Ingolstadt
490 000 Stunden im Jahr für die Bürger da

Ingolstädter Rotes Kreuz feiert 130-Jähriges mit Festakt und blickt auf zukünftige Aufgaben / Fest am Samstag am Donaustrand

23.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:30 Uhr
Sie würdigten 130 Jahre Rotes Kreuz in Ingolstadt: Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk (v. l.), Kreisverbandsvorsitzender und Oberbürgermeister Christian Lösel sowie Kreisgeschäftsführer Firat Avutan im Spiegelsaal des Kolpinghauses. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Besuch vom Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) erhielt am Samstag der Kreisverband (KV) Ingolstadt.

Anlass war der Festakt zu seinem 130-jährigen Bestehen. Leonhard Stärk sprach in seiner Rede von einem "großen Tag" für das Rote Kreuz und seine Aktiven in Ingolstadt. Sie verkörperten die Zukunft des BRK. Deren Entwicklung verknüpfte er jedoch mit bestimmten Voraussetzungen.

Stärk sagte vor geladenen Gästen im Spiegelsaal des Kolpinghauses, dass ein funktionierender Sozialstaat zukünftig mehr abhängig sein werde von nichtstaatlichen Organisationen wie dem Roten Kreuz. Eine Herausforderung für die Hilfsorganisation sehe er demnach vor allem in den Großstädten, die aufgrund von Bevölkerungswanderung und Prosperität weiter wachsen würden. Die Zukunft des Roten Kreuzes liege für ihn deshalb in seiner Stärke in den Städten, ohne die Verbindung zum ländlichen Raum dabei zu verlieren. Das BRK sei dafür besonders geeignet, wenn es die Zeichen der Zeit erkenne, sagte Stärk und nannte als Beispiele die verstärkte Übernahme von Aufgaben in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit, Kinderbetreuung und Altenhilfe.

Als Beispiel für die Leistungsfähigkeit hob er den Einsatz vieler Freiwilliger und Ehrenamtlicher im September vergangenen Jahres beim Raffinerieunglück bei Bayernoil in Vohburg hervor. Dies habe gezeigt dass das BRK, trotz der "Schwerfälligkeit", die Kritiker ihm manchmal nachsagten, ein einsatzfähiger Verband sei.

OB Christian Lösel, zugleich Vorsitzender des KV, ging in seiner Rede auf Ursprung und Geschichte des Roten Kreuzes ein. "Den Gedanken des selbstlosen Einsatzes für die Mitmenschen lebt der Kreisverband nun schon seit 130 Jahren", sagte er. Damals hätten 31 Männer aus Feuerwehr, Turner- und Kriegsvereinskreisen den Beschluss zur Gründung einer Sanitätskolonne gefasst. Die ersten Anschaffungen hätten sich auf 15 Krankentragen sowie wenige Verbandskästen und Brotbeutel beschränkt.

1919 und 1925 folgten die ersten Krankenwagen, 1950 das erste eigene Rot-Kreuz-Heim Auf der Schanz. 2018 seien 140 hauptamtliche und etwa 230 ehrenamtliche Mitarbeiter abwechselnd rund um die Uhr für die Bürger im Einsatz gewesen. Allein der Rettungsdienst sei im vergangenen Jahr über 30 000 Einsätze gefahren und habe dabei über 635 000 Kilometer zurückgelegt.

Lösel hob zudem die wichtige Funktion der Fördermitglieder hervor, deren Zahl um 500 auf über 9000 angestiegen sei.

Eines der jüngsten Projekte sei der Umbau der Rettungswache Mitte (Auf der Schanz), der vor wenigen Wochen begonnen habe und bis voraussichtlich Herbst 2020 andauere. "Ingolstadt wird dann über eine top-moderne Rettungswache verfügen", so Lösel.

Kreisgeschäftsführer Firat Avutan ging in seiner Rede auf weitere Herausforderungen ein. Dazu zählten die Vitalisierung des Verwaltungsgebäudes und die Unterbringungen für Wasserwacht und Rettungswache am Klinikum. Beides sei erforderlich, um die Dienstleistungen des KV zu verbessern, aber auch, um weitere Angebote im sozialen Bereich zu entwickeln. Neben dem Hauptamt sei vor allem das Ehrenamt eine tragende Säule des KV, so Avutan.

Aktuell stelle man fünf Schnelleinsatztruppen, eine Wasserrettung, einen Helfer vor Ort, einen Kriseninterventionsdienst und den Einsatzführungsdienst. "Wenn man alle Verfügungszeiten zusammennimmt, kommen wir auf sagenhafte 490 500 Stunden im Jahr", sagte er und sprach von einer "unbezahlbaren Leistung".

Die musikalischen Rahmen des Festaktes gestaltete Violinistin Nicole Ostmann von der städtischen Sing- und Musikschule. Sie begeisterte die Gäste mit vier brillant vorgetragenen Stücken von Bach und Paganini.

Weiter gefeiert wird beim KV am kommenden Wochenende: am Samstag zunächst am Donaustrand mit einer Fahrzeugausstellung, Show-Übungen, Mitmach-Aktionen und Ochs am Spieß. Am Sonntag folgt ein Gottesdienst im Münster, danach beginnt der Festzug zum Donaustrand, wo der KV zum gemütlichen Beisammensein einlädt.

Michael Brandl