Ingolstadt
Appell an die Politik

Unternehmer und IHK-Vorsitzender Fritz Peters fordert mehr Anstrengung zur Integration von Flüchtlingen

05.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

Ingolstadt (DK) Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses, schlägt Alarm. Dauerbrenner für die Betriebe bleibe der Fachkräftemangel - und Flüchtlinge könnten eine Lösung sein, erklärt Peters in einem öffentlichen Aufruf. Doch dafür brauche es mehr Unterstützung durch die Staatsregierung und die Behörden.

"Auch 2017 sind wieder zahlreiche Lehrstellen unbesetzt geblieben", erklärt Peters. Laut den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit insgesamt 359. "Da liegt die Überlegung nahe, die vielen Neuankömmlinge in der Region Ingolstadt in unseren Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren", so Peters. Doch nach wie vor sei ein Großteil der ausbildungs- und arbeitsfähigen Flüchtlinge zum Nichtstun verdammt. Was die Wirtschaft nun vor allem brauche, sei mehr Unterstützung von der Politik. Eine "pragmatische Lösung" sehe er in der Einführung einer Stichtagsregelung. Diese würde allen hier befindlichen Flüchtlingen, die beruflich qualifiziert oder in Ausbildung sind, insoweit helfen, dass sie einen gesicherten Aufenthalt über das Bundesintegrations- oder Zuwanderungsgesetz hätten. Derzeit absolvieren 67 junge Erwachsene eine Ausbildung in Ingolstadt. 36 von ihnen haben sie im vergangenen Herbst begonnen.

"Aber natürlich muss ein Bewerber für die Ausbildung auch geeignet sein", sagt Peters dem DONAUKURIER. Deshalb sehe er auch die Notwendigkeit, Flüchtlingen zu ermöglichen, Praktika zu absolvieren. Auch er beschäftige mittlerweile mehrere Flüchtlinge als Auszubildende in seinem Betrieb. "Wir fördern sie bei allem, und sie bekommen auch Nachhilfe bei uns", sagt er. Das könne sich aber nicht jeder Betrieb leisten.

Dass die Politik da in der Pflicht steht, dieser Meinung ist auch Karl Spindler, CSU-Stadtrat und Kreishandwerksmeister. "Das Verfahren mit der Aufenthaltsgenehmigung muss einfach schneller gehen", sagt er. "Die müssen da mal zu Potte kommen." Denn dass das Handwerk dringend Auszubildende braucht, sieht er als Inhaber einer Dachdeckerei selbst. "Wir sind zurzeit zu 96 Prozent ausgelastet", sagt er. "Und wir könnten noch mehr leisten." Doch dafür brauche es mehr junge Leute, die einen Handwerksberuf lernen wollen. Schuld sei auch der Akademisierungswahn. "Die deutschen Kinder gehen halt aufs Gymnasium", sagt er. Und selbst die Deutschen, die eine Ausbildung abschließen, gehen dann häufig in die Industrie. Deshalb ist es für Spindler eine Option, verstärkt Flüchtlinge auszubilden. "Wir haben bereits zwei bei uns im Betrieb", erzählt er. "Einer hat im September seine Ausbildung abgeschlossen und ein weiterer ist jetzt in seinem ersten Lehrjahr. Ich bin mit beiden sehr zufrieden."

Er kenne viele Unternehmer und Handwerker, die über den Fachkräftemangel klagen, sagt Achim Werner, SPD-Stadtrat, Ex-Landtagsabgeordneter und Audi-Mitarbeiter. "Und es gibt auch viele Firmen, die was tun wollen. Das scheitert dann oft auch an bürokratischen Hürden."

Auch in der großen Politik, eigentlich dem Adressaten von Peters' Kritik, finden sich Fürsprecher einer einfacheren Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. "Die Entscheidung darüber muss schneller getroffen und konsequenter durchgesetzt werden", sagt CSU-Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl auf Anfrage. "Wir müssen alles dran setzen, dass Flüchtlinge, die auf absehbare Zeit bei uns bleiben, so schnell wie möglich auch in den Arbeitsmarkt integriert werden." Die Unternehmen in der Region würden dazu einen großartigen Beitrag leisten. Wenn die Entscheidungen schneller getroffen würden, dann würde "das auch den Unternehmen eine größere Planungssicherheit geben."