Ingolstadt
1387-mal angeklickt

Livestream zur Stadtratssitzung wurde an 490 verschiedenen Geräten gesehen

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Jetzt stehen die Zahlen fest: Von 490 Geräten - 489 in Europa, eines in Asien - aus wurde der Livestream der Stadtratssitzung via Internet von interessierten Bürgern verfolgt. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Der erste Stadtrats-Livestream hat von 15 bis 18 Uhr durchgehend über 200 Benutzer vor die Bildschirme gelockt. Danach wurden es etwas weniger. Angeklickt wurde er 1387-mal. Ob aus dem Testlauf nun ein dauerhaftes Online-Angebot werden soll, muss der Ältestenrat jetzt entscheiden.

„Man hat deutlich gesehen, dass einzelne Stadträte die neue Bühne genutzt haben“, kommentiert OB Christian Lösel die Stadtratssitzung. Das hätten gestern auch schon einige Bürger, die den Livestream angeschaut hätten, bei ihm via Mail oder Telefon kritisiert. „Es gab eine deutlich höhere Zahl an Wortmeldungen – bei so einer kurzen Tagesordnung fünfeinhalb Stunden zu brauchen, das spricht Bände“, erklärt Lösel. Viele Stadträte hätten sich wohl schon vorher und auch während der Sitzung überlegt, wie sie in dieser speziellen Sitzung auftreten wollen. „Ich selber habe keine Zeit gehabt, während der Sitzung über die Kameras nachzudenken – außerdem werde ich sowieso immer angeschaut.“ Bei Lösels Auftreten habe sich also durch die Videoaufzeichnung nichts verändert. Offensichtlich im Gegensatz zu einigen Stadträten.

Technisch gesehen sei alles ganz wunderbar gelaufen, so der Oberbürgermeister. Sendeleiterin Babette Pönert von intv hatte alles bestens im Griff. „Die Rückmeldungen waren, dass Bild und Ton wunderbar funktioniert haben, ich selber schaue mir die Aufzeichnung jetzt dann auch an, während der Sitzung hatte ich ja keine Zeit dazu“, sagt Lösel lachend.

Wie viele Menschen nun tatsächlich über Bildschirme von zu Hause oder der Arbeit aus zugeschaut haben, wussten die Politiker während ihrer langen Debatte natürlich noch nicht. Erst seit gestern gibt es erste Zahlen: Um 15 Uhr sind die Nutzerzahlen des Streams mit Beginn der Sitzung angestiegen, auf teilweise weit über 200 zugeschaltete Geräte. Höchstwert waren 267, kurz nach Beginn der Sitzung. Bis etwa 18 Uhr wurde diese Einschaltquote gehalten.

In der Sitzungspause gegen 18.30 Uhr haben anscheinend nicht nur die Stadträte den Saal verlassen, sondern auch viele Onlinezuschauer. Um diese Zeit zeigt sich bei den Zuschauerzahlen ein Einbruch auf um die 120 zugeschaltete Geräte, danach steigt die Zahl wieder an. Alles in allem wurde der Livestream 1387-mal angeklickt, von 490 verschiedenen Geräten aus. Von denen befanden sich 489 in Europa – und eines in Asien. In Ingolstadts Partnerstadt Foshan möglicherweise.

Generell seien gut 200 parallele Streamzugriffe für eine politische Sitzung ein sehr guter Wert ist, erklärt Christian Dutz, Geschäftsführer von Web1TV, das für die Internetpräsenz von intv zuständig ist. Er nennt einen Vergleichswert: Beim Oktoberfest habe es eine Webcam vom Wiesnzelt gegeben, mit etwa 500 bis 800 Zuschauern parallel.

„Es war ein Erstversuch, die Zahlen würden in den weiteren Monaten deutlich zurückgehen“, mutmaßt OB Christian Lösel. Bis auf ein Zehntel der jetzigen Zahlen, wenn man den Referenzwerten von anderen Städten, die denselben Livestream-Versuch unternommen haben, glauben darf. In Regensburg waren es beispielsweise 1000 Nutzer bei der ersten Liveübertragung und bei der zweiten Sitzung nur noch 149 Benutzer. OB Lösel fügt hinzu: „Ob das mit Steuergeldern von einer halben Million Euro in sechs Jahren finanziert werden soll, möge der Ältestenrat entscheiden.“ Er selbst sehe es jedenfalls kritisch, wenn es eine deutlich ausufernde Debatte nach sich ziehe.