Ingolstadt
Die Party muss warten

Trotz Niederlage im letzten Saisonspiel glauben die Fans des FCI weiter an den Klassenerhalt

19.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:04 Uhr
Beste Stimmung: die Torkelschanzer im Bus auf dem Weg nach Heidenheim. −Foto: Kaczynski

Ingolstadt (DK) Strahlender Sonnenschein, gute Laune, die Zeitplanung passt: Rund 170 Schanzer Fans fahren um Punkt 9.45 Uhr in drei Bussen vom Audi-Sportpark Richtung Heidenheim los - die Torkelschanzer, der offizielle Fanclub des FC Ingolstadt 04 - sind wieder unterwegs!

Langsam entspannt sich auch Michael Pluzny, der die Fahrt wie immer organisiert hat, denn kurzzeitig herrschte Aufregung: Der dritte nachgeorderte Bus war kleiner als erwartet. Doch letztendlich finden alle Mitfahrer einen Platz und es kann losgehen.

"Unser erster Bus war schon nach 20 Minuten ausverkauft, der zweite nach einer Stunde zu 80 Prozent", erzählt Pluzny: "Da war klar, wir brauchen noch einen Bus und wir kriegen ihn auch garantiert voll. " Ein gutes Omen verkündet Fahrer Reiner obendrauf: "Wir haben noch nie verloren, wenn wir mit diesem Bus gefahren sind! " - Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.

Die 41-jährige Claudia ist bei den Auswärtsfahrten der Torkelschanzer seit acht Jahren - also von Beginn an - dabei, und das, obwohl sie im Rollstuhl sitzt. In dieser Saison hat sie die Schanzer bei allen Partien unterstützt, nur in Kiel war sie nicht dabei. Von einem Sieg gegen Heidenheim ist sie überzeugt: "Ich denke, es könnte ein dreckiges 1:0 für Ingolstadt werden", sagt sie. "Außerdem hoffe ich auf die Unterstützung von Jahn Regensburg, denn die Relegationsspiele würde ich auch nervlich gar nicht aushalten. "

Normalerweise veranstalten die Torkelschanzer im Bus immer ein Tippspiel, das diesmal aber ausfällt: "Wir siegen sowieso, da brauchen wir das heute nicht", meint Michael Pluzny, zu diesem Zeitpunkt noch voller Optimismus.

Inzwischen ist es Mittag geworden, im hinteren Busbereich herrscht bereits Partystimmung, Musik wird gespielt und es wird natürlich lautstark mitgesungen. Auch Vita und Rosi sind schon seit Jahren bei den Auswärtsfahrten der Torkelschanzer dabei. Die beiden Damen gönnen sich schon mal zusammen mit Claudia einen Bellini. Auch sie sind sich sicher, dass die Schanzer heute mit drei Punkten im Gepäck wieder nach Hause fahren: 3:1 oder 4:1 lauten - ebenfalls optimistisch - die Ergebnisse, die sie aus Sicht des FCI erwarten: "Wenn die Relegationsspiele ausgetragen werden, bin ich im Urlaub", sagt Vita. "Und da will ich ja schließlich entspannen, also muss Regensburg gewinnen, damit wir uns die beiden Zusatzspiele ersparen. "

Dann ist Mittagspause in der kleinen Stadt Oberkochen im Ostalbkreis in Baden-Württemberg angesagt. In einem Stadel gibt's Maultaschen mit Kartoffelsalat - auch das hat Michael Pluzny einmal mehr organisiert, schließlich sollen die Mitfahrer gut gestärkt im Stadion ankommen. "Schanzer, das sind wir! ", wird zum ersten Mal angestimmt, wenn auch noch ein bisschen wacklig, beim Spiel muss das besser laufen.

Bevor es im Bus weiter nach Heidenheim geht, kommt es dann auf einmal, das Kribbeln vor dem Match: "Jetzt kriege ich doch Angst", meint Vita sorgenvoll. "Ich werde auf einmal richtig nervös, wie vor einer Prüfung, weil ich nicht weiß, was der Schiedsrichter machen wird und was in den Köpfen der Jungs vorgeht. "

Und Vita soll recht behalten, die insgesamt rund 1500 Schanzer Fans erleben im Stadion ein Wechselbad der Gefühle. Die erste Halbzeit läuft an den Ingolstädtern vorbei, zur Halbzeit steht es bereits 2:0 für Heidenheim. Aber an der Unterstützung der Schanzer Fans liegt es jedenfalls nicht, dass der FCI zurückliegt. Von Beginn an singen sie unermüdlich und peitschen ihr Team gemeinsam nach vorne. Das zeigt nach dem Seitenwechsel auch prompt Wirkung und die Schanzer schaffen den Ausgleich. Die Hoffnung ist wieder da, zumal Sandhausen zu diesem Zeitpunkt zurückliegt.

Inzwischen sind sogar die beiden Schanzer Profis Freddy Ananou und Fabijan Buntic im Fanblock und feuern ihre Kollegen gemeinsam mit den FCI-Anhängern an. Ein einziges Tor noch - und der Klassenerhalt wäre geschafft. Doch es soll nicht sein. Der FCI verliert mit 4:2 - also doch Relegation.

Die Enttäuschung ist zwar zunächst groß, doch als klar wird, dass Regensburg zwischenzeitlich noch den Ausgleich kassiert hatte und selbst ein Sieg der Schanzer nicht zum direkten Klassenerhalt gereicht hätte, hält sich das Hadern mit dem Fußballgott doch in Grenzen. Dennoch glauben Vita und Claudia, dass es jetzt nicht einfach wird gegen Wehen Wiesbaden zu bestehen: "Der Druck liegt ganz klar bei uns", sind sich die beiden einig. "Denn wir müssen die Klasse halten, während die Wiesbadener mit dem Aufstieg eine gelungene Saison krönen könnten. " Eines ist aber für die meisten Mitfahrer klar: Sie sind am Freitag zum ersten Relegationsspiel in Wiesbaden wieder dabei - die Party im Bus muss bis dahin warten.

Sabine Kaczynski