Eichstätt
Gewinn geht in die Rücklagen

Gremien der Sparkasse Eichstätt lehnen Ausschüttung weiter ab Kopfschütteln über Vorstoß von Schieren

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Eichstätt (DK) Die Sparkasse Eichstätt wird auch in der verbleibenden Zeit ihrer Selbstständigkeit keine Gewinne ausschütten, sondern das Eigenkapital stärken. Damit ist der Vorstoß von SPD-Fraktionschef Stefan Schieren im Eichstätter Stadtrat gescheitert.

Sowohl Verwaltungsrat als auch Verbandsversammlung haben die Anregung Schierens in ihren Sitzungen abgelehnt. Beide Gremien seien "verwundert" gewesen, dass Schieren dieses Thema im Stadtrat noch einmal angesprochen hatte, teilte Sparkassenvorstandsvorsitzender Emmeran Hollweck auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Bereits am 18. März habe der Verwaltungsrat, in dem Schieren selbst Mitglied ist, einstimmig beschlossen, die bisherige Praxis beizubehalten. "Dass Herr Schieren die Gewinnverwendung nochmals thematisiert, hat bei einigen Mitgliedern der beiden Sparkassengremien für Kopfschütteln gesorgt." Schieren selbst war bei beiden Gremiensitzungen nicht anwesend.

Damit haben Verwaltungsrat und Verbandsversammlung einstimmig auch die immer wiederkehrende Forderung des Sparkassenkritikers Rainer Gottwald zurückgewiesen, die Sparkassen könnten Millionengewinne ihren Trägern - den Städten und Landkreisen - zukommen lassen, Gottwald weist unermüdlich auf rechtliche Fehler sowohl bei der Frage der Vorstandsvergütung als auch bei der Frage der Gewinnverteilung hin und fordert Nachbesserungen. Dem Sparkassenkritiker zufolge könnte die Sparkasse Eichstätt von ihrem Gewinn von um die zehn Millionen Euro 75 Prozent an ihre beiden Träger, Stadt und Landkreis Eichstätt, ausschütten. Auch bei der Sparkasse Ingolstadt kritisiert Gottwald die "magere Ausschüttung in Höhe von lediglich 500 000 Euro", während ein zweistelliger Millionenbetrag möglich wäre.

Dem widerspricht Hollweck entschieden und verteidigt die Zuführung in die Rücklagen. Anhand der aktuellen Bilanzzahlen 2015 begründet er das Vorgehen. Demzufolge hat die Sparkasse Eichstätt im vergangenen Jahr einen Gewinn von insgesamt 15,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Davon gehen 4,4 Millionen Euro an Steuern weg. Bleiben elf Millionen Euro übrig. Knapp zehn Millionen Euro davon wurden laut Verwaltungsratsbeschluss den Rücklagen zugeführt. Das Eigenkapital wurde damit erneut gestärkt und hat aktuell ein Volumen von rund 135 Millionen Euro. Diese Rücklagenzuführung und das Eigenkapital sind laut Hollweck nötig, um "auch für Krisenzeiten" gerüstet zu sein oder um kommende Unabwägbarkeiten auffangen zu können.

Sparkassen hätten keine andere Möglichkeit, sich Kapital zu beschaffen als durch die Erträge, die sie erwirtschaften. Hollweck: "Wir können keine Aktien ausgeben oder Genossenschaftsanteile verkaufen, wenn wir Kapital brauchen. Wir können auch nicht zu unseren Trägern gehen und sagen, wir brauchen Geld. Wir müssen unsere Rücklagen und damit unser Kapital alles selbst erwirtschaften und stärken."

Hätte die Sparkasse in der Vergangenheit nicht schon jeden verdienten Cent in die Rücklagen gesteckt, stände sie heute nicht so gut da. Und weiter: "Würden wir, wie Gottwald fordert, derart hohe Gewinne ausschütten, wären wir ruck, zuck pleite."

Zurück zu den Bilanzzahlen: Nach Zuführung in die Rücklage bleiben also knapp 950 000 Euro Rest. Davon seien nach Beschluss weitere 200 000 Euro in die Sicherheitsrücklage gelegt worden. Hollweck: "Der tatsächliche Bilanzgewinn liegt also bei 749 000 Euro." Gemäß der Sparkassenordnung kann von diesem Betrag ein Zehntel, also 74 900 Euro, als Gewinn ausgeschüttet werden. Allerdings müssten die Empfänger, Stadt und Landkreis, dann 15,8 Prozent Kapitalertragsteuer sowie Solidaritätszuschlag leisten.

Letztlich stünden dann 63 047 Euro als Gewinnausschüttung zur Verfügung. Diese würden entsprechend den Anteilen zu 44 Prozent auf die Stadt Eichstätt und zu 56 Prozent auf den Landkreis verteilt. Allerdings nicht, um damit Haushaltslöcher zu stopfen oder über die Gelder frei zu verfügen, sondern gebunden für gemeinnützige Zwecke. Und dieser Aufgabe komme die Sparkasse mit ihrem Sponsoring und Spendenverhalten mit "deutlich höheren Beträgen nach", so Vorstandsvorsitzender Hollweck.