Ingolstadt
Alles von vorne

Der Hochbauamtsprozess ist nun offiziell geplatzt – Wann am Landgericht weiterverhandelt wird, ist völlig offen

29.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Nachricht an sich war erwartet worden. Aber dennoch musste sie von der 4. Strafkammer des Ingolstädter Landgerichts erst verkündet werden: Der Vorsitzende Richter Konrad Riedel setzte gestern den spektakulären Hochbauamtsprozess in Ingolstadt aus. Alle weiteren bereits geplanten Termine – wie der am heutigen Dienstag – entfallen damit. „Wann das Verfahren wiederaufgenommen werden kann, ist derzeit noch nicht klar“, berichtete Gerichtssprecher Gerhard Reicherl.

Der mit Spannung verfolgte Prozess um angebliche Mauscheleien zwischen der Amtsleitung und drei Architekten aus zwei Büros bei den Neubauten der Real- und der Mittelschule in der Ochsenschlacht endet mit einem Paukenschlag überraschend schnell. Weil sich einer der Verteidiger der fünf Angeklagten längerfristig im Krankenstand befindet, und wohl sogar bis Ende Juli stationär behandelt werden muss, blieb dem Landgericht keine vernünftige Lösung übrig, als jetzt abzubrechen und irgendwann von vorne zu beginnen.

Nüchtern gesehen hatte es in dem Berufungsverfahren bisher nur einen vollständigen Verhandlungstag gegeben, an dem die Staatsanwaltschaft die schweren Vorwürfe vortrug und die vier Männer und eine Frau auf der Anklagebank in langen und teils emotionalen Stellungnahmen sich dazu äußerten. Sie wiesen die Vorwürfe allesamt von sich. Diese Prozedur muss nun wiederholt werden, wenn nach der Aussetzung des Verfahrens alles von vorne beginnen muss. Frühestens im Herbst ist mit einem neuen Anlauf des Gerichts zu rechnen. Die Angeklagten müssen sich auf eine lange Nervenprobe einstellen.

Ende August 2014 war das Urteil in erster Instanz am Amtsgericht Ingolstadt gegen sie gefällt worden. Die städtischen Bediensteten sollten Geldstrafen im fünfstelligen Euro-Bereich, die Architekten im unteren vierstelligen Bereich bezahlen, weil sie sich nach Überzeugung des Gerichts bei der Vergabe der Bauaufträge abgesprochen hatten.

Ins Rollen gekommen war die Aufdeckung der angeblichen Mauschelei durch eine frühere Mitarbeiterin des Hochbauamtes, die bei der Polizei Anzeige erstattet hatte. Die Hauptbelastungszeugin sollte vergangene Woche in der Berufungsverhandlung aussagen. Doch dazu kam es nun nicht mehr.