehr, den zahlreiche Kinder täglich überqueren, um in die Schule zu kommen. "Wir Helfer sind sogar selbst schon angefahren worden!", sagt Hock.

Auch vor der Grundschule Auf der Schanz und dem Katharinen-Gymnasium herrsche kurz vor Schulbeginn sehr viel Verkehr, berichtet Edgar Staniszewski, der Leiter der Jugendverkehrsschule in Gerolfing. Sicherheit sei überall dort vonnöten, "wo sich Schulen in unmittelbarer Nähe befinden".

An der Ampel an der Beilngrieser Straße in Oberhauná †stadt sind Schülerlotsen nur an zwei Tagen in der Woche anzutreffen, eine von ihnen ist Stefanie Hock. Sie hat einen Sohn. Das andere Mal kümmert sich ihre Nachbarin um die Sicherheit der Schüler. Wegen ihrer Selbstständigkeit ist die 32-Jährige teilweise zeitlich eingeschränkt und kann dennoch nicht auf die Aushilfe anderer Eltern hoffen. "Wenn ich morgens Termine habe, kann ich mich leider nicht darum kümmern. Mein Appell an alle Eltern und Menschen aus der Umgebung, die Zeit dafür hätten, wäre, sich einmal mehr zu engagieren", betont sie.

An einigen Stellen sind teilweise sogar Senioren im Einsatz, um die Verkehrswacht zu unterstützen. Sie übernehmen diese Aufgaben zwar gerne, es sei jedoch nicht an ihnen, die fehlende Zahl an Schulweghelfern in der Stadt zu kompensieren. Die 32-jährige Mutter versteht nicht, dass ein Großteil der Eltern sich auf dem Bürgersteig in den Morgenstunden sogar noch unterhalte, sich jedoch nicht dazu aufraffen könne, das Team zu unterstützen.

Auch von den Arbeitgebern erhofft sich Hock größeres Verständnis: "Es müsste mehr Kulanz geben. Wenn jemand wegen seines Engagements als Schulweghelfer zu spät zur Arbeit kommt, ist das einfach nicht gern gesehen. Arbeitgeber sollten sich ein bisschen verständnisvoller zeigen, damit vielleicht auch mehr Menschen Interesse zeigen!"

Mehr Rücksicht sei auch bei den Autofahrern gefragt. Wer es morgens eilig habe, denke vielleicht nicht daran, dass Kinder unbekümmert über die Straßen laufen. In solchen Momenten sei es an den Autofahrern, sorgfältiger auf Fußgänger zu achten und mit Unachtsamkeit von Kindern zu rechnen.

Eine Schulwegsicherheitseinheit nehme nur 20 Minuten in Anspruch und stelle daher vor allem für Hausfrauen oder Menschen, die am Morgen keiner Beschäftigung nachgehen, kein Problem dar, davon ist Stefanie Hock überzeugt.

Zu Beginn des Schuljahrs erfährt die Verkehrswacht regelmäßig Unterstützung von OB Christian Lösel und dem Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl (beide CSU), die versuchen, Bürger als Schulweghelfer zu gewinnen - nachdem die zwei Politiker selbst morgens Auf der Schanz Schulkinder sicher über die Straße geleitet haben. "Es gab einmal Zeiten, in denen wir mit Schulweghelfern sehr gut bestückt waren. In den letzten zwei Jahren haben wir jedoch einen Rücklauf erlebt", berichtet Edgar Staniszewski. Schulweghelfer würden vor nahezu allen Schulen Ingolstadts gebraucht, lediglich im Stadtteil Unsernherrn seien die Eltern sehr engagiert und würden freiwillig Dienstpläne entwerfen, erzählt der Polizist.