Ingolstadt
"Ein ganz großer Wurf"

OB Lösel lobt bei Einweihung den Erweiterungsbau des Medizinhistorischen Museums

24.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Hochbetrieb im neuen Erweiterungsbau des Medizinhistorischen Museums: Hunderte Besucher besichtigten am Samstag das Gebäude, das Direktorin Marion Ruisinger vorstellte (ganz oben, links). Die Dekane Bernhard Oswald und Thomas Schwarz segneten den Neubau, und es gab eine Führung durch den Arzneipflanzengarten. - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Bauherr und Planer jubeln: Der Erweiterungsbau des Deutschen Medizinhistorischen Museums "erfüllt alle Anforderungen, die an ein modernes Museum gestellt werden", sagte OB Christian Lösel bei der Einweihung des neuen Gebäudes am Samstag.

Mehr als 700 Besucher feierten den ganzen Tag über das Ende der Bauarbeiten am Medizinhistorischen Museum, die im November begonnen hatten. Beim Museumsfest konnten sich die Ingolstädter den Neubau zwischen Alter Anatomie und Marienheim anschauen und ein umfangreiches Rahmenprogramm genießen.

Bei der Einweihung am Vormittag im Sonderausstellungsraum des Neubaus lobte der Oberbürgermeister das rund 5,2 Millionen Euro teure Projekt in höchsten Tönen: "Mit dem Gebäude ist uns ein ganz großer Wurf gelungen", betonte Lösel vor rund 130 Gästen. Er lobte den ansprechend gestalteten Eingangsbereich mit Garderobe, Café und Museumsshop. Weiter führte er aus: "Das Museum ist nicht nur größer geworden, sondern auch anders." Aus einem reinen Bildungsort sei jetzt ein öffentlicher Raum entstanden.

Laut Lösel sei es "sicher nicht einfach, einem historischen Gebäude einen modernen Anbau anzugliedern". Hier sei das gelungen. Er würdigte die Arbeit des Berliner Büros Staab Architekten: "Sie haben die Anforderungen an Optik, Funktionalität und den Umgang mit dem historischen Nachbargebäude bestens erfüllt." Der Neubau füge sich hervorragend in das Ensemble ein, stehle aber dem Barockbau der Alten Anatomie nicht die Schau, betonte Lösel.

Die Fassade des Erweiterungsbaus bezeichnete er als außergewöhnlich. "Die je nach Lichteinfall bronze- bis dunkelbraun schimmernde Metallhaut zieht sich über den gesamten Baukörper." Ein Höhepunkt des neuen Gebäudes ist nach den Worten des OB das große Panoramafenster. "Hier bietet sich ein grandioser Ausblick auf die Hohe Schule, das Münster und die Alte Anatomie."

Jetzt hat das Medizinhistorische Museum auch einen Seminarraum. Dieser wurde nach der früheren langjährigen Direktorin Christa Habrich benannt. "Die Erweiterung der Anatomie war ihr Herzenswunsch. Sie konnte aber die Fertigstellung leider nicht mehr erleben", bedauerte Lösel und fügte an, dass die jetzige Leiterin Marion Maria Ruisinger das Museum in Habrichs Sinne weiterführe. Der Oberbürgermeister sagte weiter: "Ingolstadt erlebt momentan eine Zeit der Blüte. Es werden nämlich viele historische Objekte saniert oder nach Jahrhunderten wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht." Er nannte in diesem Zusammenhang unter anderem den Umbau der alten Gießereihalle zum Museum für Konkrete Kunst und Design.

Lösel regte die Umgestaltung zu einem "virtuellen Museum" an. Was er damit konkret meint: Die Ausstellungsstücke sollen durch digitale Technik aufgewertet werden. Er werde demnächst Kulturreferent Gabriel Engert damit beauftragen, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln, kündigte Lösel im Gespräch mit dem DK an.

Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Arbeit zeigte sich bei der Einweihung (natürlich) Architekt Volker Staab. "Nach einigen Höhen und Tiefen haben wir eine gute Strecke hinter uns gebracht." Die Planer seien vor einer schwierigen Aufgabe gestanden: "Wie kann man zeitgenössische Architektur sinnvoll in ein historisches Ensemble einfügen" Die Fuge zu den Nachbargebäuden sei gelungen, sagte Professor Staab. Er räumte ein, dass "Architekten nie Dinge machen können, die jedem gefallen". Staab dankte allen am Bau Beteiligten. Zum Schluss der Feier weihten die Dekane Bernhard Oswald und Thomas Schwarz den Erweiterungsbau.

Am Nachmittag und am Abend ging dann das Museumsfest über die Bühne. Dabei konnten die Besucher die erste Schau im neuen Ausstellungsraum unter dem Motto: "Die Alte Anatomie - ein Gebäude im Wandel. 1723 bis 2016" betrachten. Gut angenommen wurden die Vorträge von Volker Staab (über den Neubau) und von Marion Ruisinger (über die Geschichte der der Alten Anatomie) sowie die Architekturführung mit Michael Kowalski.

Auf großes Interesse stieß auch die Führung durch den Arzneipflanzengarten. Dabei erfuhren die Teilnehmer von Apothekerin Sigrid Billig, welche Pflanzen vor und teilweise auch nach dem Reinheitsgebot ins Bier gekommen sind. So seien Wacholder, Kümmel, Koriander oder Seidelbast ("Ein sehr giftiges Gewächs, aber ein berauschender Zusatz") dem Bier beigemischt worden.

Am Abend begeisterte das Ingolstädter Salon-Ensemble die Besucher mit Evergreens. Museumsdirektorin Marion Ruisinger zeigte sich erfreut, dass der Erweiterungsbau "große Begeisterung hervorrief". Viele hätten darüber gestaunt, wie weitläufig das Gebäude sei. Sie habe aber auch "einige kritische Stimmen über die Fassadenfarbe" gehört, so Ruisinger. "Ich finde, das Braun nimmt sich schön zurück hinter den Lindenhecken."