Ingolstadt
Von der Eselbastei bleibt nur ein Modell

Historische Mauerreste stehen der Tiefgarage im Weg Freie Wähler setzen ihren Abriss durch

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Historische Ansicht: Auf der Nachbildung des Sandtner-Modells der Stadt von 1571, das im Durchgang unter dem Neuen Rathaus steht, ist die wuchtige Eselbastei vor dem Neuen Schloss im Vordergrund gut zu erkennen. Sie schützte einst die südöstliche Ecke der Stadt vor Angriffen. Die letzten Reste des Originals müssen nun der geplanten Tiefgarage weichen. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Das Ergebnis dieser temperamentvollen Debatte war schon zu Beginn absehbar: Im Stadtrat sollte ein "Sachstandsbericht" zur Eselbastei vorgelegt werden. Aber parallel dazu beantragte FW-Fraktionschef Peter Springl den Abriss. Da wusste man, um es flapsig zu sagen, wie der Hase läuft.

Um diese historischen Mauerreste auf dem Gießereigelände war bekanntlich neuer Streit entbrannt, nachdem Norbert Forster im Verwaltungsrat der städtischen Tochtergesellschaft IFG von den enormen Schwierigkeiten berichtet hatte, die das Festungsrelikt beim Bau der neuen Tiefgarage bereitet.

In der Vollversammlung des Stadtrates nannte der IFG-Chef am Donnerstag weitere Details. Forster zählte auf, was aus der Sicht der Baufachleute gegen den Erhalt der Eselbastei spricht. Wegen des freigelegten Holzfundaments biete niemand die Gewähr, dass die Mauer "standsicher" sei. Der Gehweg an der Schlosslände müsse "nivelliert" werden, sodass ein Teil des Gemäuers ohnehin nicht mehr zu sehen sei. Die Baufirma habe erklärt, dass die "Tiefgarage nicht dicht zu bekommen" sei, wenn die Mauer bleibt. Brandschutz, Be- und Entlüftung seien "konstruktiv eigentlich nicht lösbar", zudem werde Platz für einen "Müllraum" gebraucht. Wenn er "zweigleisig planen" müsse - also Varianten mit und ohne Erhalt der Eselbastei -, würde das rund eine Million Euro mehr kosten und zu einem halben Jahr Zeitverlust führen, warnte Forster die Stadträte.

Veronika Peters (SPD) sprach vielen Kollegen, jedenfalls auf den Oppositionsbänken, aus dem Herzen: "Der Vortrag frustriert mich." Die von Forster genannte Million sei ein "Totschlagargument". Ebenso "enttäuscht" zeigte sich Christian Lange (BGI). Er habe vom IFG-Chef nur "Investorenargumente" zu hören bekommen und nicht diejenigen eines Ingolstädters, der "sich um Geschichte bemüht". Langes bitteres Fazit: "Deswegen werden wir uns von diesem Denkmal ganz nonchalant trennen."

Als FW-Fraktionsvorsitzender Springl seinen Abrissantrag begründete, nahm die Debatte an Schärfe zu. Des Öfteren fahre er an der besagten Stelle am Gießereigelände vorbei, "ich komme aus dem Baubereich". Immer frage er sich: "Wird des was G'scheits" Springl: "Aus meiner Sicht wird des nix G'scheits." Die Mauerreste aus dem 19. Jahrhundert seien für ihn von "geringerer Wertigkeit - das steht nicht dafür".

Petra Kleine (Grüne), eine der Antragstellerinnen, hatte sich den Sachstandsbericht anders vorgestellt. "So war's ja eigentlich nicht gedacht, dass dann gleich der Abrissantrag kommt." Auch sie fand es "frustrierend", dass die Stadt den Erhalt der Eselbastei nicht schaffe oder sich "nicht leisten" wolle. "Wir würden gerne zeigen, dass Ingolstadt so etwas planen und bauen kann." Da gebe es einen Ingenieur, höhnte Kleine, der wolle sogar die Donau untertunneln, "und dann sollen wir das nicht schaffen". Das galt dem Sprecher der FW.

Die Vorgehensweise Springls, redete sich Klaus Mittermaier (SPD) in Rage, "regt mich enorm auf". Bei dieser Art der Zusammenarbeit bleibe nicht einmal mehr Zeit, wenigstens in Ruhe über einen Kompromiss nachzudenken. "Das ärgert mich", schimpfte der Sozialdemokrat unter viel Beifall.

In Richtung Kompromiss zielte die Anregung Manfred Schuhmanns (SPD), nicht unbedingt "alle vier Finger" der Mauerreste, aber zumindest einen Teil zu erhalten. Ein Trostpflaster für die Opposition hatte OB Christian Lösel parat. Er habe den Kulturreferenten beauftragt, vom Areal der Eselbastei ein "Schaumodell" anfertigen zu lassen, etwa so wie beim Sandtner-Modell.

Während sich Karl Ettinger (FDP) für mehrere Entwürfe an diesem wichtigen Ort der Stadtgeschichte aussprach, kam aus der CSU-Fraktion viel Verständnis für die Zwänge, vor denen sich die IFG sieht. "Wir machen uns das Ganze nicht leicht", warb Hans Achhammer um Verständnis. Und Dorothea Deneke-Stoll glaubt: "Dieser Erinnerungsort bleibt uns ja, wir haben so viele Zeugnisse der Festungsgeschichte."

Am Ende scheiterte Christian Lange mit seinem Antrag, eine alternative Lösung mit einem Teilerhalt der Eselbastei zu prüfen. Springls Abrissantrag ging mit 28 zu 23 Stimmen durch. Inmitten der rhetorischen Gefechte leistete sich Karl Spindler (CSU) den Versprecher des Tages, als er den Begriff "Eselpartei" prägte. Welche er meinte, blieb aber offen.