Ingolstadt
Barrieren nach dem Ausbau

Der Hauptbahnhof ist zwar eigentlich behindertengerecht – doch schon gibt’s mit den Aufzügen Probleme

31.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

»Achtung, Türe schließt«: Gestern liefen die vier Aufzüge am Ingolstädter Hauptbahnhof reibungslos. Das ist nicht immer so. Die Bahn räumt wiederholte Probleme ein. Fotos und Umfrage: Strisch/Wünsch

Ingolstadt (DK) Gestern war ein guter Tag. Die vier neuen Aufzüge am Ingolstädter Hauptbahnhof liefen wie am Schnürchen. Das ist nicht immer so. Denn die im Zuge des barrierefreien Ausbaues installierten Lifte haben ihre Tücken. Die Aufzugsfirma musste schon mehrmals kommen – zum Leidwesen der Bahnreisenden.

Rainer Rupp, der Präsident der Simon-Mayr-Gesellschaft, ist stinksauer. Dreimal war er in letzter Zeit auf dem Ingolstädter Hauptbahnhof. Einmal, um seine Tochter aus Hamburg mit Baby und viel Gepäck abzuholen, einmal um den später nachreisenden Schwiegersohn zu begrüßen, und einmal, um die beiden zu ihrer Heimreise zum ICE nach Hamburg zu bringen. Dreimal mussten seine Gäste und er das Gepäck die Treppe rauf- und runtertragen. Denn dreimal war der jeweils benötigte Aufzug außer Betrieb.

„Das ist doch grotesk“, schimpft Rupp, der die unendliche Geschichte des barrierefreien Ausbaues des Ingolstädter Hauptbahnhofes von Anfang an kritisch verfolgt hat. Das Ergebnis stellt ihn alles andere als zufrieden. „Der Bahnhof Treuchtlingen“, sagt er, „ist besser ausgestattet als der Bahnhof in Ingolstadt“. Nach Treuchtlingen kam er unfreiwillig, als an Pfingsten aufgrund einer Fahrplanänderung mal wieder die Züge entsprechend umgeleitet wurden. Bei dieser Gelegenheit hat er zumindest den dortigen Bahnhof in Augenschein nehmen können. Der in Ingolstadt, meint Rupp sarkastisch, „passt nicht in die Erfolgsberichte unseres Oberbürgermeisters. Dabei ist der Bahnhof das Einfallstor einer Stadt.“ Was der Ingolstädter ohnehin nicht verstehen kann, ist, dass die Bahn, „wenn sie den Bahnhof schon völlig umgestaltet“, nicht auch gleich eine Rolltreppe habe einbauen lassen.

Rolltreppen, heißt es bei der Pressestelle der Deutschen Bahn in München, gebe es nur dann, wenn ein großer Höhenunterschied zu bewältigen sei oder, wenn der Bahnhof von sehr vielen Menschen benutzt werde. Am Ingolstädter Hauptbahnhof werden im Durchschnitt täglich 11 300 Reisende gezählt. „Es ist kein ganz kleiner Bahnhof, aber eben auch kein großer“, sagt der Bahnsprecher. Vor allem aber: Für einen behindertengerechten Ausbau werden vom Staat nur Aufzüge und Rampen bezuschusst. Will heißen: Das Geld für eine Rolltreppe hätte die Bahn alleine aufbringen müssen. Überdies, heißt es, sei dafür in Ingolstadt zu wenig Platz.

Die derzeitigen Probleme mit den Aufzügen sind der Bahn bekannt. Man hoffe, sie bald zu lösen. Es seien keine allzu langen Störungen, kämen jedoch wiederholt vor, so der Unternehmenssprecher. Sie in den Griff zu bekommen, sei Sache des Herstellers. Die Gründe für die Aussetzer sind nicht bekannt. Möglicherweise habe es etwas mit der Hitze zu tun. „Aber das darf nicht sein.“ Bis Herbst hofft die Bahn, das Problem in den Griff zu bekommen. „Stecken geblieben“, so der Sprecher, „ist aber noch niemand.“

Gestern war mit den vier Aufzügen alles in bester Ordnung – zumindest am späten Vormittag, als der DK auf Testfahrt war. Timur und Yvonne Parler, die mit ihrer dreijährigen Tochter Emma auf der Rückreise von Ingolstadt nach Berlin waren, sind über diesen Umstand sehr froh. „Die Aufzüge“, finden die beiden, „sind das Wichtigste am neuen Ingolstädter Hauptbahnhof“.