Baar-Ebenhausen
Schmutzig- und Saubermänner

Die Feuerwehren der GSB und etlicher Gemeinden übten gemeinsam den Einsatz bei Chemieunfällen

30.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:29 Uhr

Eine unbekannte, rauchende Chemikalie dringt aus diesem Behälter, der bei der Übung auf dem GSB-Gelände entleert werden musste. - Foto: Hermann

Baar-Ebenhausen (DK) Qualmende Behälter und leckende Tanks – zu einer außergewöhnlichen Übung trafen sich die Feuerwehren des Landkreises Pfaffenhofen mit der Werksfeuerwehr bei der GSB. Chemieunfälle, das Tragen von Schutzkleidung und deren notwendige Dekontamination waren die Themen.

Nur sechs von 85 Feuerwehren des Landkreises besitzen die Ausrüstung und Ausbildung, die zum Chemieschutzanzug (CSA)-Träger qualifiziert. Dazu gehören die Wehren aus Geisenfeld, Pfaffenhofen, Manching und Reichertshofen, die mit 30 Kollegen teilnahmen, darunter 13 CSA-Träger. „Sehr schön, dass die GSB sich bereit erklärt hat, so einen Übungstag einzurichten“, erklärte Fachkreisbrandmeister Johann Rottler, der als Spezialist für Einsätze bei Chemieunfällen mit Gefahrgut die Aufgaben koordinierte. Die GSB stellte das Equipment und den Erfahrungsschatz ihrer hauptamtlichen Werksfeuerwehr unter der Führung ihres Kommandanten Fritz Ilmberger zur Verfügung. Vor dem Praxisteil gab es eine intensive Unterweisung.

Dann hieß es: „Qualm aus der Pulverwerkstatt. Eine Person in Gefahr!“ Gleich beim ersten Szenario wurden alle Einsatzkräfte als gemischtes Team gefordert. Während die Personenrettung im leichten Schutzanzug lief, wurde die Not-Dekontamination aufgebaut und zwei Personen mit schwerem CSA ausgerüstet, um auslaufende Chemikalien zu bergen. Warum das zeitgleich laufen muss, erklärte Rottler: „Der Aufbau des Dekontaminationsplatzes dauert etwa genauso lang wie das Anlegen des schweren Anzugs mit Funkgerät und Atemschutz.“

Die Dekontamination unterliegt penibel einzuhaltenden Vorschriften: Die CSA-Träger werden von Schmutzigmännern im orangen Schutzanzug empfangen und noch im Anzug grob auf einer roten Fläche mit Wasser gereinigt. Dann folgen Schrubben und Bürsten in einer Wanne und das Entkleiden in einem großen Sack auf einer gelben Fläche. Dabei helfen ein „Schmutzigmann“, der den verunreinigten Anzug nur von außen berühren, und ein „Saubermann“ auf der anschließenden grünen Fläche, der den Anzug nur von innen anfassen darf.

Auch der neue Dekontaminationsanhänger des Landkreises, der seit Juni in Reichertshofen stationiert ist, stand für die Übungen bereit. Mit seinem Equipment wird sogar die Dekontaminationsstufe 1 erreicht: In einer geschlossenen Duschkabine können mit speziellen Reinigungsmitteln anhaftende Chemikalien unschädlich gemacht und das Waschwasser sicher aufgefangen werden.

Den geschulten Augen von Fritz Ilmberger entging nicht die kleinste Unaufmerksamkeit: „Bei Übungen können und sollen durchaus Fehler gemacht werden, nur so kann man sie in Zukunft vermeiden.“

Noch drei weitere knifflige Fälle warteten auf die Einsatzteams. Aus einem klaffenden Loch in einem Tank schoss im hohen Bogen „Ammoniak“ heraus – die Leckage musste behoben und der Gefahrstoff aufgefangen werden. Ein Gefahrstofftransporter mit unbekannten, rauchenden Chemikalien musste entleert werden, eine ätzende Flüssigkeit fraß sich nach allen Seiten spritzend durch ein Industrierohr. Alles nur fiktiv, „aber ganz realistisch. Im Ernstfall sieht es nicht anders aus“, so Michael Koller von der freiwilligen Feuerwehr Manching. „Wir haben keinen Wettstreit, sondern wir sind ein Team“, bestätigte Ilmberger das gelungene Zusammenspiel der gemischten Teams. Auch Rottler und seine Kollegen freuten sich über den gelungenen Erfahrungsaustausch und die durch rege Diskussionen gewonnenen Erkenntnisse.