Gerolfing
Den Zauber nie verloren

Gerolfinger Waldweihnacht kommt auch nach 20 Jahren noch gut an

21.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

Eine kleine Stärkung vor dem Christbaum gehörte für die beiden Schwestern Greta (rechts) und Alma Olsson (links) sowie für ihre Freundin Nina Grabo bei der Gerolfinger Waldweihnacht dazu - Foto: Hauser

Gerolfing (DK) Beim Start an der Gerolfinger Kirche war es noch eine kleine, überschaubare Menge. Doch bis zur Ankunft am Pavillon im Eichenwald war der Tross, der sich zur 20. Gerolfinger Waldweihnacht aufgemacht hatte, auf weit über 100 Menschen, darunter viele Kinder, gewachsen.

Ein frischer Wind pfiff um die Gerolfinger Kirche, als Gemeindeassistentin Simone Lehrer mit der Geschichte vom kleinen Schutzengel und Pfarrer Sebastian Bucher an der Gitarre den Startschuss für die „20. Waldweihnacht am 20. Dezember“ gaben. Da war es noch hell. Doch bereits bei der zweiten Station am Ortsrand war die Dunkelheit hereingebrochen. Und auf dem Weg zum dritten und letzten Halt im Eichenwald schnitten die irrlichternden Taschenlampen der Kinder helle Schneisen in die finstere Nacht, ehe am Ziel das Lagerfeuer, entfacht und bewacht von Mitgliedern der Feuerwehr, sowie die Lampe unter dem Dach des Pavillons für ein wenig Helligkeit sorgten.

Dort saßen dann die Kinder auf Strohballen, die Erwachsenen auf Bierbänken, lauschten noch einmal einer Weihnachtsgeschichte, sangen „Ihr Kinderlein kommet“, stärkten sich mit Plätzchen, Lebkuchen oder – erstmals – Würstlsemmeln und wärmten sich mit Glühwein oder Kinderpunsch oder einfach nur am Feuer auf.

Christl Meyer, die zusammen mit Gerlinde Pittrof und Beate Baumann die Waldweihnacht ins Leben rief und immer noch organisiert, blickte anlässlich des Jubiläums zurück und zitierte Hermann Hesse mit den Worten „und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Entstanden in einer Gruppenstunde, sei der Start „mit einfachsten Mitteln“ erfolgt. Während heute ein Generator Strom für das Licht, die Glühweinkocher oder die Christbaumbeleuchtung erzeugt, habe es in den Anfangsjahren nur Kerzenlicht, das der Wind manchmal schneller ausgeblasen hatte, als man es wieder anzünden konnte, gegeben. Die Heißgetränke wurden noch zu Hause bei den Organisatorinnen erhitzt und dann zum Pavillon gebracht. Und auch wenn es in all den Jahren nur dreimal Schnee gegeben hatte, habe die Waldweihnacht zumindest für sie „den Zauber nie verloren“, so Meyer. Es sei eine ideale Einstimmung auf das Fest, denn man könne hier im Wald dem Weihnachtsstress in den Geschäften hervorragend entfliehen.

Da die Waldweihnacht so selten in schneebedeckter Umgebung stattfand, ist Meyer und Pittrof das bisher letzte Mal noch in sehr guter Erinnerung. 2010 war’s. Und gleich mit soviel der weißen Pracht, dass der Weg vom Ort zum Pavillon damals mit einem Bulldog freigeräumt werden musste.

Und noch ein weiterer Höhepunkt ist den beiden – neben einem Schattenspiel, Lesungen oder dem Auftritt des Kinderchors – in bester Erinnerung geblieben: Bei Eiseskälte spielte einmal ein Trompeter – vom Pavillon aus nicht zu sehen – mitten im Wald weihnachtliche Stücke. Das sei „sehr bewegend und zauberhaft“ gewesen.

All das kennt Claudia Olsson nicht. Denn sie war mit ihren beiden Töchtern, der siebenjährigen Greta und der achtjährigen Alma, zum ersten Mal dabei. Die gebürtige Gerolfingerin fand die Waldweihnacht aber „wirklich sehr nett“. Für die Olssons war die Premiere gleichzeitig auch ein Abschied. Denn nachdem Claudia Olsson zuletzt wieder ein Jahr in ihrem Geburtsort und zuvor sechs Jahre in Schweden verbracht hatte, zieht die Familie bereits morgen weg in die Nähe von Rosenheim. Aber auch hier gilt: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.