Ingolstadt
Der Fall Mollath bewegt die Menschen

Bei einem Vortrag auf Einladung der Grünen-Landtagsfraktion zum Thema ist das Gedränge groß

11.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:02 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Mit ihrer Veranstaltung zum Fall Gustl Mollath haben die Grünen zweifelsohne einen Nerv getroffen. Der Einladung der Landtagsfraktion zu einem Vortragsabend zum Thema folgten am Montag so viele Ingolstädter – dir Veranstalter schätzen über 100 –, dass der Nebenraum im Gasthof Anker nicht alle Besucher aufnehmen konnte.

Die Referenten wurden von den Zuhörern regelrecht umringt. Selbst auf der Straße standen einige und hörten den Vorträgen durch offene Fenster zu.

Sie alle waren gekommen, um den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag, Martin Runge, den Rechtsanwalt Gerhard Strate und den Journalisten Michael Kasperowitsch zu hören. Thema waren die „skandalösen Verstrickungen und fragwürdigen Umstände, die zur langen zwangsweisen psychiatrischen Unterbringung des Gustl Mollath führten“, wie es in einer Mitteilung der Grünen heißt. „Spannung und Betroffenheit beherrschte die Stimmung im Publikum, das im Anschluss noch zahlreiche Fragen an die Vortragenden hatte.“

Der Nürnberger Gustl Mollath ist seit gut sieben Jahren zwangsweise in psychiatrischen Krankenhäusern untergebrachten. Angeklagt wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung, wurde er wegen verminderter Schuldfähigkeit zwar freigesprochen, ihm wurde jedoch krankhafter Wahn und Gemeingefährlichkeit attestiert. Mollath habe sich in ein paranoides Gedankensystem verstrickt, das sich teils in der Überzeugung äußere, seine frühere Ehefrau sei in Schwarzgeldgeschäfte verwickelt, hieß es in der Begründung sinngemäß.

Seit 2011 mehren sich Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vorgehens der Ermittlungsbehörden wie auch der Gerichte gegen Gustl Mollath. Kritiker werfen Staatsanwaltschaft und Finanzbehörden im Zusammenhang mit Mollaths Anzeigen seiner Frau und der HypoVereinsbank zudem „fehlenden Ermittlungseifer“ vor. Die bayerische Opposition greift in diesem Zusammenhang vor allem die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) an, die das Vorgehen der Behörden immer wieder verteidigt hat.

Mittlerweile beschäftigt sich auch ein Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags mit dem Fall. Am Abend der Veranstaltung in Ingolstadt kam weiter Bewegung in die Sache: Mollaths ehemalige Ehefrau äußerte sich das erste Mal zu den Vorfällen. Es dürfte nicht die letzte Veranstaltung zum Thema gewesen sein. Das nächste Mal werden sich die Organisatoren aber wohl um einen größeren Raum bemühen.