Eigentlich
"Jeder kennt jeden"

Luise Hofbauer lebt seit über 30 Jahren nahe der Aventinstraße – seit 2002 betreibt sie hier ein kleines Kerzengeschäft

26.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

In der Aventinstraße verkauft sie mit Wachsplatte und Wachsfarben verzierte Kerzen. 2002 hat Luise Hofbauer ihr Geschäft eröffnet - Foto: Engel

Eigentlich müsste sie Turmair-Straße oder Abensberger-Straße heißen. Aber Johann Georg Turmair latinisierte seinen Namen nach seinem Geburtsort. Und so wurde aus dem 1477 in Abensberg geborenen Historiker Johannes Aventinus und aus der Straße im Antonviertel, die parallel zur Münchener Straße verläuft, die Aventinstraße.

Johannes Aventinus, der 1534 in Regensburg starb, gilt als der Wegbereiter der klassischen Philologie in Deutschland. Er studierte und lehrte an der Ingolstädter Universität. Außerdem verfasste er die erste Bayerische Chronik und gab die erste bayerische Karte heraus.

Luise Hofbauer wohnt zwar nicht direkt in der Aventinstraße, dafür an der Ecke Etrichstraße/Aventinstraße – und das seit 1983. In der direkten Aventinstraße ist die gebürtige Reichertshofenerin seit 2002 verwurzelt. Denn seit diesem Jahr betreibt sie dort ihr kleines Kerzengeschäft, in dem sie hauptsächlich von ihr selbst verzierte Kerzen für Taufen, Hochzeiten oder andere Feste verkauft. „Ich habe Kurse für dieses Handwerk bei einer Künstlerin gemacht und dann alle möglichen Leute mit geschenkten Kerzen beglückt. Die Künstlerin hat mich dann ermutigt, ein Ladengeschäft zu eröffnen“, erzählt die 57-Jährige, die die Kerzenrohlinge mit Wachsplatten und Wachsfarben kunstvoll verziert. In den Räumen am Beginn der Aventinstraße befand sich zunächst ein Computerladen. Luise Hofbauer bot sich den Ladenbetreibern einfach als Nachmieterin an, falls diese mal jemanden bräuchten. Und prompt kam einige Wochen später der Anruf. „Da habe ich mich schnell hingesetzt und 100 Kerzen vorbereitet“, sagt die zweifache Oma und Mutter von vier Kindern, von denen eines sich ein Eigenheim in Hofbauers Nähe kaufen wollte. „Aber mittlerweile sind die Preise unbezahlbar.“

Nahe der Aventinstraße wohnt Luise Hofbauer sehr gerne. „Jeder kennt jeden. Es ist eine mit der Zeit gewachsene Straße.“ Viele Bewohner gehen regelmäßig in die Antonkirche. Auch Luise Hofbauer – sie ist der Pfarrgemeinde sehr verbunden. Als Ehrenamtliche ist sie im Frauenbund und im Pfarrgemeinderat tätig und begrüßt dabei unter anderem Menschen, die neu in das Viertel gezogen sind. Straßenfeste gibt es in der Aventinstraße allerdings nicht. „Dafür ist sie zu groß und zu breit, um sie für so etwas zu sperren.“ Aber für die angrenzende Etrichstraße haben es Luise Hofbauer und ihre Schwester schon angedacht. Luise Hofbauers Schwester ist es auch, die die Tradition des Glühweintrinkens unter Nachbarn einen Tag vor Heiligabend organisiert. „Da stehen wir dann um die Feuerschale und zum Essen gibt es Schmalzbrote.“ Das sei sehr schön. Genauso wie der Aspekt, dass der Verkehr in der Aventinstraße deutlich abgenommen habe. „Früher nutzten viele Autofahrer die Straße als Schleichweg.“ Dann wurden die Rechts-vor-Links-Regelung und die 30er-Zone eingeführt.

Einen Aspekt gibt es allerdings für Luise Hofbauer in der Aventinstraße zu kritisieren: „Früher fuhr die Buslinie 41 oft. Jetzt fährt sie nur noch zweimal am Tag.“ Man sei vom Busnetz richtig abgeschnitten. An sich denke sie da weniger. „Aber all die älteren Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, müssen sehr weit zur nächsten Bushaltestelle laufen.“ Christine Engel