Ingolstadt
39 oder 40 Grad?

Über die höchste jemals in Ingolstadt gemessene Temperatur gibt es widersprüchliche Angaben

06.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Ingolstadt (DK) Es ist bald 32 Jahre her, dass in Ingolstadt die höchste Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen wurde. Während die Manchinger Wetterexperten damals fast 39 Grad maßen, gibt der Deutsche Wetterdienst für den 27. Juli 1983 exakt 40,0 Grad an. Und welche Temperatur ist nun die richtige? Vermutlich beide.

Frank Mundlos, einst Leiter der Wetterwarte Manching, ist zwar schon lang im Ruhestand, gilt aber nach wie vor als der Experte für das regionale Wetter. Er kann sich noch sehr gut an den 27. Juli 1983 erinnern. „Als ich zu Hause war und auf die Terrasse ging, dachte ich, ich bin im Backofen“, erzählte er 2008 anlässlich des 25. Jahrestags der historischen Messung im DK-Gespräch.

Über Wochen hinweg war es in diesem Juli 1983 heiß und trocken gewesen, weiß er noch heute. Feuerwehrleute, Sanitäter und Ärzte waren extrem gefordert und mussten immer wieder ausrücken, Hilfe leisten und Patienten wegen Schwächeanfällen behandeln. Der Wasserverbrauch der Stadtwerke stieg um 10 000 auf 35 000 Kubikmeter Wasser am Tag und erreichte langsam den bisherigen Höchstwert des Jahres 1976 mit 38 000 Kubikmetern. Die ersten der jüngeren Bäume, die das Gartenamt gesetzt hatte, drohten zu vertrocknen. Besonders unter der Hitze zu leiden hatte natürlich die Landwirtschaft. Nicht einmal das tagelange Beregnen der Felder konnte Ernteausfälle verhindern. Und selbst den Papageien aus tropischen Ländern, wie die Aras im Kleintierzoo Wasserstern, war es zu warm: Sie wurden damals mit einem Sonnenschirm vor den unerbittlichen Strahlen geschützt.

Am 27. Juli maßen die Manchinger Experten dann am Nachmittag exakt 38,7 Grad. „Das war der heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1879“, erklärte der Meteorologe Mundlos. Dieser Wert bescherte Ingolstadt übrigens sogar eine Erwähnung in den „Heute“-Nachrichten des ZDF, wie einige Schanzer heute noch wissen.

Und woher stammen dann die 40,0 Grad? Mundlos vermutet, dass dieser Wert in Kösching gemessen wurde. „Dort war damals eine Klimastation des Wetterdienstes München“, erzählt Mundlos. Und offenbar galt dieser Köschinger Wert auch für Ingolstadt, wo es damals keine eigene Wetterstation gab. Die war früher an verschiedenen Orten im Stadtgebiet untergebracht gewesen (unter anderem am Franziskanerkloster und beim Gartenamt), bis sie 1960 nach Manching verlegt wurde.

Legt man die 40,0 Grad zugrunde, war Ingolstadt (bzw. Kösching) übrigens für zwei Jahrzehnte die Kommune mit der zweithöchsten Temperatur, die jemals in Deutschland gemessen wurde. An besagtem 27. Juli 1983 war es nur in Gärmersdorf bei Amberg mit 40,2 Grad noch heißer, was einen neuen deutschen Spitzenwert bedeutete. Im „Jahrhundertsommer“ 2003 purzelte dann der Rekord aus den 80er Jahren – aber nicht offiziell. Der ARD-Wetterfrosch Jörg Kachelmann hatte im August jenes Jahres in Perl-Nennig im Saarland 40,8 Grad gemessen, die später auf 40,3 korrigiert wurden. Der vom Deutschen Wetterdienst bestätigte deutsche Hitzerekord liegt seit dem vergangenen Wochenende bei diesen 40,3 Grad. Gemessen in Kitzingen in Unterfranken.