Ingolstadt
"Die Stadt ist der Stadt ihr ärgster Feind"

Abschlussdiskussion zur Tagung über Festungsarchäologie Verwaltung erwägt Verbot von Tiefgaragen in einigen Gebieten

17.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Blick in die Vergangenheit mit einem Medium der Zukunft: Die Tagungsteilnehmer wurden in der TH von einem Team der Bertrandt AG auf einen virtuellen Festungsrundgang geführt. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Siedlungsdruck und Bautätigkeit wachsen - und als Folge wird über ein teilweises Verbot von Tiefgaragen gesprochen. Denn was alles im Boden liegt, weiß keiner so genau. Ein archäologisches Kataster könnte helfen. Und ein stärkeres Bewusstsein der Festungsgeschichte.

Drei Tage haben Experten aus dem In- und Ausland und interessierte Laien über die Ingolstädter Festungsarchäologie diskutiert. Bei der abschließenden Diskussion wies Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle auf die einmalige Situation in Ingolstadt hin. "Wir hatten Glück, dass hier die Gründerzeit ausgeblieben ist", sagte sie. In anderen Städten wurden im 19. Jahrhundert ganze Straßenzüge abgeräumt. Beim Thema Festung seien die meisten auf das 19. Jahrhundert fokussiert, wenngleich es auch Teile der Bevölkerung gebe, die sich dafür gar nicht interessieren.

Es gelte, die Grünringe um die Stadt zu sichern. "Die planungsrechtliche Sicherung historischer Festungsbauten ist ein Thema, die Verankerung in der Bevölkerung ein anderes", räumte sie ein. Eine App oder vielleicht auch Tafeln wie etwa am Fort Peyerl, heute ein großes Freizeitgelände, könnten "das Bild der Festung" in den Köpfen verankern.

Die dritte Urbanisierungswelle habe Ingolstadt erfasst. Und das bedeute "Wachstum nach innen" und immer auch Veränderung", so Preßlein-Lehle. "Die Stadt ist der Stadt ihr ärgster Feind." Die Folgen: In der Verwaltung werde schon ein Verbot von Tiefgaragen in bestimmten Teilen der Stadt diskutiert. Denn zweigeschossige Tiefgaragen bedeuten einen enormen Bodeneingriff. Und was alles im Boden schlummert, weiß keiner so ganz genau.

"Da sind noch etliche Bodendenkmäler da draußen", sagte der Landeskonservator für Baudenkmalpflege, Prof. Sebastian Sommer. Und es gebe mehr als nur die drei bekannten Festungsringe. Sein Kollege Bernd Vollmar forderte, die Wirkung der Festungsbauten (Stadtseite - Feldseite) zu erhalten. Jochen Haberstroh, früher als Archäologe in Ingolstadt tätig, forderte, endlich ein archäologisches Kataster zu erstellen. Ansgar Reiß, Direktor des Armeemuseums, skizzierte drei Wege zur Vermittlung: Die Tätigkeit der Archäologen, die Stadtgeschichte selber und Funktion und Charakter der Festungen. Sichtbarkeit, mediale Aufarbeitung und die Schaffung von Zugängen mit einer gewissen Exklusivität (wie die Führungen im Fort Prinz Karl) seien geeignete Methoden.