Ingolstadt
Mahnwache vor dem Münster: ''Wir wollen sie zum Nachdenken bringen''

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

−Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Als der erste Bus vor das hell erleuchtete Ingolstädter Münster fährt, sind die Füße im Schnee schon lange kalt. Doch die Wartezeit auf die Ehrengäste haben die zwei Dutzend friedlichen Protestierer ganz gut mit Interviews im Scheinwerferlicht bei verschiedenen Kamerateams vorübergebracht.

Natürlich durften und sollten sie auch ihre handgeschriebenen Transparente präsentieren. "Wo sind die Frauen", so ruft das längste Plakat als rhetorische Frage in die Nacht. Der Ingolstädter Alt-OB Peter Schnell geht vorüber und wünscht "einen erfolgreichen Verlauf". Seine Frau Regina ergänzt die Gruppe um Kirchenkritiker Walter Hürter. Auch die Polizei war in Person des stellvertretenden Ingolstädter Inspektionsleiters Matthias Schäfer da, der ihnen in lockerem Ton den Ablauf erklärte. Keine Sorge, die Bischöfe würden direkt an ihnen vorbeikommen. Der durch das städtische Ordnungsamt zugewiesene Platz sei gut geeignet, dass sich die Gläubigen und ihre Adressaten gegenseitig wahrnehmen.

So kommt es dann auch vor dem größten Gotteshaus der Region, als Bischöfe und Weihbischöfe hinter einer Abordnung Ministranten Aufstellung genommen haben und langsam zum Nordportal schreiten. "Hallo!", so schallt es ihnen aus den Reihen der Kritiker entgegen. Die Transparente werden hochgehalten. Gabriele Haid, Ingolstädter Geschäftsfrau, winkt dazu freundlich. "Die sollen uns ja wahrnehmen. Wir wollen einen Dialog. Wir wollen sie zum Nachdenken bringen!" Damit spricht sie für die "KirchenVolksBewegung", wie sie sich nennen, aber auch für sich selbst als Frau. "Da reden 70 Männer über die Kirche, bei der die Hälfte aus Frauen besteht", sagt sie. Dabei sei das doch die Konstellation wie in der Familie, wo Mann und Frau auch zusammen entscheiden.

"Hallo!", ruft Haid wieder, als der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, Gastgeber der Bischofskonferenz, vorbeischreitet. Kurz darauf, am Ende der Prozession, wandelt deren Vorsitzender, Kardinal Reinhard Marx. Dem ruft nun Walter Hürter etwas zu: "Gute Gedanken!" Marx erwidert winkend: "Danke für die Gebete!" Dann erreicht der Prozessionszug die schon proppenvolle Kirche. Der Orgelklang verbreitet sich durch das offene Portal nach draußen. Noch kurz rollen die Protestierer ihre Transparente auf. Dann folgen sie den Bischöfen in gebührendem Abstand ins Innere. Es ist ja auch ihre Kirche.

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