Ingolstadt
"Ganz so wie in alten Tagen"

Regionalliga-Spiel zwischen Ingolstadt und 1860 München weckt bei Fans Erinnerungen an früher

18.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:57 Uhr
Imposante Kulisse: Rund 4000 Zuschauer kamen am Dienstag ins ESV-Stadion, um das Regionalliga-Spiel zwischen den U-21 Teams des FC Ingolstadt 04 und des TSV 1860 München mitzuerleben. −Foto: Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) "Kommt schießt ein Tor, ihr Münchner Löwen!" Der Schlachtruf der Fans des TSV 1860 München drang am Dienstagabend schallend durch das altehrwürdige ESV-Stadion in Ingolstadt-Ringsee. Das Flehen sollte am Ende des Nachholspiels gegen den FC Ingolstadt II gleich vierfach belohnt werden.

Nur einmal konnten dagegen die Fans der zweiten Mannschaft der Schanzer jubeln. Ein Fußballfest war das lang erwartete Spitzenspiel der Regionalliga Bayern, das von einem Großaufgebot der Polizei begleitet wurde, allerdings friedlich verlief, aber trotzdem. Fast 4000 Zuschauer in dem teilweise maroden Rund sorgten für eine Kulisse, die viele ältere Fans aus längst vergangenen Glanzzeiten des Eisenbahner-Klubs aus dem Ingolstädter Süden noch kennen. Zu ihnen gehört Helmut Schlittenlohr, Stammgast bei allen Spielen der Schanzer. "Ein super Spiel, die Kulisse prima, ganz so wie in alten Tagen", schwärmte er von Zeiten von vor 40 Jahren und von Spielen gegen Hessen Kassel und den 1. FC Nürnberg.

Das Ergebnis sei für ihn "leistungsgerecht", sagte er. "Vielleicht ein Tor zu hoch für 1860. Aber die Schanzer sind eben ein junges Team, das merkt man." Ob es für die Löwen mit dieser Leistung für die Qualifikation zur Dritten Liga reicht, wagte Schlittenlohr zu bezweifeln. Zu diesem Zeitpunkt hieß es 3:1 für München. Das letzte Tor für die Gäste, das in der Nachspielzeit fiel, hatten Schlittenlohr und sein Bekannter Max Rödl nicht mehr mitbekommen. So wie einige andere Zuschauer auch, die kurz vor Schluss das Stadion verließen.

Darunter auch Thomas aus Großmehring und sein kleiner Sohn Florian, die sich eindeutig als Fans von 1860 zu erkennen gaben: hellblaues Fantrikot und strahlendes Siegerlächeln inklusive. Da dürfte vielleicht auch Florians größter Traum bald in Erfüllung gehen - ein Spiel der Löwen gegen den Lokalrivalen FC Bayern in der Ersten Bundesliga.
Siegessicher zeigten sich einige Fans der 60er aus Ingolstadt schon bei der Ankunft am Stadion. Dieter Brummer, Mitglied des Löwen-Stammtisches im Gasthaus Mittl, tippte ein souveränes 3:1, genauso wie Ritchie, der äußerlich ein wenig Ähnlichkeit mit Schwedens Fußball-Superstar Zlatan Ibrahimovic? mitbringt. Fast hätte es vom Ergebnis für die beiden gepasst, wäre da nicht die Unberechenbarkeit der Nachspielzeit gewesen. "Ich fiebere für 60 und für Ingolstadt mit. Denn einer gewinnt immer, und ein Unentschieden würde auch passen", scherzte Adolf aus Ingolstadt, ein Fan der lokalen Fußballszene seit vielen Jahrzehnten. Bei ihm kamen Erinnerungen hoch an das Spiel gegen 1860 München in der Zweitligasaison 2014/15 in der Allianz Arena. Beide Teams trennten sich 1:1. Der FCI stieg damals als Meister in die Erste Bundesliga auf, der TSV 1860 musste in die Relegation gegen Holstein Kiel, die der Klub für sich entscheiden konnte. Gut besucht war nicht nur das Stadion, auch an den Getränke- und Essensständen bildeten sich in der Halbzeitpause lange Schlangen, die vom Personal zügig abgearbeitet wurden. "Die ersten Fans sind schon um 17 Uhr da gewesen", erzählten Heidi und Ellen an einem der Stände. "Alle sind aber sehr freundlich und nett", ergänzte Heidi. Ein junger Löwen-Fan, der sich mit Trikot und Schal dekoriert hatte, konnte das Spiel quasi umsonst genießen - von der eigenen VIP-Tribüne aus. Er verfolgte den Schlagabtausch vom Fenster eines Hauses aus, das direkt am Rande des Stadions steht - das Stockwerk für freie Sicht aufs Spielfeld optimal gewählt.
Viele Ingolstädter Fans soll es bekanntlich nicht geben, die neben ihrem FC 04 noch eine zweite Liebe zu einem Verein an der Isar pflegen. Wer es aber doch tut, der konnte sich gut zwei Stunden nach dem 1:4 im ESV-Stadion immerhin noch mit einem 6:2 vor dem Fernseher trösten. So hoch gewannen die Bayern aus München gegen Leverkusen im Halbfinale des DFB-Pokals.

Michael Brandl