Ingolstadt
Der Kommissar an der Kanalstraße

Werner Schnitzer spielte lange bei "Siska" mit – doch inzwischen genauso gerne am Altstadttheater

21.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

„Besuch bei Mr. Green“: In der erfolgreichen Komödie am Altstadttheater spielt Werner Schnitzer mit Manuel Boecker. Die nächsten Aufführungen sind am 29. und 30. November - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Er trat schon bei den Salzburger Festspielen auf, ist aber der breiten Masse eher aus der ZDF-Serie „Siska“ bekannt. In seiner Wahlheimat Ingolstadt engagiert sich Schauspieler Werner Schnitzer schon länger für das unabhängige Altstadttheater. Im Moment ist er dort der Mr. Green.

Der Rezensent stellte selbst die Frage: War es nun der erste große Skandal des noch jungen Ingolstädter Stadttheaters? Oder erzielte ein Klassiker nur die gewünschte Wirkung? Damals im Oktober 1969 versuchte der Zeitungsredakteur, das Erlebte einzuordnen und nüchtern zu analysieren. Wie eine Gruppe junger Leute die Aufführung von Schillers „Jungfrau von Orleans“ mit Zwischenrufen und Anmerkungen störte. Einer stand damals auf der Bühne und wusste genau, was sich zutrug. Er hatte es mit heraufbeschworen: Werner Schnitzer, damals am Stadttheater engagiert – aber auch in der Ingolstädter Apo. „Ganz Ingolstadt war schön brav versammelt“, erinnert sich Schnitzer an die Premiere. Vorher hatten sie aus München Mitglieder der Kommune „Südfront“ im Publikum verteilt. Darüber sprach Ingolstadt lange.

Schnitzer selbst kann noch immer leidenschaftlich diskutieren über diese und andere Zeiten. Die Politik, die Jahre in Freundschaft zu Emmi Böck und Marieluise Fleißer. Er kann inzwischen aber auch darüber lachen. Im Alter von 72 Jahren wirkt das weit entfernt, wenngleich Schnitzer als perfekter Geschichtenerzähler alles in Sekundenschnelle wieder aufleben lässt.

Seine Zeit in Ingolstadt war zwei Tage nach dem Skandal zunächst vorbei. „Für mich war die Revolution in Ingolstadt beendet.“ Er wurde rausgeworfen. Nach einer Tour über die Bühnen von Köln, Bern, Düsseldorf oder auch München verschlug es ihn nach Jahren aber doch wieder an die Donau: als Oberspielleiter unter Intendant Seiltgen. Der große Karrieresprung folgte 1998: die Abkehr von der Theaterbühne und Hinwendung zur Filmkamera. In der ZDF-Serie „Siska“ spielte Schnitzer ab 1998 zehn Jahre („Schwein gehabt“) den Hauptkommissar Hahne – und lebte da schon quasi inkognito in Ingolstadt. Nach dem Ende der Serie folgte nicht der Abschied aufs Altenteil. „Wegen dem Hannes ist es nix mit Ruhe und Aufhören“, sagt Schnitzer lachend. Johannes Langer, der Leiter des Altstadttheaters, hat ihn in der kleinen Bühne eingespannt. „Eine herrliche Erlebnisinsel“, sagt Schnitzer über die Spielstätte an der Kanalstraße. Er hat sie lieben gelernt. „Ich schon, aber weitere Leute müssen sie entdecken.“

Schnitzer hilft mit einigen Produktionen nach; im Moment in der Komödie „Besuch bei Mr. Green“, in der er die Titelfigur mimt. Auch hierzu hat er eine kuriose Geschichte parat: Zwischen New York und Ingolstadt herrscht im Moment ein reger Austausch. Der Autor des weltweit gespielten Stückes, Jeff Baron, interessiert sich für die Ingolstädter Aufführung. „Das ist wirklich ungewöhnlich“, freut sich Schnitzer. Vielleicht kommt der US-Amerikaner sogar hierher, wenn er bald einen anderen Termin in München hat. Für den Gast wird sich das Team des Altstadttheaters etwas Besonderes einfallen lassen. Allerdings sicherlich keinen Skandal.