Ingolstadt
Aufregendes Afrika

Tausende besuchen bei herrlichem Sommerwetter das bunte Fest in der Innenstadt

16.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr
Von Folklore bis Rap: Auf der Bühne war den ganzen Samstag über ein buntes Programm geboten. −Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Das fünfte Afrikafest hat alle Erwartungen übertroffen: Vom Morgen bis zum späten Abend bevölkerten am Samstag tausende Besucher die Ludwigstraße und den Paradeplatz, wo erstmals die große Bühne stand. „Ich bin überwältigt“, sagt Organisatorin Gerda Büttner.

Was hatten sie nicht vorher wegen des Wetters gezittert und gebangt. Aber Joseph Prah, neben Büttner Veranstalter des Afrikafestes, blieb immer zuversichtlich: „Ich hab’ das Superwetter bestellt“, sagt der 43-Jährige und strahlt mit der Sonne um die Wette. Dann lässt er den Blick über den Paradeplatz schweifen, über die wogende Menschenmenge. „Ich sehe nur zufriedene Gesichter: Eine bessere Atmosphäre kann ich mir nicht wünschen“, erklärt Prah.

Seit Stunden stehen die Leute geduldig Schlange am Zelt des Afrikavereins: Es riecht so köstlich nach exotischen Speisen, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Prah erzählt, er habe stundenlang im Marienheim vorgekocht – zum Beispiel Xuluxu Mbalax, Rindfleisch mit Erdnuss-Soße und Okra-Gemüse. Vier große Säcke, Reis, kiloweise Gemüse und Bananen, und acht Kisten Fisch haben die Helfer des Afrikavereins verarbeitet. „Natürlich herrschen in Afrika Hunger und Not“, meint Prah. „Doch das Land hat noch eine andere Seite, und die können wir bei diesem Fest zeigen. Uns geht es darum, Berührungsängste abzubauen.“ Aus der Menschenmenge stechen vor allem die afrikanischen Besucher hervor, denn sie haben sich besonders fein herausgeputzt: Frauen in selbst genähten Kleidern und Kopfbedeckungen aus afrikanischen Stoffen schlendern stolz über den Paradeplatz, im Schlepptau Babys und Kinder, die Anzüge oder Kleidchen in den gleichen Mustern tragen. Das Auge kann sich gar nicht sattsehen, so viele Eindrücke bietet dieses bunte Treiben unter dem blauen Sommerhimmel.
 

Von der Bühne lockt der Klang afrikanischer Trommeln: Die Gruppe Pamuzinda aus Simbabwe müht sich mit ihrer folkloristischen Kostüm- und Tanzshow redlich ab, die Menschen nach Afrika zu entführen. Doch am Vormittag klappt das noch nicht so recht, die Zuschauer schießen lieber aus sicherem Abstand Fotos vom herrlichen Federschmuck der Musiker, als sich vom Rhythmus anstecken zu lassen. Später am Abend sieht das schon anders aus. Die funkig angehauchte Livemusik und die temperamentvollen Tanzeinlagen von Diversité aus der Republik Kongo zum Beispiel reißen das Publikum mit, das sich jetzt dicht an der Bühne drängt. Auch der Afrobeat von Gotten Ghetto’s kommt gut an. Alle mitwirkenden Gruppen geben ihr Bestes, die Besucher zu unterhalten – mit Erfolg.

In der Ludwigstraße schieben sich die Leute an den Buden vorbei: Dort bieten Händler Kunsthandwerk und andere Waren an, außerdem stellen zahlreiche Vereine aus Ingolstadt um Umgebung ihre Projekte vor. Darunter auch Wisekids, der Verein von Gerda Büttner, der Aidswaisen aus Sambia zu Schulbildung verhilft. „Seit 2007 haben wir schon 716 Jahresstipendien vergeben – finanziert allein aus Spenden“, berichtet die engagierte Ingolstädterin, die das Afrikafest vor fünf Jahren aus der Taufe hob. „Es gibt viele Leute, die sich für afrikanische Länder engagieren. Die Idee war, sie alle an einen Tisch zu bringen, sich auszutauschen und etwas gemeinsam zu machen.“ Büttner betont: „Es herrscht kein Neid – im Gegenteil: Wir freuen uns, wenn wir uns alle beim Afrikafest sehen. Die Besucher informieren sich über die verschiedenen Projekte und suchen sich aus, welches ihnen am meisten zusagt.“
 

Ein süßes Geheimnis wird im Kinderzelt gelüftet. Ein Team des Weltladens zeigt ein Puppenspiel über die aufregende Reise der Schokolade. Auf einem Sonnenstrahl geht es nach Afrika, wo die Kakaobohnen wachsen. Was für ein ohrenbetäubendes Kreischen, als der Gorilla Susis Geburtstagsschokolade klaut! Die Kinder lernen, dass nicht alle Arbeiter in Afrika anständige Löhne bekommen und dürfen am Schluss faire Schokolade probieren.

Aufregendes Afrika! Gerda Büttner und Joseph Prah sind am Ende überglücklich, dass die Großveranstaltung so erfolgreich und friedlich verlief. „Mein Wunsch wäre, dass das Fest drei Tage dauert“, sagt der 43-Jährige – schon wieder voller Tatendrang. Büttner jedoch schüttelt entschieden den Kopf. „Da bin ich strikt dagegen.“ Wegen Erschöpfung wurde diese Debatte vorerst verschoben . . .