Ingolstadt
"Hände weg vom Generationenvertrag"

Zukunft von Rente und Pflege: SPD-Bundestagskandidat Werner Widuckel spricht auf der Seniorenversammlung der IG Metall

18.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

"Riester ist gescheitert": Werner Widuckel sprach zum Thema Rente auf der Seniorenversammlung der IG Metall. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Was ist uns die Solidarität zu Rentnern und Kranken wert? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Seniorenversammlung der IG Metall gestern Nachmittag im Festsaal des Stadttheaters. Hauptredner der Veranstaltung unter dem Motto "Zukunft der Rente und Pflege in Deutschland" war der frühere Audi-Personalvorstand und Bundestagskandidat der SPD, Werner Widuckel.

Die soziale Gerechtigkeit der Gesellschaft müsse sich an dieser Frage messen lassen, so der Sozialpolitiker. Eine seiner Kernforderungen lautete deshalb: "Hände weg vom Generationenvertrag." Jüngste Forderungen nach der Rente mit 70 quittierte Widuckel mit einem entschiedenen Nein. "Diejenigen, die das fordern, haben noch nie am Montageband gestanden oder in der Krankenpflege gearbeitet", sagte er. Schon jeder sechste Rentner lebe heute mit Armutsrisiko, belegte er mit Zahlen und sprach dahingehend von einer "Bankrotterklärung für das Sozialsystem". Stattdessen plädierte Widuckel dafür, ein Absinken des Rentenniveaus auf 43 Prozent bis zum Jahr 2030 zu verhindern, Kindererziehungszeiten so zu gestalten, dass sie den Zugang zum Arbeitsmarkt nicht blockieren, und bei der Umlagefinanzierung zur Sicherung der Rentenfinanzierung zu bleiben und im Falle der Riester-Rente ("Riester ist gescheitert", so Widuckel) dahin zurückzukehren. Gleichzeitig sprach er sich für flexible Altersgrenzen beim Renteneintritt aus. "Wer länger arbeiten möchte, soll das auch tun", sagte er mit Blick auf den sich damit verlängernden Zeitraum für Beitragszahlungen.

Eine große Herausforderung bei der Pflege sah Widuckel im steigenden Fachkräftemangel und den dadurch entstehenden Versorgungslücken, die mit Pflegekräften aus dem Ausland aufgefüllt würden. Hier plädierte er unter anderem dafür, die Attraktivität des Pflegeberufs weiter zu steigern, den Solidaritätszuschlag beizubehalten und zur Finanzierung der Versorgungslücken zu verwenden.

Zuvor hatte der politische Sekretär und Seniorenverantwortliche der IG Metall Ingolstadt, Markus Rößler, in seiner Begrüßungsrede zum Thema hingeführt. Er wies darauf hin, dass das Pflegestärkungsgesetz zuletzt zu Verbesserungen geführt habe, angesichts von zu erwartenden 3,5 Millionen Pflegebedürftigen bis 2030 jedoch noch "gewaltige Aufgaben" bevorstünden. Als Beispiel nannte er die Unterstützung pflegender Angehöriger. In der Rentenpolitik sei ein Strategiewechsel nötig, so Rößler. Derzeit läge die Durchschnittsrente für Männer in Bayern bei 950 Euro, für Frauen bei 530 Euro. Ziel sei es daher, eine auskömmliche Rente zu erreichen. Auch durch gut bezahlte Arbeit. "Dafür ist eine starke betriebliche Mitbestimmung nötig", sagte er.