Ingolstadt
Das Problem mit der Schutter

Lichtkünstler Markus Jordan präsentiert sein Sandtner-Modell im Schlosshof – und muss den Bach färben

13.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:42 Uhr

Weiß auf weiß: Im schneebedeckten Schlosshof sind der Turm der Moritzkirche und die Balkonbrüstung des Pfeifturms tagsüber nicht leicht zu erkennen. Nachts entfaltet die begehbare Nachbildung des Sandtner-Modells ihre ganze Pracht. Dann bringt sie der Lichtkünstler Markus Jordan zum Leuchten - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Kontrast könnte stärker kaum sein: Im September hatte Markus Jordan sein begehbares Sandtner-Modell auf der grünen Wiese im Klenzepark aufgebaut, jetzt präsentiert er es im weiß verschneiten Hof des Neuen Schlosses. Heute ab 10 Uhr steht es Besuchern offen.

Gestern Mittag treibt Markus Jordan vor allem eine Frage um: Wie mache ich die Schutter, die das Modell als weißes Band durchzieht, sichtbar? „Wahrscheinlich werde ich sie blau färben“, sagt er mehr zu sich selbst.

Die Schneeunterlage im Schlosshof hat ihr Tücken für die ganze Nachbildung des Sandtner-Modells – jedenfalls tagsüber. Denn das fragile Kunstwerk auf einer Fläche von rund 500 Quadratmetern besteht aus dünnen weißen Kunststoffstangen. Haus für Haus, Denkmal für Denkmal haben Jordan und seine Helfer mit den Stangen die Innenstadt südlich der Fußgängerzone nachgebaut, wie sie sich im Stadtmuseum im Modell des Tischlermeisters Jakob Sandtner aus dem Jahr 1572 präsentiert. Mit Fäden hat Jordan Planquadrate markiert, in die er und seine drei Helfer die Modelle detailgetreu setzen. Wie kleine Gerüste sehen die knie- bis mehr als mannshohen Gebäude aus, zwischen denen die Besucher spazieren können. Jedes Teil ist mit einer Nummer versehen, die in einem großen Plan wieder auftaucht. Dort ist nachzulesen, welches Gebäude dargestellt ist.

Nachts allerdings entfaltet die spätmittelalterliche Altstadt ihre ganze Pracht. Schließlich ist Markus Jordan nicht umsonst Lichtkünstler. Dann illuminiert er die zerbrechlich wirkenden Gebilde. „Die Stangen bestehen aus fluoreszierendem Material. Durch Schwarzlicht werden sie zum Leuchten gebracht“, erklärt Jordan.

Leuchten werden dann auch die Nachbildungen von Moritzkirche, Pfeifturm und Neuem Schloss. Jordan hat sein Modell seit der Präsentation zum Landesgartenschaujubiläum im Klenzepark nämlich um diese Denkmäler erweitert. Ob er noch weiter ausbauen will? „Grundsätzlich ja“, sagt Jordan, „aber dann bekomme ich ein Problem mit dem Lagerplatz.“ Die Modelle werden anschließend nicht zerlegt, sondern im ganzen aufbewahrt. Jordan ist deshalb in Kontakt mit Armee- und Stadtmuseum. Die Entscheidung soll nach der Installation im Schlosshof fallen.

Ab 10 Uhr am heutigen Freitag steht das Kunstwerk Besuchern offen. Auch am Samstag und Sonntag ist es zugänglich. Die Tore zum Innenhof des Neuen Schlosses werden an allen drei Tagen erst um 22 Uhr geschlossen, damit die Besucher auch bei Dunkelheit genügend Zeit haben, die Lichtinstallation zu betrachten und zu begehen. „Hier muss ich nachts nicht wachen wie im Klenzepark“, schmunzelt Jordan. Jeweils um 15 Uhr am Samstag und Sonntag bietet der Historische Verein Führungen an. Für ein bisschen Wärme bei den eisigen Temperaturen sorgen einige Lagerfeuer und eine Hütte, in der Jordan und seine Helfer Glühwein ausschenken. Unterstützung erfährt der Künstler vom Café Taktraum am Paradeplatz. Dort darf er das Geschirr spülen, die Besucher dürfen die Toiletten benützen. Während der Öffnungszeiten des Armeemuseums sind auch dort die Toiletten zugänglich.