Ingolstadt
Einsatz im Nadelöhr

Die Ingolstädter Verkehrspolizei hat die Großbaustelle auf der A 9 nicht nur in der Ferienzeit über Kameras im Blick

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) In Spitzenzeiten wie jetzt an den starken Reisetagen rollen rund 130 000 Autos am Tag auf der A 9 an Ingolstadt vorbei. Am Dreieck Holledau müssen sie durch ein Nadelöhr: die 18 Kilometer lange Großbaustelle. Damit dort alles flüssig läuft, blickt die Verkehrspolizei auch durch Videokameras.

Die Digitaluhr am Schaltpult springt auf 14.30 Uhr. Gefühlt seit Stunden sind die Zeugnisse verteilt, laufen die Großen Ferien auch in Bayern, eilen viele los in den Urlaub. "Der ADAC hat gesagt, ab 14 Uhr ist alles dicht. Es läuft aber...", sagt Michael Huber mit geschultem Blick auf den Monitor vor sich. Für den amtierenden Leiter der Ingolstädter Verkehrspolizei (VPI) und seine Kollegen ist das zum Start eines verkehrsintensiven Wochenendes natürlich eine gute Nachricht. Aber sie ist gar nicht mal so überraschend, da die Beamten seit Wochen die Situation zwischen dem Dreieck Holledau und weit über die Ausfahrt Pfaffenhofen (wo ihr Zuständigkeitsbereich eigentlich endet) hinaus beobachten - und es bequem können; vom Platz des Dienstgruppenleiters an der Gutenbergstraße aus, an dem das Bild einer der Verkehrsüberwachungskameras an der Autobahn abgerufen werden kann. Deshalb wissen sie: Die Großbaustelle auf der A 9 funktioniert verkehrstechnisch gut - auch an diesem Freitagnachmittag.

"Das ist natürlich keine Baustelle wie die anderen", sagt Huber, dessen Leute schon vor zwei Jahren gefordert waren, als für die "Standstreifenfreigabe", also ab München vierspurig in Richtung Norden, ausgebaut wurde. Heuer ist die Südrichtung dran. 150 Bautage - bei voller Verkehrsbelastung. Anders geht es auf einer der meistbefahrenen Autobahnen des Landes nicht. "Jetzt hatten wir zwei Jahre Pause, jetzt geht es wieder los", schworen sich laut Huber die Polizeibeamten und die weiteren Beteiligten (Baufirma, Rettungskräfte und andere) auf diese intensive Phase ein. Jeder Zwischenfall im Baustellenbereich (ein Teil auf der Fahrbahn, ein kleiner Blechschaden) bringt den Verkehrsfluss zügig und mangels Ausweichraum auf längere Dauer zum Erliegen. Damit die Reaktionszeit noch kürzer ist, hat die VPI immer eine eigene Streife, die nur für die 18 Kilometer der Baustelle abgestellt ist und dort quasi patrouilliert. "Das hat sich vor zwei Jahren bewährt. Das haben wir natürlich beibehalten", berichtet Huber. Dass die Polizeiflotte SUVs (BMW X3) aufbietet, ist im Baustellenbereich nicht von Nachteil. Die Gruppe hat sogar einen eigenen Container vor Ort, um dort die Schreibarbeit zu erledigen.

Eine große Hilfe für die Polizei ist das Kameranetz der Autobahndirektion Süd zur Kontrolle und Freigabe des Standsteifens, auf das der Dienstgruppenleiter in Ingolstadt zugreifen kann. Mit einem Klick kann Siegfried Bauer auf seinem Monitor die Autobahn entlanghangeln und überall einen 360-Grad-Blick (inklusive Zoom) nehmen. In einem Abstand von (je nach Streckenführung) 400 bis 500 Metern sind lückenlos die Kameras installiert, die ein Livebild senden, das aber nicht aufgezeichnet wird. "Das ist schon extrem hilfreich", schwärmt Bauer. Der Dienstgruppenleiter kann sich sofort ein Bild von der Lage machen und entsprechend Entscheidungen treffen. "Die Arbeit draußen bleibt natürlich die gleiche, aber wir haben mehr und schnellere Informationen", erklärt Michael Huber. Seine Leute müssen freilich die Unfälle bearbeiten ("aufnehmen") und Gefahrenstellen schnell bereinigen. Zwar hat sich die Zahl der Unfälle "merkbar" erhöht. Allerdings seien das fast ausnahmslos kleinere Sachen mit geringem Schaden. "Wir hatten seit der Baustelle dort nur einen einzigen Schwerverletzten", so der amtierende VPI-Leiter.

Das hängt natürlich mit der gedrosselten Geschwindigkeit zusammen: Richtung München, wo gearbeitet wird, ist auf 60 Stundenkilometer begrenzt. Nach Norden, wo schon ausgebaut ist, erlaubt die Polizei 80 Sachen. Geblitzt wird natürlich. "Wir sehen die Messungen als Arbeitsschutz für unsere Leute und die Bauarbeiter", sagt Huber. Wie Markus Billner, der Leiter der Zentralen Verkehrsaufgaben, ausgewertet hat, gab es seit dem Start im April 32 Messungen. Rund 200 000 Fahrzeuge wurden gemessen, dabei 2661 Fahrer angezeigt. Der Schnellste war bei erlaubten 80 mit Tempo 171 unterwegs. "Das war nachts, aber noch vor Mitternacht", sagt Billner.

Obwohl es gut laufe, fiebern alle Anfang Oktober entgegen, wenn das A9-Nadelöhr verschwunden sein wird - und dann bei freiem Standstreifen der Verkehr richtig flüssig rollen kann. Auch zur Ferienzeit.