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"Wie in Bullerbü"

Dagmar Danniner und ihre Familie leben in der Weishauptstraße im Westen der Stadt – Sorgen wegen Verkehr auf der Degenhartstraße

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

In der Weishauptstraße daheim: Dagmar Danniner (links), Ehemann Alexander Gajic und Hund Emma vor ihrem Haus. - Foto: Engel

Den Namen „Weishauptstraße“ muss man dem Schanzer nicht lang erklären. Natürlich ist sie nach Adam Weishaupt benannt – jener Universitätsprofessor, der einst in Ingolstadt die Illuminaten gegründet hat. Auch die Nachbarstraßen der Weishauptstraße sind nach Ingolstädter Universitätsprofessoren benannt: Benedikt Stattler, Johannes Stabius und Christoph Besold.

Für so einen berühmten Namen wie Weishaupt ist die Straße im Ingolstädter Westen allerdings relativ kurz. „Hier stehen nur der Reihenhausvierspänner, in dem wir leben, und zwei Einfamilienhäuser“, erzählt Dagmar Danninger (46), die hier seit 15 Jahren mit ihrem Ehemann und den zwei fast erwachsenen Söhnen lebt. Der Grund, hier in ein Reihenmittelhaus zu ziehen, waren die Enge in der vorherigen Wohnung und die Nähe zur Montessorischule, wo die Buben schon die Schulbank drückten.

„Wir waren zunächst sehr auf die Altstadt fixiert, aber dann haben wir uns auf das hier eingelassen und sind belohnt worden“, erzählt die Buchhändlerin. „Wie in Bullerbü“ seien ihre und die vielen Nachbarskinder hier aufgewachsen. Denn das unbebaute Grundstück gegenüber und viel Grün in Richtung Antoniusschwaige und Baggersee boten reichlich Platz zum Spielen. „Ich bin ein richtiger Naturmensch. Ich fahre alles mit dem Fahrrad und bin dadurch fast immer im Grünen. Das ist so wunderschön. So wie manch anderer Urlaub macht, so mache ich meine täglichen Erledigungen“, erzählt Dagmar Danninger.

Aber noch etwas gibt es in der Nähe der Weishauptstraße, für das Dagmar Danninger die Stadt in höchsten Tönen lobt und das ihren Söhnen eine unbeschwerte Kindheit beschwerte: der Fort-Haslang-Park. „Das ist ein richtiges Vögel- und Insektenparadies“, sagt Danninger und freut sich, dass man von der Streuobstwiese einfach das Obst auflesen kann. Auch die neuen Schmuckkörbchen und die anderen Blumen findet Dagmar Danninger „bombastisch“.

Nach dem vielen Lob für die Stadt hat die Österreicherin, die in München geboren wurde und in Ingolstadt aufwuchs, aber auch noch Kritik parat: „Die Degenhartstraße, in die die Weishauptstraße mündet, hat sich zu einem Highway entwickelt. Das ist eigentlich eine 30er Zone, aber kaum jemand hält sich dran.“ Nur etwa zweimal im Jahr werde auf dieser Straße, die mittlerweile viele als Abkürzung nutzten, eine Verkehrskontrolle durchgeführt – „das war’s, mehr passiert nicht.“ Dagmar Danningers Sorgen – und die vieler Nachbarn – gehen aber noch weiter: In jüngster Zeit wurde in der Stadt diskutiert, die Staustufe für Busse freizugeben. „Wir haben Angst, dass das nicht so bleibt und dass sich dort eine vierte Donaubrücke entwickelt.“

Dann, so die Befürchtung, würden noch mehr Autofahrer, die Degenhartstraße nutzen. „Dabei haben schon viele Studien gezeigt: Je mehr Straßen und Brücken gebaut werden, desto mehr Verkehr gibt es. Es wird nicht entlastet, es wird mehr“, sagt die überzeugte Radfahrerin. Noch weniger ist sie vom SPD-Vorschlag einer Ringbuslinie angetan, die auch dort verlaufen würde, wo jetzt noch jene Natur ist, von der Danninger so schwärmt. „Das ist das Tafelsilber Ingolstadts“, sagt sie, „das würde damit zerstört.“ Christine Engel