Ingolstadt
Ein Hoch auf den Sultan

Zeichen für Toleranz und Miteinander: IBV lädt zum traditionellen Fastenbrechen ein

07.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Ein reiches Buffet erwartete die Gäste aus Politik und Verwaltung beim traditionellen Fastenbrechen des IBV. Nachdem die Sonne untergegangen war, durfte gemeinsam gespeist werden. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Noch bis zum 16. Juli dauert der islamische Fastenmonat Ramadan. In dieser Zeit dürfen Gläubige Moslems von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken. Danach folgt das Fastenbrechen, das gerne in Gesellschaft begangen wird.

Für gläubige Muslime ist der Ramadan nicht nur eine Zeit der Reinigung von Körper und Geist sowie der Nähe zu Gott, sondern auch ein wichtiges Zeichen für Familiensinn, gegenseitiger Toleranz und Miteinander – vor allem in einer interkulturellen Gesellschaft, wie sie in Ingolstadt besonders ausgeprägt ist. Seit vielen Jahren lädt der Integrations- und Bildungsverein (IBV) deshalb während dieser Wochen zum großen Fastenbrechen in das Restaurant auf dem Vereinsgelände in der Hindenburgstraße ein. Am Montagabend war es wieder so weit. Zahlreiche Gäste aus der kommunalen Politik und Verwaltung – darunter ein Drittel der Ingolstädter Stadtspitze, wie Oberbürgermeister Christian Lösel in seiner Rede bemerkte – nahmen daran teil.

Noch bevor kurz nach Sonnenuntergang und einer Koran-Rezitation Suppen, traditionelle türkische Fleischgerichte und vegetarische Speisen gereicht wurden, begrüßte Imdad Dasdemir, stellvertretender Vorsitzender des IBV, alle Anwesenden und gab eine kurze Einweisung in den Ramadan, dem „Sultan aller Monate“, wie die muslimische Fastenzeit im türkischen Volksmund auch genannt werde. Demnach gehöre das Fasten zu den fünf Säulen des Islam und soll zur Harmonie zwischen Leib und Seele beitragen. Den Muslimen werde das rituelle Gebet auferlegt, damit sie sich von Stolz und Hochmut reinigen. Die Fastenzeit mache ihnen darüber hinaus bewusst, was Hunger und Durst für all jene bedeuten, die tagtäglich kaum etwas zu essen haben. Um vor allem Letzteres herauszuheben, hat sich der IBV für dieses Jahr eine besondere Geste einfallen lassen: Nur unweit des Restaurants ist ein Zelt aufgebaut, in dem während des Ramadans jeden Tag nach Sonnenuntergang für alle Muslime und für Asylsuchende ein kostenloses Essen ausgegeben wird. Ein Angebot, von dem seitens der Flüchtlinge reger Gebrauch gemacht wird. Rund 40 von ihnen waren am Montagabend gekommen, um mit den Gastgebern das Iftaressen, wie das abendliche Ritual genannt wird, einzunehmen.

Das machten dann auch die geladenen Gäste ausgiebig und bei bester Laune, wie Lösel in seiner anschließenden Rede hervorhob. Die „gute Tradition“ des gemeinsamen Fastenbrechens, die zurückreiche bis zu seinen Vorgängern Schnell und Lehmann, zeige, dass man gut zusammenarbeite und ein offenes Verhältnis zueinander habe, so der OB weiter. Lösel lobte darüber hinaus den Einsatz der Kirchen und Moschee-Verbände in der Flüchtlingshilfe. Dieser sei der Stadtverwaltung in einer „nicht einfachen Zeit“ eine Hilfe und ein Beitrag für die Gesellschaft.

Der ebenfalls anwesende CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl würdigte die Arbeit des Vereins in der Ausbildung junger türkischer Menschen. Der IBV betreibt ein Schülerheim, in dem jährlich etwa 60 Kinder unterrichtet und so auf ihren deutschen Schulabschluss und die spätere Ausbildung vorbereitet werden. Ein Beitrag zur besseren Integration. „Die jungen Buben wollen Leistung bringen und haben den Willen, in unserer Gesellschaft zu bestehen“, sagte Brandl, der die Schule bereits öfters besucht hat.