Der
Übers Tennisspielen nach Zuchering

Walter Rosner kam 1984 aus dem Banat nach Ingolstadt und ist jetzt in der Bischof-Neumann-Straße zu Hause

29.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

Im Vorgarten hängt noch etwas Weihnachtsschmuck: Walter Rosner fühlt sich an der Bischof-Neumann-Straße pudelwohl - Foto: Engel

Der heilige Bischof Johann Nepomuk Neumann kann eigentlich nie in Ingolstadt gewesen sein. Er wurde 1811 in Prachatitz in Südböhmen geboren und studierte in Prag unter anderem Theologie. Mit 20 Jahren trat er ins Priesterseminar in Budweis ein, und fünf Jahre später erreichte er die USA, wo er sein ganzes Leben als Geistlicher wirkte.

Als Bischof von Philadelphia begann er den Bau der dortigen Kathedrale und legte den Grundstein für das kirchliche Pfarrschulsystem in den USA. Er starb 1860 in Philadelphia, wurde 103 Jahre später selig- und 1977 schließlich heiliggesprochen.

Und trotzdem gibt es in Zuchering die Bischof-Neumann-Straße. Was mit daran liegt, dass Ingolstadt seit 1972 die Patenschaft für den Böhmerwaldheimatkreis Prachatitz trägt und im „Heimatmuseum Niemes und Prachatitz“, das sich im Pedellhaus der Hohen Schule befindet, eine Reliquie des böhmischen Bischofs zu sehen ist.

In der Bischof-Neumann-Straße wohnt Walter Rosner. Er kommt nicht aus Böhmen, sondern aus dem Banat in Rumänien. Und für die Landsmannschaft der Banater Schwaben trägt Ingolstadt übrigens auch die Patenschaft. Rosner wurde 1962 im kleinen, dafür sehr musikalischen Dorf Jahrmarkt/Giarmata geboren. 1984 kam er nach Ingolstadt und wohnte in der Scheinerstraße und später mit seiner Familie in der Mercy-straße. „Dort hat es mir supergut gefallen“, erzählt der zweifache Vater. Was ihn von dort wegbrachte, war die Fehlbelegungsabgabe für Sozialwohnungen, die er zahlen musste. „Ich habe mir sehr viele Objekte angeschaut und letztendlich jemanden gefunden, der für ein Doppelhaus einen Partner suchte.“

1994 fing Walter Rosner in Zuchering in der Bischof-Neumann-Straße mit dem Bau seines Eigenheims an. Zu Zuchering fühlte er sich sowieso schon hingezogen – wegen des Sportvereins, wo Rosner schon längere Zeit vorher mit Tennis begonnen hatte. „Schon als Kind hat mich dieser Sport sehr fasziniert, und ein Cousin hat mich in Ingolstadt dann mal zum Tennisspielen mitgenommen; da habe ich Lunte gerochen“, erinnert sich Rosner. Wie er dann zum SV Zuchering kam, muss er nicht lange überlegen. An der Münchener Straße gab es früher den Laden „Sport Ismann“. „Als ich noch in der Mercystraße wohnte, bin ich da oft hin, um zu schauen. Denn in Rumänien gab es keine Sportläden. Der Chef erwähnte, dass er Tennistrainer beim SV sei, und daraufhin stellte ich den Aufnahmeantrag.“

In den 80er Jahren war Tennis bekanntlich dank Boris Becker und Steffi Graf sehr beliebt, und so musste Walter Rosner drei Monate warten, bis er aufgenommen wurde. „Rappelzuppelvoll war der Verein.“ Seither spielt Rosner mindestens zweimal die Woche Tennis – mittlerweile in der Herren-50-Mannschaft – und hat es dank seines Eigenheims an der Bischof-Neumann-Straße nicht mehr weit zum Training. Christine Engel