Ingolstadt
Alles hört auf ihr Kommando

Oberleutnant Simone Lüpke ist die erste Frau als Kompaniechef bei den Ingolstädter Pionieren

23.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:41 Uhr

Konzentriert wartet Oberleutnant Simone Lüpke auf die Übergabe. Sie ist die erste Frau im Ingolstädter Pionierbataillon, die eine Kompanie leitet. Gestern wurde ihr das Kommando übergeben - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Vor wenigen Tagen wurde sie 27. Am Freitag gab es für Simone Lüpke schon wieder einen Grund zum Feiern. Sie ist der erste weibliche Kompaniechef beim Gebirgspionierbataillon 8 in Ingolstadt. Gestern wurde Frau Oberleutnant ins Amt eingeführt. Sie hat das Kommando über rund 90 Soldaten.

Dass sie strammstehen kann, hat die zierliche, blonde Frau im Tarnanzug gestern einmal mehr bewiesen. Während der gut dreiviertelstündigen Zeremonie in der Kaserne in der Manchinger Straße zuckt sie nicht einmal mit der Wimper. Erst, als ihr der Kommandeur, Oberstleutnant Oliver Kobza, die Kompanie zur Übergabe meldet, huscht der Ansatz eines Lächelns über ihr Gesicht. Wenig später steht Frau Oberleutnant vor ihren Soldaten und ruft mit lauter Stimme: „Fünfte Kompanie hört auf mein Kommando. Augen geradeaus!“

Dass es unter den zum Bataillon gehörenden fünf Kompanien zu Ehrungen, Verabschiedungen und Übergaben kommt, ist nichts Besonderes. So wäre auch an diesem Freitag der Wechsel in der dritten und fünften Kompanie – die bisherigen Kompaniechefs Hauptmann Stefan Klein und Hauptmann Joachim Heinemeyer gehen zur Generalstabsdienstausbildung nach Hürth – eigentlich kein Thema für die Zeitung gewesen – wenn es da nicht den kleinen Unterschied gegeben hätte: Der Nachfolger Heinemeyers ist eine Frau. Und zwar die erste als Kompaniechef in Ingolstadt. Und das, obwohl sie nur Zeit- und keine Berufssoldatin ist und der Kompanie, die sie nun übernehmen darf, bereits seit fast zwei Jahren angehört. Seit Freitag ist sie deren Chefin. Auf sie wartet keine leichte Aufgabe, denn im Gebirgspionierbataillon 8 wird künftig keine Grundausbildung mehr durchgeführt. Die fünfte Kompanie wird daher im Rahmen der Bundeswehrreform 2013 aufgelöst.

Nächstes Jahr geht ein Großteil des Bataillons nach Afghanistan. Simone Lüpke hat noch keinen Auslandseinsatz hinter sich. Auch im nächsten Jahr wird sie voraussichtlich nicht dabei sein.

Und was sagen die Soldaten zu einer Frau als Kompaniechef? Es sei kein Unterschied, ob vor ihm ein Mann oder eine Frau stehe, meint Oberfeldwebel Thomas Menk. „Sie ist genauso durchsetzungsfähig wie ein Mann.“ Viel Lob gibt es von Kommandeur Kobza. Er bezeichnet die neue Kompaniechefin als „hervorragende Führungspersönlichkeit“.

„Ich bin nie ein Bürotyp gewesen“, verrät Lüpke gestern im Gespräch. Nach ihrem Abitur habe sie „wie jede 18-Jährige“ überlegt, was sie machen soll. Dann habe sie eine Werbung für die Bundeswehr gesehen. Ihren Entschluss habe sie nicht bereut, sagt sie.

Die Kompaniechefin ist in Neuhaus geboren. Jetzt lebt sie – wenn sie nicht gerade in der Kaserne ist – im Berchtesgadener Land. Dort frönt sie in ihrer Freizeit dem Bergsport. Oberleutnant Lüpke ist ledig, hat aber einen Freund. Ein strenger Militärton herrscht in der Beziehung nicht. Die Befehlsgewalt lässt sie in der Kaserne.