Ingolstadt
Personalmangel in Heimen: Es pressiert

60 Pflegeplätze können wegen fehlender Fachkräfte nicht belegt werden Stadtrat sucht nach Auswegen

27.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Ein anspruchsvoller Beruf: Eine Mitarbeiterin des Heilig-Geist-Spitals beim Bettenmachen in der Kurzzeitpflege. Solche Fachkräfte werden dringend gesucht. Am Mittwoch diskutierte der Stadtrat darüber, auf welchen Wegen man mehr Personal gewinnen kann. ‹ŒArch - foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Was kann die Stadt gegen den Mangel an Pflegepersonal in Ingolstadt unternehmen? Auch diese Frage beschäftigte den Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwoch. Eine alle überzeugende Lösung kam dabei nicht heraus. Aber jedem ist klar: Die Lage ist ernst.

Fachkräfte in der Altenpflege üben einen sehr anspruchs- und verantwortungsvollen Beruf aus; mit der Bezahlung verhält es sich allerdings eher indirekt proportional. Das wird in einer Stadt wie Ingolstadt mit hohen Mieten umso mehr zum Problem. Die Mitglieder des Stadtrats wissen nur zu gut, dass dieses Preisniveau viele Pflegerinnen und Pfleger abschreckt - und erst recht potenzielle Auszubildende. Stadträtin Simona Rottenkolber (CSU) schlug jetzt wieder laut Alarm: 60 Pflegeplätze könnten wegen fehlenden Fachpersonals derzeit in Ingolstadt nicht belegt werden, berichtete sie in der Sitzung am Mittwoch. Man müsse deshalb auch unkonventionelle Wege gehen, um die Stellen zu besetzen. In einem Antrag bittet Rottenkolber die Verwaltung, zu prüfen, "ob zur Gewinnung von Pflegepersonal Vermittlungsagenturen eingesetzt werden können". Es gelte, überall zu suchen, auch im Ausland.

Jedem im Stadtrat ist klar, dass dringend gehandelt werden muss, um die Personalmisere zu lindern. Es wurden aber Zweifel an Rottenkolbers Initiative laut. Veronika Peters (SPD) stellte viele kritische Fragen: "Es gibt 21 Pflegeheime in Ingolstadt. Für wen genau wollen wir eigentlich tätig werden? Wie viel Einfluss haben wir auf die Heimleitungen? Denn wenn wir eine Agentur einschalten, müssen wir als Arbeitgeber attraktiv sein, weil der Markt leer ist. Das ist auch eine Frage des Geldes." Aber sie lasse sich gerne überraschen, sagte Peters, deshalb stimme sie dem Antrag zu.

Jürgen Siebicke (BGI) hält von einem "Headhunter" gar nichts, das sei "das falsche Signal". "Eine Vermittlungsagentur, kein Headhunter!", korrigierte Peter Springl (FW). Darauf Siebicke: "Ach, das ist doch das Gleiche!" "Den großen Wurf wird es hier nicht geben", gab Gerd Werding (FW) zu bedenken. "Lasst uns daher jede Maßnahme ergreifen, die uns ein Stück weiter bringt!" Ein entscheidender Schritt, um die Attraktivität der Pflegeberufe zu steigern, "geht sowieso nur über den Tarif".

Auch Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) drängt darauf, sich allen sinnvollen Optionen zu öffnen. "Es bringt nichts, das Für und Wider einzelner Maßnahmen zu diskutieren! Es ist das Wichtigste, Möglichkeiten dafür zu schaffen, dass junge Leute bei uns eine Unterkunft finden, wenn sie einen Beruf in der Pflege erlernen wollen." Eine bezahlbare Unterkunft. Der Bürgermeister verdeutlichte das Problem: In strukturschwächeren Regionen, zum Beispiel Hof, gebe es viele Schulabgänger, die nach Ingolstadt kommen würden, um dort eine Ausbildung in einem Altenheim oder in einer Klinik zu beginnen, aber sie müssten sich in der teuren Stadt ein Zimmer leisten können. Für Wittmann ist es deshalb ein wichtiges Ziel, "ein Heim für Lehrlinge zu bauen, um diesen Notstand zu bereinigen".