Ingolstadt
Ein zünftiges Fest vor der Entscheidung

Ingolstädter feiern in der Partnerstadt Kirkcaldy – kurz vor der Abstimmung über die Unabhängigkeit

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Blasmusik und Bierzelt mitten im schottischen Kirkcaldy: Am Bayerischen Bier- und Kulturfest in der Ingolstädter Partnerstadt nahm auch die Jugendblaskapelle Mailing-Feldkirchen teil. 8500 Besucher kamen zu der Veranstaltung des Freundschaftsvereins Kirkcaldy, bei der auch einige andere Ingolstädter mitfeierten - Fotos: Freundschaftsverein Finky

Ingolstadt/Kirkcaldy (DK) Drei Themen haben die Bewohner der Ingolstädter Partnerstadt Kirkcaldy zuletzt beschäftigt: Die Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit, das Fußballspiel gegen Hearts und das bayerische Bier- und Kulturfest, an dem auch eine Ingolstädter Delegation maßgeblich beteiligt war.

8500 Schotten besuchten das Fest, das im Zwei-Jahres-Rhythmus vom schottischen Freundschaftsverein Kia veranstaltet wird und nun schon zum fünften Mal stattfand. Am Rathausplatz war ein Bierzelt aufgebaut, in dem es Ingolstädter Bier und bayerisch-schottische Musik gab. Das Bier war sogar so beliebt, dass am Samstagabend plötzlich die mitgebrachten Fässer leer waren. „Aber wir hatten noch Flaschen“, sagt Michael Klarner, Vorsitzender des Ingolstädter Freundschaftsvereins Finky, der die Veranstalter mit seinem Team unterstützte. Als die am Sonntag zwei Stunden vor Ende des Festes auch noch ausgetrunken waren, griff man eben auf schottisches Bier zurück.

Die Veranstalter hatten offensichtlich den Effekt unterschätzt, den die Werbung für das Fest vor dem Fußballspiel der Raith Rovers aus Kirkcaldy gegen Hearts of Midlothian am Samstag erzielt hatte. Die Jugendblaskapelle Mailing-Feldkirchen war im Stadion aufgetreten und hatte viele der schottischen Fans dazu animiert, anschließend zum Bier- und Kulturfest zu kommen. Die Rovers-Fans hatten dort auch deutlich mehr Spaß, das Spiel ging 0:4 verloren.

So hörten und bejubelten sie im Zelt auch einige Stücke, die die Mailinger gemeinsam mit ihrer Dudelsack spielenden Partnerband einstudiert hatten, tranken bayerisches Bier und kamen mit den deutschen Gästen – allein die Jugendblaskapelle war mit rund 30 Mann angereist – ins Gespräch. Viele Besucher hätten ihnen erzählt, dass sie schon einmal in Ingolstadt gewesen seien, manche das bisher letzte Mal vor 40 Jahren, sagt Klarner. Und so warben sie für einen erneuten Besuch.

Beherrschendes Gesprächsthema war aber etwas anderes: die Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit am 18. September. „Das ist ein ernstes Thema für die Schotten“, sagt Klarner. „Das fällt einem schon auf im Stadtbild, dass da eine wichtige Entscheidung ansteht.“ An vielen Fenstern sind Schilder mit Yes oder No angebracht. Etliche Schotten tragen zudem Sticker mit derselben Aufschrift. Es lasse sich aber nicht ausmachen, welche Seite die Mehrheit erreiche, sagt Klarner. „Bei vier Leuten, mit denen Sie reden, sind zwei dafür und zwei dagegen.“ Die Befürworter der Abspaltung hätten vor allem emotionale Gründe für ihre Entscheidung, die Gegenseite frage, was beispielsweise mit der Währung geschehen solle, oder wer künftig die Grenze sichere.

Den Bieranstich hatte David Torrance, Parlamentsabgeordneter der für die Unabhängigkeit kämpfenden SNP, übernommen. Und der erklärte Klarner, er sei sicher, dass man die klare Mehrheit erhalte. Stadträtin Brigitte Fuchs war mit einigen Stadtratskollegen da, unter anderem, um das sanierte Rathaus mit einzuweihen. „Das war ein ganz toller Empfang“, erzählt sie. Auch sie unterhielt sich während des Festes mit dem Abgeordneten. „Ich habe ihm gesagt, wenn das in Schottland klappt, dann versuche ich das in Bayern auch.“

Während Klarner und einige andere Ingolstädter am Montagabend zurückflogen, blieben etliche Mailinger noch einige Zeit, um durch die Highlands zu fahren – bevor sie dann im September wiederkommen, für weitere Auftritte mit den schottischen Kollegen. Das sei von Anfang an Ziel ihrer Bemühungen gewesen, sagt Klarner: Dass sich auf breiter Ebene Kontakte ergeben. „Und auf Bürgerebene ist diese Städtepartnerschaft sicher am intensivsten.“