Ingolstadt
Dreiste Masche mit fingierten Autounfällen

30-Jähriger muss für Versicherungsbetrug in großem Stil für einige Jahre ins Gefängnis

24.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: dpa

Ingolstadt (reh) Da gehört eine gehörige Portion Chuzpe dazu, negativ formuliert ein Haufen krimineller Energie: In mehr als einem Dutzend Fälle hat ein Ingolstädter einen Schaden von fast 80 000 Euro verursacht, weil er Versicherungskonzerne schädigen wollte oder es tatsächlich schaffte. Seine Masche waren fingierte Autounfälle, nach denen der 30-Jährige die angeblich entstandene Schadenssumme einsackte.

Zehnmal gelang es ihm nachweislich. Drei Fälle blieben im Versuchsstadium stecken, "die Versicherungen zahlten nicht", erklärt Richter Christian Veh, der den Ingolstädter bei sich in der Verhandlung des Schöffengerichts sitzen hatte. Der stellvertretende Direktor des Amtsgerichts schickte den geständigen Täter, der schon eine Strafe von fast zwei Jahren Haft als Vorbelastung mitbrachte, für insgesamt beinahe sechs Jahre ins Gefängnis. "Ohne Geständnis wäre es weit mehr geworden", sagte Veh.

Der Richter hält die Masche für "ein äußerst starkes Stück". Denn der 30-jährige Angeklagte hatte über Jahre die Autounfälle mutwillig verursacht und unverfroren und stringent gegenüber Polizei und den Versicherern einen erfundenen Hergang geschildert. Trotz der mehr als ein Dutzend Fälle fiel das nicht auf, da der Angeklagte unterschiedliche Versicherungen schädigte, indem er unterschiedliche Autos hernahm und mit unterschiedlichen Karambolage-Komplizen arbeitete. Wie es am Amtsgericht hieß, gingen nahezu 30 Anklagen an Leute hinaus, die mehr oder weniger beteiligt waren. Manche offenbar auch auf Druck des Rädelsführers.

Wer alles mit hingezogen wurde, und wie die Fälle abliefen, das zeigte sich gestern exemplarisch am Fall eines 21-jährigen Ingolstädters, gegen den vor dem Jugendschöffengericht mit Richter Christian Schilcher verhandelt wurde. Der junge Mann mit einem Faible für schicke Autos hatte sich laut Anklage im April 2014 mit dem Haupttäter und einer weiteren Person am Nordbahnhof verabredet, um einen Unfall zu fingieren. Der 21-Jährige soll dabei ein Auto seines Arbeitgebers zur Verfügung gestellt haben. Dafür seien ihm dann Schulden erlassen worden, so die Staatsanwältin. In einem zweiten Fall aus dem Februar 2015 soll er mit seinem Porsche Cayenne einen Audi TT des Haupttäters angefahren haben. Das bestreitet der junge Mann auch nicht, es sei allerdings unabsichtlich passiert. Nur finden sich in den bei den Versicherern eingereichten Schadensmeldungen jeweils Passagen, wonach der Angeklagte den darin geschilderten und nachweislich falschen Unfallhergang explizit bestätigt habe. Am Amtsgericht wollte er davon gestern allerdings nichts mehr wissen. Inzwischen fährt der 21-Jährige übrigens nur mehr den alten Opel Corsa des Vaters.