Ingolstadt
Bissige Sati(e)re

Piratenpartei plädiert mit amüsantem Video für archivierten Bild- und Tonmitschnitt von Stadtratssitzungen

14.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:46 Uhr

Mit einem Augenzwinkern präsentieren Alexander Lill (oben links) und Christian Doppler von den Piraten das Stadtratsvideo. Darin zu sehen sind unter anderem die Stadträte Joachim Genosko, Patricia Klein und Christian Lange - oder vielmehr ihre jeweiligen Hundedoubles. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) OB Christian Lösel als Pudel und der Fraktionsvorsitzende der CSU, Joachim Genosko, als Bulldogge: Der Ton gehört zur vergangenen Stadtratssitzung, das Video ist von einem Mitglied der Piratenpartei frei dazugebastelt.

So soll gezeigt werden, wie wichtig ein archivierter Videomitschnitt ist. „Mit einer reinen Audioaufnahme bleibt Interpretationsspielraum“, sagt Alexander Lill von der Piratenpartei Ingolstadt – und darauf wollte er, mit einem Augenzwinkern natürlich, mit seinem Youtube-Video aufmerksam machen. Unter anderem. Also hat er sich einen Tagesordnungspunkt der Stadtratssitzung vom 3. Dezember ausgesucht – den zur Bürgerbeteiligung Georgianum – und ihn nach Vorbild einer amerikanischen Late-Night-Show mit Aufnahmen von Hunden im Senat hinterlegt. Bei der nächsten Stadtratssitzung wird das nicht mehr nötig sein – da gibt es testweise eine Videoaufzeichnung.

Die große Mehrheit sei dafür, sagt die Stimme von OB Christian Lösel. Der schwarze Pudel mit der Krawatte fuchtelt wild mit den Pfoten. Wie viele – und vor allem welche – Stadträte sich gerade gemeldet haben, kann der Zuhörer nicht sehen. Ein Kritikpunkt, den die Piratenpartei am momentanen Audiostream der Sitzungen hat. Ein Video würde es außerdem für Zuschauer ansprechender machen, die Sitzung online zu verfolgen. „Wir wollen, dass es interessant ist, und das geht mit Hunden ein bisschen – aber natürlich längst nicht so gut, wie mit den echten Stadträten“, sagt Christian Doppler, Kreisvorsitzender der Piratenpartei. Auch inhaltlich kämen manche Sätze anders an, als sie gemeint waren – „manchmal ist der Tonfall vielleicht etwas schnippisch, doch der Sprecher lächelt dabei, dann ist die Aussage anders zu bewerten, was man aber nur kann, wenn man das auch sieht.“ Auch darauf, wie wichtig es sei, die Sitzung nicht nur live zu zeigen, sondern auch zu archivieren, wollen die Piraten hinweisen.

Die Sitzung sei tagsüber unter der Woche – kein Wunder, dass da nicht jeder acht Stunden zuschauen könne. Außerdem würde die meisten Bürger nicht die ganze Sitzung, sondern nur ausgewählte Punkte interessieren. Daher hätten die Piraten in ihrem Online-Mitschnitt Beginn und Ende der einzelnen Tagesordnungspunkte markiert. „Wenn sie ein unattraktives Angebot machen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn es niemand nutzt“, erklärt Christian Doppler, warum die Einschaltzahlen bei der Liveübertragung so gering sind.

Bei der Stadt hat man für die nächste Sitzung am 24. Februar einen Testlauf mit Video geplant, der dann auch live übertragen werden soll, wie Stadtsprecher Michael Klarner bestätigt. Danach solle überlegt werden, ob auch die künftigen Stadtratssitzungen mit Bild übertragen werden sollen. Zunächst allerdings nur live. Über eine Mediathek, über die die Sitzungen auch später noch angeschaut werden könnten, soll laut Klarner erst nach dem Testlauf entschieden werden. Ein Punkt, der den Piraten sehr wichtig ist.

Über 200 Besucher hatte der Tonmitschnitt, den die Piraten von der achtstündigen Sitzung ins Internet gestellt haben. Viele davon in den ersten Tagen, doch auch über Weihnachten, als viele Ingolstädter frei hatten, wurde die Aufzeichnung noch einige Male angehört, wie Alexander Lill auf seinem Laptop sehen kann. Auch das Hundevideo, das man über den Suchbegriff „Georgianum“ finden kann, wurde über 200-mal angeklickt.

Welchen Hund er welchem Politiker zugeordnet hat? „OB Christian Lösel war als Vorsitzender klar, bei den anderen bin ich nach Erscheinungsbild gegangen – für BGIler Christian Lange habe ich zum Beispiel einen Hund genommen, der sich immer wieder förmlich an die Krawatte fasst“, erzählt Alexander Lill. Neben den politischen Botschaften, die damit vermittelt werden sollen, hat das Video nämlich noch einen anderen Zweck: „Es soll Spaß machen.“