Ingolstadt
IG-Metall-Bevollmächtigter kritisiert Audi

03.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

An den aufgebauten Infoständen im Foyer des Stadttheaters konnten sich die Besucher beim Zweiten Bevollmächtigten Bernhard Stiedl (2.v.r.) und anderen Metallern informieren. Derweil übte der Erste Bevollmächtigte Johann Horn (kleines Bild) bei der Delegiertenversammlung deutliche Kritik am Krisenmanagement von Audi. - Fotos: Brandl

Ingolstadt (DK) Die IG Metall Ingolstadt stellte im Rahmen ihrer für heuer dritten Delegiertenversammlung die Ergebnisse der diesjährigen Vertrauensleute-Wahlen vor. Die Gewerkschaftsführung nutzte die Zusammenkunft im Festsaal des Stadttheaters außerdem zu einer vorläufigen Bilanz des Jahres 2016 und wagte einen Ausblick auf die kommenden Herausforderungen - und zu Kritik an Audi.

Johann Horn, der Erste Bevollmächtigte der Metaller, hatte in seiner Rede eine gute und eine weniger gute Nachricht zu überbringen. Über 50.500 Mitglieder zählte der Ingolstädter Ableger der weltweit größten Einzelgewerkschaft Ende September. "Damit haben wir massiv zugelegt", konnte er verkünden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum seien dies netto rund 2000 Mitglieder mehr. Allerdings habe es auch mehr Austritte gegeben als im Jahr zuvor, fuhr Horn fort und meldete dahingehend Handlungsbedarf an. Unter jenen, die sich von der IG Metall abgewendet haben, seien viele Leiharbeiter. Sie würden wohl keine Chance mehr sehen, in ihren Betrieben übernommen zu werden, meinte Horn zu den Beweggründen. "Ganz oben mit dabei" sei man in Bayern hingegen bei der Entwicklung der Jugendmitglieder. Ihre Zahl machte im August einen Anteil von fast 18 Prozent an den Gesamtmitgliedern aus.

Erfolgsmeldungen gab es danach auch vom Zweiten Bevollmächtigten Bernhard Stiedl. Er verlas die Ergebnisse der Vertrauensleutewahl und konnte einen Zuwachs an Betrieben vermelden, in denen heuer gewählt wurde. Demnach gebe es jetzt 18 Unternehmen mit Vertrauensleuten. Damit einher gehe auch ein Plus an gewählten Vertrauensleuten. Ihre Zahl stieg von rund 1700 auf über 2100. Den größten Anteil macht dabei Audi aus. Ingolstadt bestätigte damit nach 2012 erneut seine Spitzenposition in Bayern.

Als herausragende Aufgaben für die nähere Zukunft nannte Stiedl die Betriebsratswahlen 2018 sowie die nächste "wichtige Tarifrunde", die der IG Metall bevorstehe.

Bereits zuvor übte Johann Horn in seiner Rede doch recht deutliche Kritik am aus seiner Sicht unzureichenden Krisenmanagement bei Audi bei der Diesel-Affäre. Der Autobauer solle aufhören, mit der Wahrheit nur scheibchenweise herauszurücken. Das schade dem Ansehen und erreiche ein Niveau, das die Belegschaft nicht verdient habe, so Horn, der im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt.
 
"Die Top-Manager müssen jetzt dafür sorgen, dass der Konzern nicht aus der Bahn fliegt", sagte er und wurde konkreter. So sei zu hören gewesen, dass angeblich die Dauernachtschicht in Frage gestellt würde. "Meines Wissens hat es darüber noch keine Gespräche gegeben", sagte er hierzu. Die Arbeitnehmer hätten jedoch das Recht, als Erste zu erfahren, wie es weitergeht. Der ebenfalls anwesende oberste IG-Metaller bei Audi, Vertrauenskörperleiter Jörg Schlagbauer, wollte sich angesichts der morgigen Betriebsversammlung im Ingolstädter Werk dazu nicht äußern und bat um Verständnis.