Ingolstadt
Ein Machtwort mit Folgen

Kämmerer Wittmann streicht die Theatersanierung

20.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Hoffnungen der Theaterleute waren ohnehin schon gedämpft, aber nach der Debatte des Finanzausschusses vom Dienstag und einigen deutlichen Sätzen des Kämmerers war das Projekt Sanierung gestorben. Das heißt: Vor 2021 werden die Bauarbeiten am Stadttheater nicht beginnen.

Wie berichtet, hatte Bürgermeister Albert Wittmann die mittelfristig in der Finanzplanung vorgesehene – aber noch nie näher erläuterte – Summe von 100 Millionen Euro für den Rest der laufenden Wahlperiode gestrichen. Der CSU-Politiker gab zu bedenken, dass die geplanten Kammerspiele im Klenzepark Voraussetzung für die Sanierung am Hämer-Theater seien. Und deren Bau „schaffen wir bestenfalls bis 2019“, sagte Wittmann. Die große Renovierung werde damit zu einer „Aufgabe in der nächsten Wahlperiode“.

Die einzige kritische Anmerkung zu diesen ernüchternden Sätzen kam im Ausschuss von Grünen-Fraktionschefin Petra Kleine. „Wir müssen uns damit anders befassen, als wir das bisher getan haben“, forderte sie. „Dass man das einfach ausblendet, geht nicht.“ Das Ingolstädter Theater sei kein „Nice-to-have“, deshalb dürfe dessen Sanierung nicht auf lange Sicht mit einer Null im Haushalt erscheinen, sagte Kleine.

CSU-Fraktionschef Joachim Genosko warb auf Anfrage des DK um Verständnis für die schwierige Situation des Finanzbürgermeisters und sprach von „problematischen Zusammenhängen“. Der Bau der Spielstätte im Klenzepark hänge davon ab, dass für das Armeemuseum ein Ersatzdepot geschaffen werden könne. Dessen Standort wiederum sei in der Max-Immelmann-Kaserne vorgesehen. „Wann der Bund die Fläche freigibt, konnte noch nicht geklärt werden“, erklärte Genosko. „Das Problem ist der Bund.“ Außerdem sei die Gestaltung der Kammerspiele im Klenzepark noch offen.

Für Gudrun Rihl, die sich dem Theater als SPD-Kulturpolitikerin und ehemalige Stadträtin eng verbunden fühlt, ist die Wittmann-Rede aus dem Finanzausschuss eine deprimierende Ansage. „Das ist alles keine Strategie“, findet sie. „Da fehlt jemand, der Herzblut für dieses Theater hat und sich engagiert, das ist nicht da.“ Rihl gehörte zu den Initiatoren des runden Tisches, der sich ab 2007 mit der Sanierung befasste. „Beim damaligen Konzept sind definitiv keine 100 Millionen rausgekommen“, erinnert sie sich. „Man weiß nicht, was die Verwaltung wirklich vorhat, die sollten mal raus damit.“ Rihl: „Das Theater ist einer der belebtesten und beliebtesten Orte Ingolstadts. Ich erwarte, dass man dafür eine Verantwortung erkennt und formuliert.“