Ingolstadt
Lehrreiche Stadtpflanze

Für das Krautfest ist in Unsernherrn eine Hopfenanlage errichtet worden

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Unsernherrner Hopfen: Franz Wöhrl (vorne), Kathrin Wagner und Georg Gerl sind zufrieden mit der Ausbeute des Ingolstädter Hopfengartens. Beim Krautfest am 8. und 9. Oktober soll geerntet werden. Die Dolden sind zwar schon jetzt reif, aber die Festgäste sollen bei der Ernte zuschauen können. - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Als Stadt des Reinheitsgebotes ist Ingolstadt untrennbar mit den Themen Bier und Brauen verbunden. Als Hopfenanbaugebiet war die Schanz bisher dennoch nicht bekannt. Das könnte sich jetzt ändern - zumindest für eine Saison.

In Unsernherrn steht auf einer kleinen Grünfläche unweit der stark befahrenen Münchener Straße seit einigen Monaten eine Hopfenanlage. 30 Pflanzen ranken sich hier an Drähten in die Höhe. Mancher Autofahrer, der an der Stelle vorbeikommt, dreht überrascht den Kopf, schließlich kennt man diesen Anblick ja eigentlich nur aus den Anbaugebieten außerhalb der Stadt.

Auf der anderen Straßenseite liegt der Gemüsehof von Franz Wöhrl, auf dem die Idee zu dem Ingolstädter Hopfenanbau entstanden ist. Hier findet jedes Jahr das Krautfest statt, das in diesem Jahr eingedenk des 500. Jahrestages der Verkündung des Reinheitsgebotes dem Thema Bier gewidmet ist. Um den Ingolstädtern die Materie näherzubringen, soll ihnen an echten Hopfenpflanzen gezeigt werden, welche Schritte vom Feld zum fertigen Bier getan werden müssen. Wöhrl ist als Landwirt zwar mit dem Anbau von verschiedenen Gemüsen vertraut, aber beim Hopfenpflanzen ist er ein Anfänger. Da trifft es sich, dass er mit Georg Gerl, dem ehemaligen Leiter der Versuchsstation in Scheyern, einen Experten kennt. Auch die Leiterin seines Hofladens, Kathrin Wagner, kennt sich aus. Sie stammt aus einer Hopfenbauerfamilie in Strobenried.

Mit der tatkräftigen Unterstützung der Unsernherrner Dorfgemeinschaft und dem Organisationsteam des Krautfestes sind bereits im November vergangenen Jahres zunächst die Hopfenpflanzen Sorte "Herkules" gesetzt worden. Im Frühjahr wurde dann der eigentliche Hopfengarten mit sechs Holzstangen und dem Drahtgeflecht errichtet - kein Problem für geübte Maibaumaufsteller. Dann galt es, die Hopfenpflanzen um die Drähte zu wickeln, an denen die Ranken in die Höhe wachsen. Dabei ist es wichtig, sie richtig herum zu winden, erfuhren die Ingolstädter. "Die Hopfenpflanzen können nur in einer Richtung nach oben wachsen", erklärt Wagner. Wird die Pflanze gegen den Uhrzeigersinn gewickelt, bleibt sie klein oder fällt herunter.

Mittlerweile haben die Hopfenranken eine stattliche Größe erreicht. "Da können wir schon fast mit der Hallertau mithalten", findet Wöhrl. Während in den professionellen Anbaugebieten in diesen Tagen die Ernte beginnt, wird man in Unsernherrn damit noch warten. Erst beim Krautfest am 8. und 9. Oktober wird es so weit sein. "Eigentlich sind wir dann schon sechs Wochen nach der Erntezeit", sagt Gerl. Aber es gehe ja um den "Anschauungseffekt". Wöhrl und die Organisatoren des Krautfestes wollen den Besuchern ein Gefühl dafür geben, welch ein Aufwand mit dem Anbau verbunden ist. "Die Leute sollen wissen, wo das alles herkommt", erklärt Wöhrl. Eventuell können die Besucher selbst probieren, die meterlangen Ranken von den Drähten der Hopfenanlage zu ziehen. Das nämlich ist gar nicht so einfach. Die Pflanze ist mit kleinen Widerhaken versehen. Geschundene Unterarme gehören deswegen zur Hopfenernte dazu, kann Wagner aus leidvoller Erfahrung berichten.

Beim Krautfest werden auch die anderen Bierzutaten sowie moderne Erntemaschinen gezeigt. Außerdem soll eine mobile Brauanlage aufgebaut werden, bei der auch mit dem Unsernherrner Hopfen gebraut werden soll. Im Normalfall wird die erste Ernte einer Hopfenpflanze nicht verwendet. Erst im zweiten oder dritten Jahr erreicht der Hopfen die Qualität, die für ein gutes Bier nötig ist. Die Unsernherrner Hopfenbauern wollen es aber zumindest probieren. Tatsächlich könnte man mit dem städtischen Hopfen eine ganze Menge Bier brauen. Für eine Maß braucht es nicht mal eine Dolde, erklären Wagner und Gerl. Grob überschlagen, reicht die Unsernherrner Ernte theoretisch für rund 60 000 Maß Bier. "Das sollte für das Krautfest reichen", scherzt Wöhrl. Im kommenden Jahr wird es wohl keinen Unsernherrner Hopfen mehr geben. Dass er vom Gemüsebauern zum Hopfenbauer umsattelt, ist derzeit nicht geplant, versichert Wöhrl.