Geisenfeld
Nach Insolvenz schnell Investor gefunden

Mehrheitsgesellschafter Hahner übernimmt K-Tec ganz Alle 65 Arbeitsplätze bleiben erhalten

10.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Foto: Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld (DK) Aufatmen bei den 65 Beschäftigen der Geisenfelder Firma K-Tec: Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über ihr Unternehmen bleibt für sie eine Episode ohne gravierendere Folgen. Für die zahlungsunfähige Firma hat sich ein Investor gefunden: der bisherige Mehrheitsgesellschafter.

K-Tec, das war lange Zeit eine Erfolgsgeschichte. Das 2008 gegründete Unternehmen, das in den Bereichen Fördertechnik und Automation - hauptsächlich für die Automobilindustrie - tätig ist, entwickelte sich prächtig. Jahr für Jahr konnte die K-Tec GmbH ihren Umsatz verdoppeln - bis auf knapp 25 Millionen Euro im Jahr 2014. Damals beschäftigte das Unternehmen rund 100 fest angestellte und weitere 60 externe Mitarbeiter - und wurde so zu Geisenfelds zweitgrößtem Arbeitgeber im produzierenden Gewerbe.

Schlagzeilen machte das Unternehmen dann im November 2014, weil der bisherige Hauptgesellschafter Markus Koppold seine Anteile abgab und die Hahner-Gruppe mit Sitz in Petersberg bei Fulda - mit der man schon vorher eng zusammenarbeitete - als neuer Mehrheitsgesellschafter einstieg. 2015 gab es mit dem Ausstieg von Alfred Ernstorfer, Mitgründer und einer der Gesellschafter des Unternehmens, dann eine weitere Änderung in der Firmenspitze.

In jüngster Zeit war von dem früheren Boom-Unternehmen dann nicht mehr viel Positives zu hören. Wie sich herumsprach, wurde Personal abgebaut, und heuer im August schließlich bekamen es die Lieferanten der Firma schwarz auf weiß, dass K-Tec in eine finanzielle Schieflage geraten war. Wie es in einem Anschreiben an die Geschäftspartner heißt, sei "aufgrund externer Gründe eine Sanierung des Unternehmens notwendig geworden", und zwar "im Rahmen eines Insolvenzplanes" oder einer übertragenden Sanierung.

Der entsprechende Antrag wurde am 16. August beim Amtsgericht Ingolstadt gestellt, zum vorläufigen Sachwalter und dann auch zum endgültigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Jürgen Wallner aus München bestellt.

Dieser kümmerte sich um das weitere finanzielle Auskommen der verbliebenen 65 Mitarbeiter. In den Monaten August, September und Oktober erhielten diese nun kein Gehalt mehr von ihrem Arbeitgeber, sondern Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit. Gleichzeitig begann das Bemühen, einen Investor zu finden, der das Fortbestehen der Firma und den Erhalt der Arbeitsplätze garantiert.

Das eigentliche Insolvenzverfahren über das Vermögen des Unternehmens wegen Zahlungsunfähigkeit wurde am 1. November eröffnet. Laut Jürgen Wallner summieren sich die Verbindlichkeiten des Unternehmens auf 9,2 Millionen Euro, verteilt auf derzeit 199 bekannte Gläubiger.

Doch wie konnte das Unternehmen in solche finanziellen Schwierigkeiten geraten? Der Insolvenzverwalter formuliert es so: "Bei einem Großprojekt hat man sich offenbar intern verkalkuliert, und bei einem weiteren Großauftrag kam es zu rechtlichen Streitigkeiten, weshalb die Schlusszahlung nicht erfolgte."

Zu einer längeren Hängepartie wurde dieses Insolvenzverfahren indes nicht. Wie Jürgen Wallner mitteilt, sei es gelungen, das Unternehmen schon zum Stichtag 1. November einem Investor zu übertragen. Der entsprechende Kaufvertrag sei bereits in trockenen Tüchern. Käufer sei die Hahner Eco Technics GmbH und Co. KG, ein Unternehmen des bisherigen Mehrheitsgesellschafters, der Hahner-Gruppe.

Es habe "mehrere Interessenten gegeben", ließ der Insolvenzverwalter gegenüber unserer Zeitung wissen. Die Firma Hahner habe letztendlich den Zuschlag erhalten, weil diese Lösung auch vom vorläufigen Gläubigerausschuss (als Vertretung der Gläubigergemeinschaft) und vom Hauptauftragsgeber von K-Tec, dem VW-Konzern, befürwortet worden sei. VW habe zugesagt, der Firma bei einer Übernahme durch Hahner weiterhin Aufträge zukommen zu lassen.

Mit der erfolgten Übernahme sei auch der Erhalt der Arbeitsplätze garantiert, betont der Insolvenzverwalter, die bisherigen Arbeitsverträge würden "in vollem Umfang weitergelten". Was die Forderungen der Gläubiger angeht, so kann der Insolvenzverwalter hingegen noch keine Aussage machen. Um etwas zur Insolvenzquote - also zu dem Anteil, zu dem die Forderungen erfüllt werden - sagen zu können, sei es "noch zu früh".

Und wie sieht der neue Alleineigentümer die Situation? Bernhard Hahner, Chef der gleichnamigen Firmengruppe, nahm im Gespräch mit unserer Zeitung kein Blatt vor den Mund. Wenn der bisherige Mehrheitsgesellschafter ein Unternehmen komplett übernehme, dann liege schnell "der Verdacht der Günstlingswirtschaft nahe". Dies sei ihm bewusst, treffe aber im konkreten Fall nicht zu, "denn ich selbst bin der mit Abstand größte Einzelgläubiger", lässt Hahner wissen. Im Übrigen, so betont er, "liegen die Hauptgründe für die Insolvenz weit vor meinem Einstieg 2014".

Mit der jetzigen Übernahme werde K-Tec unter dem neuen Namen Hahner Eco Technics als nicht selbstständige Niederlassung weitergeführt, wobei die Muttergesellschaft in Petersberg für das Finanzielle und für das Controlling zuständig sei. "Um abermalige Fehlentwicklungen im Ansatz erkennen zu können", so Bernhard Hahner.

Das bisherige Geschäftsfeld bleibe in vollem Umfang erhalten, wobei man den Kundenkreis sukzessive auch auf Branchen außerhalb der Autoindustrie ausweiten wolle. Im Übrigen, so betont auch der designierte Geschäftsführer Ralf Jestädt, sei man für die Zukunft des Unternehmens "absolut optimistisch - jetzt, wo wir wieder Luft zum Atmen haben". Die Produktionsanlagen seien "bis März ausgelastet", der aktuelle Auftragsbestand liege bei rund elf Millionen Euro.