Ingolstadt
"Die Welt ist aus den Fugen geraten"

Thema Sicherheitspolitik: Abgeordneter Reinhard Brandl sprach am Reuchlin-Gymnasium

22.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr

Begehrter Gesprächspartner: Schülerinnen und Schüler der zwölften Klassen mit dem Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl nach seinem Vortrag am Reuchlin-Gymnasium. - Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Platz ist in der kleinsten Hütte. Auch für die Diplomatie. Den Beweis trat am Mittwoch der CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl bei einem Vortrag über die deutsche Sicherheitspolitik im Reuchlin-Gymnasium an. Es müssen nicht immer mondäne Residenzen sein, in denen Ländervertretungen ihren Amtssitz haben. Manchmal tut es auch ein simpler Bürocontainer. So wie der im Südsudan, einem vom Krieg zwischen Christen und Muslimen aufgewühlten Land, in dem sich die deutsche Botschaft niedergelassen hat.

Brandl zeigte den Schülern ein Foto der schlichten Diplomatenbehausung mit dem Bundeswappen vor dem Eingang. Dann wies er die jungen Leute – nicht ganz ernst gemeint – darauf hin, was sie erwarten könnte, sollten sie sich für eine Karriere im diplomatischen Dienst entscheiden. Das Bild hat er bei einem seiner zahlreichen Auslandsaufenthalte als Mitglied des Verteidigungsausschusses selbst gemacht. Es war einer der wenigen Augenblicke in diesen beiden letzten Unterrichtsstunden des Tages, in denen die rund 100 Zwölftklässler sich mit Brandl amüsierten und abgelenkt wurden von all den Schreckensszenarien, den Krisenherden und Kriegsschauplätzen auf der Welt, die derzeit die Sicherheitsexperten, Nachrichtendienste und Militärs westlicher Staaten wachsam halten. „Man hat das Gefühl, die Welt sei aus den Fugen geraten“, sagte Brandl – vor allem angesichts des vorrückenden Terrors der Miliz „Islamischer Staat“ (IS) und der Ukraine-Krise. Noch vor einem Jahr sei das in dieser Größenordnung nicht absehbar gewesen. Entsprechend blieb die Stimmung im Auditorium – der ernsten Thematik angemessen – insgesamt besonnen bis nachdenklich.

Sicherheitspolitik sei hochaktuell und gehe jeden an – nicht nur die Bundeswehr, stellte Brandl zu Beginn seines Vortrags fest. Er komplettierte seine Ausführungen mit rund 50 Diagrammen, Grafiken und Textfolien. Im Zentrum finde sich nicht, wie man vielleicht vermuten möchte, der Bundestag, sondern es seien diverse Ministerien und das Bundeskanzleramt. Alle Einsatzmandate der Bundeswehr (zwölf sind es derzeit) müsse der Bundestag aber mitbeschließen. Das wichtigste Instrument der Sicherheitspolitik sei jedoch nach wie vor die Diplomatie, bekräftigte Brandl. Außerdem nutze Deutschland keine außerpolitischen Instrumente wie die Medien, Wirtschaft oder humanitäre Hilfe, um seiner Sicherheitspolitik Nachdruck zu verleihen.

Nach dem Vortrag blieb viel Zeit für einen Dialog, die rege genutzt wurde – auch mit kritischen Fragen zu brisanten Themen, wie der angeblich schlechten Ausrüstung der Bundeswehr. Ihn störe die negative Berichterstattung darüber, räumte Brandl auf Nachfrage ein. Beim Thema IS zeigte sich der Bundestagsabgeordnete sehr pessimistisch: „Wir können das Problem nicht lösen und ich bin auch nicht optimistisch, dass in einem Jahr alles vorbei ist.“

Es war Brandls erster Vortrag dieser Art an einer weiterführenden Schule, nachdem er bereits 30 Schulklassen in Berlin zu Gast hatte. Zustande kam der Termin auf Anfrage des Reuchlin-Gymnasiums, wo auch diese Thematik Inhalt des Sozialkundeunterrichts ist.