Gast mit Flasche Bauch aufgeschlitzt

29.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:43 Uhr

Ingolstadt (hri) Was mit einem fröhlichen Abend begann, hätte beinahe ein tödliches Ende genommen. Mit aufgeschlitztem Bauch wurde ein 28-Jähriger ins Klinikum gebracht und überlebte nur mit viel Glück. Ein zwei Jahre älterer Arbeiter hatte ihm die Verletzungen beigebracht. Gestern stand er vor Gericht.

Vier Prozesstage hat das Schwurgericht am Landgericht Ingolstadt unter Vorsitz von Paul Weingartner angesetzt, um das blutige Geschehen juristisch aufzuarbeiten. Doch soweit sollte es nicht mehr kommen. Der Angeklagte legte ein volles Geständnis ab, so dass die Kammer gleich am ersten Tag zu einer Entscheidung gelangte. Der 30-Jährige muss demnach für vier Jahre ins Gefängnis, bei guter Führung kann er vorzeitig auf Bewährung frei kommen. Der Vorwurf des versuchten Totschlags wurde in gefährliche Körperverletzung abgewandelt. Das gestrige Urteil ist bereits rechtskräftig.

Der Streit hatte sich in der Nacht zum 18. November 2007 in und um ein Gasthaus im Ingolstädter Westen zugetragen. Alle Beteiligten stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien und hatten sich zu einer bosnischen Nacht in dem Lokal am Stadtrand eingefunden. "Es war ein Abend, wie man ihn sich wünscht", erzählte der Wirt hinterher. "Alle haben sich richtig gut amüsiert." Es wurde getrunken und gelacht – bis am Ende die Stimmung bei einigen Gästen umschlug.

Wer nun eigentlich als erster zugeschlagen hatte, war schon im Vorfeld der Verhandlung nicht mehr genau zu klären gewesen. Verschiedene Gruppierungen von Bosniern, Kosovo-Albanern, Mazedoniern und Serben standen sich am Ende feindselig gegenüber. Wie der Angeklagte es darstellte, sei er als erster provoziert und geschlagen worden, bevor die Situation eskalierte. Laut Anklage von Heike Will hatte sich der 30-jährige Bauarbeiter zunächst schon in dem Gasthaus mit anderen angelegt, war dann durchs Lokal gefegt und hatte Gläser von den Tischen gewischt. Er zerschlug auch eine Flasche und stürmte mit dem Flaschenhals in der Hand nach draußen.

Auf dem Parkplatz rammte er den Scherben dann so heftig in den Bauch des 28-Jährigen, dass der Schnitt bis auf die Wirbelsäule durchging. Es folgten zwei weitere Stöße mit dem Flaschenhals, einer schlitzte die rechte Leiste des Opfers auf, der zweite traf den Mann am Rücken und prallte an einer Rippe ab. Große Narben zeugen bis heute von der Attacke.

Der 28-Jährige hatte das Ausmaß seiner Verletzungen zunächst gar nicht erkannt. Erst als er etwas Feuchtes an seiner Hose spürte, blickte er nach unten – und sah seine Gedärme aus dem Bauchraum quellen. Ohne sofortige Erste Hilfe durch andere Gäste und eine anschließende Notoperation im Klinikum hätte er nicht überlebt.

Der Angeklagte rückte am Ende von seiner Notwehrversion ab und räumte alles ein. Zuvor hatte er sich bereits beim Opfer entschuldigt.