Ingolstadt
Ausgebremst

Mit dem Bus zum Heimspiel: INVG lässt Vertrag mit dem ERC auslaufen

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Einigung gefunden: Die Eintrittskarte zu einem Spiel des ERC Ingolstadt gilt gleichzeitig als Busfahrkarte - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Kostenlos mit dem Bus zum Heimspiel der Panther. Ein entsprechender Rahmenvertrag zwischen der INVG und dem ERCI machte dies zumindest für Dauerkartenbesitzer über viele Jahre möglich. Doch zum Saisonende hat die INVG den Vertrag auslaufen lassen. Ein neuer ist nicht in Sicht.

Grünen-Stadtrat Christian Höbusch machte das Thema jetzt publik. In einem offenen Brief wandte er sich am Freitag an Oberbürgermeister Christian Lösel, mit der dringenden Bitte, "auf die Vertragsparteien vermittelnd einzuwirken, um eine für unsere Umwelt und vor allem für unsere Fans des ERC gute Lösung zu finden".

Bis zum Beginn der nächsten Saison ist zwar noch Zeit, doch der ERC hat schon mit dem Dauerkartenverkauf begonnen. Weil die INVG den turnusmäßig zum Saisonende auslaufenden Rahmenvertrag mit dem ERC nicht verlängert habe, der Verein aber eben mit dem Vorverkauf für die Saison 2017/2018 habe starten müssen, habe man die kostenlose INVG-Nutzung nicht mehr als Vorteil für Dauerkartenbesitzer angeben können, betont ERC-Sprecher Claudius Rehbein. Denn der Lösung, die dem Verein angeboten worden sei, habe der Verein nicht zustimmen können. Die INVG habe vorgeschlagen, dass der ERC für jede verkaufte Karte einen festen Betrag an die INVG abführen müsse - eine Vertragsgestaltung, wie sie in ähnlicher Weise mit dem FC Ingolstadt erfolgreich abgeschlossen worden sei, wie auch Christian Höbusch in seinem Schreiben an den OB betont. Die bisherigen Gespräche zwischen ERC und INVG hätten zu keiner Einigung geführt.

Das Problem: Der Verein hätte die Kosten auf die Dauerkartenbesitzer umlegen müssen. "Und wir haben heuer nach vielen Jahren ohnehin den Eintrittspreis etwas angehoben", so Rehbein. Als Benefit für die Fans allerdings dafür einen Frühbucherrabatt eingeführt. So kostet der Stehplatz für erwachsene Dauerkartenbesitzer, sofern sie sich die Karte bis 31. März sichern, 315 Euro - dasselbe wie im letzten Jahr. Wer sie später kauft, muss mehr zahlen.

Nach den Plänen der INVG hätte der Verein pro verkaufter Karte an die INVG zahlen müssen - unabhängig davon, ob die Karte für den Bus genutzt werde oder nicht. Laut Claudius Rehbein hätte dies dazu geführt, dass die Eintrittspreise für die Heimspiele noch teurer geworden wären. Welchen Betrag der Verein pro Karte hätte abführen müssen, wollte Rehbein nicht sagen. Dies sei Gegenstand der Vertragsverhandlungen. Aus ERC-Fankreisen verlautete aber, dass es sich um einen Euro pro verkaufter Karte handeln soll. Das wären, wenn die gut 4200 Menschen fassende Halle ausverkauft ist, bei 26 Heimspielen über 100 000 Euro. Der ERC habe angeboten, die Werbeleistung für Bus und Bahn deutlich zu erhöhen, sollte die INVG das Angebot wie bisher weiterlaufen lassen. Dies sei abgelehnt worden.

Wie viele Eishockeyfans tatsächlich den Bus mit ihrer Dauerkarte nutzen, darüber kann der Verein nur spekulieren. Konkrete Zahlen habe die INVG nicht genannt. Laut einer Umfrage, die der Verein seit 2014 jedes Jahr unter etwa 400 Fans macht, liege der Anteil bei zwischen fünf und sieben Prozent.

Grünen-Stadtrat Höbusch empfindet die Entwicklung vor dem Hintergrund der angespannten Parkplatzsituation an und um die Saturn-Arena, aber auch unter Umweltgesichtspunkten, als "sehr unerfreuliche Nachricht". Er hofft, dass sich in der noch bestehenden Zeit bis zum Beginn der neuen Saison doch noch eine Lösung abzeichnet. Stadtsprecher Michael Klarner, der den Vorgang am Freitag im Grundsatz bestätigte, verwies darauf, dass sich Oberbürgermeister Christian Lösel derzeit in Urlaub befände. Wenn er wieder im Amt sei, werde er sich den Sachstand darlegen lassen und dann das Schreiben Höbuschs beantworten. "Wir müssen sehen, was man tun kann."

Auf eine Lösung, die für beide Seiten vertretbar wäre, hofft auch Fanbeauftragte Petra Vogl. Unter den Fans, sagt sie, habe der Wegfall der kostenlosen ÖPNV-Nutzung hohe Wellen geschlagen - insbesondere im Hinblick auf noch nicht allzu lange zurückliegende Erhöhung der Parkplatzgebühr auf fünf Euro. "Da kommt man sich als ERC-Fan schon geschröpft vor." Dass der Verein jetzt nicht auch noch Abgaben an die INVG auf die Kartenbesitzer umlegen wollte, sei richtig und nachvollziehbar. Von der INVG ist sie dennoch enttäuscht. Die gehöre doch zur Stadt, sagt sie. "Und die Stadt sollte ihre Vereine unterstützen, und nicht als Geldquelle sehen."